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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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schlecht für die Bahn, dachte Klotz und stieg aus. Es nieselte, und sein
Gesicht bekam ein paar Regentropfen ab. Er wischte sich mit einem Ärmel über
Stirn und Schläfen. Ging weiter. Stieg hinab in einen gefliesten,
unterirdischen Gang. Erreichte schließlich die Haupthalle. Verschnaufte. Dann
trat er hinaus auf den Bahnhofsplatz. So etwas wie das Gefühl von Heimat kam in
ihm hoch, als er die mittelalterliche Fassade seiner Stadt sah. Die Mauer, der
steinerne Königstorturm, der stumm und mächtig über diese Stadt wachte.
    Er ließ seinen Blick schweifen und zündete sich eine von den
Filterzigaretten an, die er im Zug gekauft hatte. Immer wieder hörte er
vereinzelt irgendwelche Böller explodieren. Da und dort stieg eine
Silvesterrakete verfrüht in den Himmel und verglühte. Als ob man das neue Jahr
heraufbeschwören könnte, wenn man nur ordentlich Krach macht, dachte Klotz verächtlich.
Niemand kann die Zeit manipulieren, denn alles hat seine Zeit, und er dachte an
seine Verabredung.
    Das Strandhaus am Dutzendteich war ja eigentlich ein tolles
Restaurant. Besonders die Seeterrasse mit ihrem Ausblick auf das Wasser war
großartig. Und trotzdem. Für mich und meinesgleichen, dachte Klotz, ist das
doch alles viel zu schickimicki. Eine Bierstube oder Trinkhalle hätte es auch
getan. Zugegeben, zu Anwärter Zebisch passte das edle Ambiente, in dem man den
Silvesterabend verhalten feierte, ganz gut, aber er, Klotz, er kam sich hier
irgendwie deplatziert vor. Wie ein Elefant im Porzellanladen, obwohl er ja
eigentlich kein Porzellan zerschlug, ausnahmsweise mal.
    Er stellte den Wasserhahn ab und ging zum Handtrockner. Während er
seine Hände föhnte, sah er in den Spiegel. Dieser Ausflug nach Paris hatte ihn
nicht jünger gemacht. Er betrachtete seine Augenringe. Vor ein paar Jahren war
das noch anders gewesen, mit seinem Gesicht und den Falten. Aber jetzt …
    Er dachte wieder an vorhin. An diesen Moment, als er aufgestanden
war, um zur Toilette zu gehen. Da waren dieses Lächeln und dieser Blick
gewesen. Dieses süffisante Lächeln. Hochmütige Vermessenheit, gepaart mit
nonchalanter Indifferenz. Ein Lächeln, ein Blick, die sagen wollten: Sieh her,
ich bin der Größte, der Beste, ich bin unschlagbar. Dieser Blick, dieses
Lächeln. Für einen kurzen Augenblick hatte sich Klotz nicht nur deplatziert,
sondern auch minderwertig gefühlt.
    Er sah wieder in den Spiegel. Sah sich für ein paar Sekunden in die
Augen. Dann ging er zurück in den Gastraum. Beobachtete die Bedienung dabei,
wie sie Zebisch einen Cocktail servierte. Setzte sich. Nahm einen langsamen
Schluck von seinem Bier, das irgendwie schal schmeckte. Warf einen kurzen Blick
aus dem Fenster, über den See, hinüber zur Kongresshalle. Er hätte jetzt gern
geraucht. Durfte aber nicht.
    »Und das schmeckt?«
    Klotz deutete auf das orangerote Getränk, in dem zwei schwarze
Strohhalme steckten, die Zebisch gerade aus dem Mund nahm.
    »Geht so.«
    Er fixierte die Augen seines Gegenübers und glaubte, noch einen
Schimmer dieses hochmütigen Blickes von vorhin wahrzunehmen.
    »Darf ich Ihnen eine indiskrete Frage stellen?«
    »Nur raus damit.«
    »Wo waren Sie eigentlich die letzten Tage? Kommissar Escherlich
meinte, dass vielleicht … weil er jetzt eben die Leitung in dem neuen Fall
bekommen hat … dass Sie deswegen …«
    Klotz antwortete nicht. Stattdessen legte er ein Foto auf den Tisch.
Die Ablichtung eines Unterarms, dessen Vene geöffnet war. Zebischs Blick hatte
sich merklich verändert. Er stellte seinen Drink auf den Tisch.
    »Wie geht es eigentlich deiner Mutter?« Klotz machte eine
Kunstpause. »So alleine in Paris.«
    Für einen Augenblick zuckte etwas in Zebischs Gesicht.
    »Oh, pardon. Sie ist ja gar nicht alleine. Dein Vater liegt ja bei ihr.
Seltsam, dass du den Namen deines Vaters trägst und nicht den deiner Mutter.«
    Schweigend nahm Zebisch seinen Cocktail in die Hand und trank ihn in
einem Zug aus.
    »Ich wusste, dass Sie die Wahrheit entdecken würden. Ich wollte
sogar, dass Sie sie herausfinden. Sie sollten verstehen.«
    »Verstehen?«
    »Haben Sie sich niemals gefragt, warum plötzlich diese verschollene
Akte auf Ihrem Schreibtisch lag? Der handschriftliche Vermerk, der auf die Akte
meiner Mutter hinwies? Und dann die gefälschten Kennzeichen. Nachdem Sie jetzt
in Paris waren, müsste Ihnen das mit den Kennzeichen eigentlich klar sein. Die
Botschaft galt keinem Geringeren als Ihnen, Herr Hauptkommissar.«
    Klotz dämmerte, dass er

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