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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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ihm wieder eingefallen. Betrunkene-dekorieren.de . Nach einigen wenigen Mausklicks hatte er sich gefunden. Ihm blieb die Pizza im Halse stecken. Da lag er also. Auf dem Boden der Aula. Um ihn herum leere Bierflaschen und sein Körper übersät mit weißen Plastikbechern. Auf seinem Bauch lag ein Buch. Was zum Teufel machte das da? War das etwa Goethes »Werther«? Oder der »Faust«? Nein, das war wohl irgendwas anderes.
    Er überlegte, wer hinter diesem Anschlag steckte. Dass ihm Anja Löterich eine Droge ins Bier geschüttet hatte, das war klar. Aber das mit dem Foto, war sie das allein gewesen? Sicher nicht. Da kamen noch andere in Frage: Cem Bülent, der rothaarige Junge und Maxi Rausch.
    Maxi Rausch – hatte er sich da vorhin verhört? Maxi Rausch hatte ihn doch, bevor er in die Aula geflogen war, bei seinem richtigen Namen genannt! Woher kannte Rausch Klotz’ Namen, verdammt noch mal?
    Er schlang die Pizza herunter. Schüttete das Dosenbier hinterher. Stand auf, drückte dem Wirt fünf Euro in die Hand – »Stimmt so« –, verließ den Laden.
    Während er schnellen Schrittes Richtung Kreutzerstraße marschierte, rief er Escherlich an und brachte die genaue Hausnummer in Erfahrung.
    Wenige Minuten später stand er vor der Tür eines Sandsteinbaus, der sich gegenüber einem Feinkostgeschäft befand, und klingelte. Während er wartete, wurde er sich wieder der seltsamen Zuhälterklamotten bewusst, die er am Leib trug. Einen Dienstausweis hatte er auch nicht dabei. Der war ja in der Brieftasche gewesen, die er hinter der Lorenzkirche verloren hatte. Und einen neuen Dienstausweis zu beantragen, hatte er bisher geflissentlich versäumt. Er fragte sich verzweifelt, unter welchem glaubhaften Vorwand er in die Wohnung gelangen konnte.
    Eine magere Frau mittleren Alters hatte die Tür geöffnet. Ihre traurigen Augen passten gut zu den darunter befindlichen Ringen. Ihre Gesichtsfarbe war kränklich. Klotz tippte auf fortgeschrittenen Alkoholismus. Ihr blondes Haar hing seitlich in Strähnen herunter.
    »Frau Rausch?«
    »Wer will das wissen? Sind Sie vom Jugendamt? Hören Sie, Sie wissen doch …«
    Klotz quetschte einen Fuß in den Türspalt.
    »Nein, nein, Frau Rausch. Ich komm von keinem Amt. Es geht um Ihren Sohn.«
    Für einige Sekunden starrte ihn die Frau in der rosafarbenen Kittelschürze verständnislos an. Dann, plötzlich, hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf.
    »Ahhh, Sie sind von dieser Musikfirma, nicht wahr?«
    »So ist es«, log Klotz dreist und atmete innerlich auf. Viele Dinge ergeben sich doch einfach von selbst, dachte er, man muss nur machen. Und er versuchte, die verspiegelte Sonnenbrille so lässig wie möglich abzunehmen.
    »Kommen Sie rein. Maxi ist zwar noch in der Schule, dürfte aber in einer halben Stunde kommen. Da hat er eine Freistunde. Kommen Sie.«
    Klotz folgte der Frau und war nicht wenig erstaunt über die ärmliche Wohnung, in die er geführt wurde. Im Wohnzimmer ließ ihn die Frau auf einem Sofa Platz nehmen, dem gegenüber ein riesiger Flachbildfernseher lief. Der Blick auf die gestochen scharfen Wiesen und Felder, die dort gezeigt wurden, war lediglich durch eine Reihe von Flaschenhälsen gestört, die auf dem Fliesencouchtisch zwischen Fernseher und Sofa standen.
    »Schön haben Sie’s hier«, sagte Klotz, der seinen angeborenen Ekel vor dem Lügen inzwischen mit Leichtigkeit überwand.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Irgendwie tat ihm die Frau leid. Früher einmal musste sie sehr schön gewesen sein. Das erkannte er jetzt, als er näher hinsah.
    »Wenn’s keine Umstände macht, Frau Rausch.«
    »Iwo, was für Umstände denn.«
    Jetzt lächelte sie sogar. »Ich geh nur kurz in die Küche, ja? Sie können ruhig umschalten, wenn Ihnen das Programm nicht gefällt.«
    Viel Zeit hatte er nicht, wenn Sie nur Kaffee kochen würde. Er stellte den Ton etwas lauter und stand auf. Als er im Flur war, fiel ihm ein Schild an einer Tür auf: »Bad Behaviour Always Welcome!« Hier war er wohl richtig.
    Das Zimmer war das eines typischen Jugendlichen, dachte er, nachdem er eingetreten war und beinahe über den ersten Bremshügel fiel, der aus einem Haufen dreckiger Wäsche und diverser Zeitschriftenfetzen bestand. Klotz kickte einen offen stehenden Rucksack beiseite, aus dem leere Dosen Red Bull, Cola und Bier herauskullerten. Jetzt, wo der Weg frei war, setzte er sich an den Schreibtisch von Maxi Rausch. An der gegenüberliegenden Wand war ein Hochbett angebracht. Darunter hing ein

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