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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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Vernouillet, * le 1er juin 1958, † le 23 juin
1988.
    Und dann sah er noch einen zweiten Namen.
    Als Klotz sich wieder zurück zu dem wartenden Taxi aufmachte, war
sein Gesicht kreidebleich.
    * * *
    Astrid Haevernick saß in ihrem Wagen und blickte auf die
Granitarkaden der Kongresshalle. In ihrem Kopf spielte sich etwas ab, was man
nicht wirklich Überlegen hätte nennen können: Die Synapsen hatten
Narrenfreiheit: Die verschiedensten Verbindungen wurden hergestellt und wieder
aufgelöst. Haevernick erinnerte sich an Bilder, Gesprächsfetzen, vermengt mit
den unterschiedlichsten Gefühlen. Angst, Lust, Geborgenheit, Leere, Freude,
Wut. Alles geriet irgendwie durcheinander.
    Sie fand keine Worte für das, was Frank Zebisch da getan hatte. War
das die Wirklichkeit gewesen oder irgendein fürchterlicher Traum? Vor ihrem
inneren Auge sah sie noch einmal diese feingliedrige Hand, mit der er sich auf
dem Kaffeehaustisch abgestützt hatte, als er aufstand, um auf die Toilette zu
gehen. Es war dieselbe Hand, die er ihr dann auf die Schulter gelegt hatte, als
er wieder zurückgekommen war. Die Hand, mit der er ihren Nacken gestreichelt
hatte. Seine Lippen an ihrem Ohr und diese Aufforderung zum Ehebruch. Sie war
wie paralysiert gewesen. Schwindlig, verstört, vollkommen perplex. Dann, als
sie diese Lippen sich auf ihren Mund zubewegen sah, war sie endlich wieder zu
sich gekommen. Hatte ihn heftig von sich gestoßen. War aus dem Café geflüchtet.
In ihr Auto gestiegen. Losgefahren. Ohne Richtung, ohne Ziel. Bis sie hier am
Südring rechts abgebogen war, ohne Grund.
    Sie hatte den Wagen zum Stehen gebracht. Lehnte sich zurück, schloss
die Augen. Langsam beruhigte sich das Blitzgewitter in ihrem Kopf. Nach und
nach gewannen Ruhe und Klarheit wieder die Oberhand.
    Sie öffnete das Handschuhfach und nahm die beiden Phantombilder
heraus. Sah sich zunächst das von diesem Ehepaar Böhner an. Schnell stellte sie
fest, dass es völlig unbrauchbar war. Dann sah sie auf die Zeichnung, die auf
Fröhlings Angaben basierte. Sie konzentrierte sich. Das mit dem Bart passte
nicht, ganz klar. Auch die Backen schienen ihr zu breit, zu aufgebläht. Blaue
Augen, las sie in der Täterbeschreibung.
    Ein Bart konnte angeklebt werden, dachte sie. Und das mit den Backen
… Hatte er ihr nicht mal gesagt, dass er früher einmal Schauspieler hatte
werden wollen?
    Haevernick legte die Phantombilder zurück ins Handschuhfach und ließ
den Motor an. Als sie auf den Stadtring einbiegen wollte, erkannte sie Frank
Zebisch im Rückspiegel. Offensichtlich war er ihr gefolgt. Er rannte auf ihren
Wagen zu und winkte. Sie wusste selbst nicht, warum, aber sie hielt an. Ließ
das Fenster herunter. Jetzt stand er vor ihr, abgehetzt, keuchend.
    »Astrid, bitte!«
    »Was willst du noch?«
    »Astrid, du hast da was falsch verstanden!«
    Sie sah in seine weit aufgerissenen Augen. Seine aufgerissenen
blauen Augen.
    * * *
    Der Straßburger Bahnhof war ein Kopfbahnhof. Das war auch der Grund
für die lange Wartezeit gewesen. Beinahe eine Viertelstunde hatten sie
gestanden, bis es endlich wieder losging. Klotz, der jetzt entgegen der
Fahrtrichtung saß, kaute auf dem letzten Stück seines Sandwichs herum.
    Er blickte nach draußen. Sah das Ende des Bahnsteigs verschwinden.
Sah an einer Mauer ein blaues Plakat, auf dem der Kopf eines jungen Mannes zu
sehen war. Entschlossener Blick, harte Gesichtszüge. Er trug eine
Kopfbedeckung, die der von Lieutenant Laurent nicht unähnlich war. Große weiße
Lettern, mit denen das Plakat überschrieben war, verrieten, wofür hier geworben
wurde: La Légion Étrangère. Das wäre
nichts für mich, kommentierte Klotz für sich im Stillen. Strich sich langsam
über den Bauch und schüttete einen letzten Rest Kaffee in sich hinein.
    Draußen zogen kahle Bäume, nasse Wiesen und bröckelnde Häuserwände
vorbei. Dann kam der Rhein. Klotz sah auf das Wasser und dachte wieder an den
Fall.
    Ihm fiel ein, dass er ganz vergessen hatte, Laurent das Handy
zurückzugeben, das ihm dieser zur Sicherheit geliehen hatte. Er sah in der
zerknitterten Plastiktüte nach, die sein einziges Gepäckstück darstellte.
Nachdem er das Handy gefunden hatte, starrte er auf das Display. Schließlich
wählte er eine Nummer. Nach wenigen Sekunden ertönte ein Freizeichen, und am
anderen Ende wurde abgehoben.
    Der Zug kam exakt um zweiundzwanzig Uhr dreißig am Nürnberger
Hauptbahnhof an und hatte damit eine Verspätung von lediglich sechs Minuten.
Nicht

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