Klotz Und Der Unbegabte Moerder
wieder. Der lustige Clownfisch!
»An welcher Uni haben Sie eigentlich studiert?«, entfuhr es Klotz plötzlich. Er wusste selbst nicht, warum er diese Frage so unvermittelt in den Raum stellte.
Löterich war mit einem Mal so aus dem Konzept geraten, dass seine Wut wie weggeblasen schien.
»An der Universität Bayreuth. Wieso?«
»Ach, nur so.«
Plötzlich wurde ein seltsamer Ton hörbar, der immer lauter wurde. »The Unknown Caller«. Klotz sah dem Doktorfisch in die tiefschwarzen Augen. Ob der wenigstens einen richtigen Doktor hat? Aber das kann ich ja gar nicht beurteilen. Ich unterrichte ja nicht Biologie.
»Schalten Sie gefälligst Ihr Handy ab! Das schlägt jetzt nun wirklich dem Fass den Boden aus!«
»Klotz hier.«
Er war aufgestanden. Während er telefonierte, verließ er das Direktorat. Und einen Schulleiter, der sich verzweifelt fragte, wohin sich seine unumstößliche Autorität nur verflüchtigt haben konnte.
Das waren ja mal gute Nachrichten! Man hatte doch tatsächlich das Handy gefunden, das ihm in dieser Nacht hinter der Lorenzkirche abhandengekommen war. Bei einer Razzia im Asylantenheim sei das Mobiltelefon aufgetaucht. Im Spind eines aus Pakistan stammenden Mannes. Routinemäßig habe man die Identifikationsnummer überprüft, und siehe da, ein Treffer! Das hatte ihn nicht sehr erfreut, als man ihn des Diebstahls überführt hatte, diesen armen Rosenverkäufer.
Klotz blieb stehen und sah in die Sonne.
»Können Sie das noch mal wiederholen?«
»Also, das hat ihn nicht sehr erfreut …«
»Nein, das andere. Das ganz am Schluss.«
»Ja, was jetzt?«
»Das letzte Wort.«
»Rosenverkäufer.«
Der Mann hieß Wasim Ashkani und fristete sein Dasein in einem Asylbewerberheim in der Industriestraße. Klotz bedankte sich bei dem Kollegen für die Auskünfte. Versprach, so bald wie möglich in der Polizeidirektion West vorbeizuschauen, um das Handy abzuholen.
Als er die S-Bahn-Unterführung Sandreuth passiert hatte, fiel ihm rechter Hand eine riesige Waschanlage auf. Für nur fünf Euro wurde heute der Wagenputz im »Super-Center« angeboten. Er überlegte einen Moment. Dann kam er zu dem Schluss, dass eine simple Autowäsche wohl kaum die gesprayte Aufschrift auf seiner Karre würde entfernen können. Er bog nach links. Fuhr an Lager- und Werkshallen vorbei. Hörte Maschinengeräusche von Förderbändern, Gabelstaplern, Lkws, die ihre Laderampen hoch- oder runterfuhren. Ab und zu ein lautes Rufen. Ein Metalltor, das sich automatisch öffnete und wieder schloss, nachdem ein Kranwagen entwichen war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah Klotz eine weiße Achtzehn auf türkisem Grund. Er parkte und stieg aus.
Die einstmals weiße Fassade sah durch die grauen schmierigen Schlieren ziemlich heruntergekommen aus. Vor den Fenstern hingen heruntergelassene Jalousien. Klotz klingelte.
»Klotz, Kripo Nürnberg.«
Der Türöffner summte.
Der Mann saß auf der Kante eines Bettes, dessen Gestell an nicht wenigen Stellen rostig war. Auf einem Metallschränkchen, von dem der hellbeige Lack abblätterte, dampfte eine Tasse Kaffee. Klotz griff sich einen Plastikstuhl und setzte sich dem Mann gegenüber.
»Hallo. Wasim Ashkani? Mein Name ist Klotz. Werner Klotz.«
Der Mann sah auf. Seine Augen waren gerötet.
»Nur wenig Deutsch. English?«
»Yes. My name is Klotz. I am a German police officer.«
»Can you help me? They want me to go back to Pakistan. Abschiebung, Pakistan. Because of this mobile phone I took.
»Sie haben das Handy gestohlen, ja.«
»And because of my work. I sell roses, you know. Ich Rosen verkaufen. It’s not legal, I know. But when you do nothing, you will die. Look at this place! Look around you! You can’t stay here all day long and do nothing! You die! Nix tun, du tot! Tot!«
»I understand.«
Klotz schob Ashkani die Tasse hin. Mit zitternden Händen griff er danach und nahm einen Schluck.
»Can you help me?«
»Yes. I can help you and I will help you. But first, you have to help me. Okay?«
»You promise?«
Klotz stand auf und ging zu einem Fenster.
»You promise?«
Er blickte auf einen Hinterhof, der offensichtlich als Lagerfläche diente. Etwa fünfzig Toilettenboxen standen dort herum. Eine fein säuberlich neben der anderen. Irgendwie machten diese Boxen in Lila, Blau und Grün einen fröhlichen Eindruck. Er fühlte sich an Kaugummi erinnert. Klotz legte den Fensteröffner um. Frischluft!
»Stop! Don’t do this! The smell is pretty awful, you
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