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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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leisten wäre ihm
angesichts seiner Lage nicht im Traum eingefallen. Als die beiden im Bad
angekommen waren, zwang Haevernick ihr Opfer unter die Dusche und drehte auf.
Lackners Geschrei hatte sich inzwischen in ein weinerliches Jammern verwandelt.
Plötzlich rutschte er aus, krachte gegen eine PVC -Wand, die Duschkabine wackelte heftig und fiel in sich zusammen. Lackner
knallte mit seinem Kopf gegen den Rand des Waschbeckens. Jetzt lag er wimmernd
am Boden und hielt sich die Stirn. Haevernick hatte die ganze Zeit nur an die
Nacht gedacht, in der ihr Bruder bewusstlos im Flur gelegen hatte, und daran,
was sie damals hätte tun sollen. Solch eine Situation würde sich nie mehr
wiederholen, hatte sie sich damals geschworen. Sie hatte jegliches Gefühl von
falschem Mitleid in sich ausgeschaltet, packte Lackner nun am Nacken und zog
ihn nach oben. Als sein Kopf über dem Waschbecken hing, steckte sie Zeige- und
Mittelfinger ihrer rechten Hand, so tief es ging in, Lackners Rachen. Er musste
sich erbrechen, und Haevernick hörte nicht auf, bis sie merkte, dass nur noch
Magensäure kam.
    Lackner saß an dem Glastisch und befühlte den Verband an seinem
Kopf. Er nahm einen kleinen Schluck Kaffee und zurrte seinen Bademantel fester
zu. Haevernick saß ihm gegenüber. Sie hatte Schulzes Notizbuch herausgeholt und
auf den Tisch gelegt.
    »Ich werde nicht eher gehen, bis Sie mir gesagt haben, was Sie mit
diesem Fall Elisa Morvan zu tun haben.«
    Lackner starrte auf das, was um das Notizbuch herumlag. Zerknüllte,
umgekippte Bierdosen, leere und halb leere Flaschen, ein aufgeschlagener
Pizzakarton, in dem ein Viertel Calzone lag, ein Aschenbecher, aus dem die
Kippen quollen, verrotzte Papiertaschentücher. Ein Schlachtfeld. Das
Schlachtfeld eines Verlierers. Das Abbild seines vermurksten Lebens. Und das
mit dem Notizbuch, diese Morvan-Geschichte, na, das musste ja eines Tages
kommen.
    »Ich rede mit Ihnen, Herr Lackner!«
    Er sah jetzt auf die aufgeschlagene Seite. Sah seinen Namen.
    »Woher haben Sie das?«
    »Das tut nichts zur Sache. Also, was ist?«
    Es hat keinen Sinn mehr. Letztendlich ist es ja sogar so etwas
Ähnliches wie eine Erlösung, dachte Lackner, und nahm einen weiteren Schluck
Kaffee. Schließlich war sein Leben ja schon im Arsch. Sehr viel schlimmer
konnte es nicht mehr werden.
    »Okay. Ich werde sagen, was ich weiß.«
    »Gut.«
    »Eigentlich habe ich mit der Sache nichts zu tun, aber …«
    »Aber was?«
    »Ich habe unterschrieben. Ich weiß, das hätte ich nicht tun sollen.«
    »Unterschrieben? Bitte der Reihe nach. Was ist damals geschehen?«
    »Es ging um einen Mordfall. Morvan. Eine junge Lehrerin. Sie wurde
an dieser Baustelle gefunden. Dieses Hotel Pyramide, Sie wissen schon. War
fürchterlich zugerichtet. Reinhard Klotz und ich haben die Leiche obduziert. Es
gab nicht den geringsten Zweifel daran, dass es sich um Mord handelte. Doch
dann kamen diese Leute …«
    »Was für Leute?«
    »Staatsschutz. Ich selber hatte keinen Kontakt. Reinhard hat mit
denen gesprochen. Er war ziemlich aufgelöst nachher. Hat mir klargemacht, dass
wir die Obduktionsakte manipulieren müssten, sonst …«
    »Sonst?«
    »Sonst hätte das das Ende bedeutet. Das Ende der Karriere,
mindestens, wenn nicht noch Schlimmeres. Wir haben dann einfach Fotos von einer
anderen Leiche genommen und den Bericht gefälscht, damit das Ganze wie ein
Selbstmord aussah. Sie müssen das verstehen, ich hatte Angst. Ich war damals
noch jung, Klotz war mein Vorgesetzter. Was hätte ich tun sollen?«
    »Wie wär’s mit Zivilcourage?«
    »Zivilcourage? Wissen Sie, was mit diesem Ermittler, diesem Schulze,
damals passiert ist?«
    Haevernick schwieg, und Lackner setzte hinzu:
    »Ja, ich habe etwas unternommen, damals. Hatte wenig mit
Zivilcourage zu tun, zugegeben, war aber einigermaßen wirksam. Zumindest bis
zum heutigen Tag.«
    Er deutete auf eine leere Flasche Wodka. Haevernick überlegte.
Schließlich stand sie auf und verabschiedete sich.
    »Was wird jetzt, Frau Oberkommissarin? Sie wissen schon, dass die
Ermittlungen, denen Sie da nachgehen, brandgefährlich werden können.«
    »Die Sache ist relativ einfach. Solange Sie Stillschweigen bewahren,
werde ich das auch tun. Ich sehe keine Notwendigkeit, Ihre Aussage in
irgendeiner Form amtlich werden zu lassen. Dieses Gespräch hat nie
stattgefunden.«
    »Ja. Hat nie stattgefunden. In Ordnung.«
    * * *
    Es war kein Problem für ihn, sich im Dunkeln zurechtzufinden.
Natürlich hätte er das

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