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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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gar nicht mehr über sein Pech. Murphys Gesetz eben. In einer ihm typischen Lässigkeit, der es dennoch nicht an eigenwilligem Trotz fehlte, krempelte er seine Hosentaschen zurück nach innen.
    Aus einem Waschsalon kam gerade ein junger Mann, einen neongrünen Wäschekorb in den Händen. Klotz zückte seinen zurückeroberten Dienstausweis, hielt ihn dem potentiellen Opfer unter die Nase und brüllte:
    »Kriminalpolizei! Ihr Handy, sofort!«
    Der Mann verpasste Klotz einen Bodycheck, der es in sich hatte. Klotz ging zu Boden.
    »Verpiss dich, Alter! Ich geb dir gleich Kriminalpolizei, du alte  Schwuchtel!«
    Als er sich wieder aufgerappelt hatte, war ihm schwindlig, und der Mann, den er so zartfühlend nach dessen Handy gefragt hatte, war weg.
    Er musste husten. Indem er tief ein- und ausatmete, unterdrückte er einen plötzlichen Würgereiz.
    Was sollte er tun? Er musste unbedingt telefonieren. Wahrscheinlich hatte Frau Rausch ihren Sohn längst angerufen. Und wenn er noch mal einen Passanten ansprechen würde? In seinem aktuellen Aufzug und in dieser Gegend hier war das definitiv zu gefährlich, beschloss er.
    Als er sich umdrehte, fiel ihm das weiß-blaue Logo eines Drogeriemarkts ins Auge. Er ging in den Laden und huschte vorbei an Putzmitteln und Präservativen, bis er die Spirituosenabteilung erreicht hatte. Auf Zehenspitzen stehend sah er über die Regale, bis sein Blick an einem violett gefärbten Hinterkopf hängen blieb, unter dem ein weißer Kittel begann. Die einzig anwesende Angestellte des Ladens war gerade dabei, Hundefutter in die Regale zu räumen. Gut so.
    Zwanzig Cent kostete ein Ortsgespräch. Er starrte auf eine Reihe Bierflaschen, die im Regal vor ihm stand. Da musst du jetzt durch, sinnierte er weiter, griff sich eine Flasche, öffnete sie mit Hilfe seiner Schlüssel und trank sie auf Ex aus. Die ersten acht Cent, rechnete er. Nahm eine zweite Flasche und wiederholte das Procedere. Nach der dritten musste er rülpsen. Panisch drehte er sich um, in Sorge, dass die Angestellte auf ihn aufmerksam geworden war. Von der Frau war nichts zu sehen. Die klappernden Geräusche vom Hundefutterschichten liefen ununterbrochen weiter. Ein Glück!
    Er wartete noch einige Sekunden, bevor er die drei leeren Bierflaschen in seine Arme schloss und sich anschließend zur Kasse begab.
    Als die Angestellte den wartenden Kunden bemerkte, erhob sie sich mühevoll und gab unverhohlen den Laut eines aufrichtigen Missempfindens von sich. Das Gesicht, das sie Klotz bot, passte irgendwie zu den violetten Haaren. Es sah nicht unbedingt aus wie drei Tage Regenwetter, fand er. Eher wie drei Jahre. Klotz hielt sich an der Metallleiste neben dem Laufband fest.
    Wortlos öffnete die gestresste Frau die Kasse und legte ein paar Münzen neben Klotz’ hohle Hand. Das war auch so ein Ding, dachte er. Immer wieder machten das diese Verkäuferinnen, dass sie einem das Geld nicht direkt in die Hand gaben. Das war doch Absicht! Warum machten diese dämlichen Hühner das nur?
    »Da fehlen aber noch zwei Cent, junge Dame«, hörte er sich sagen, etwas erschrocken über den lallenden Unterton.
    Die Verkäuferin schnaubte kurz auf. Ließ die Kasse aber noch einmal aufspringen. Entnahm ein Zwei-Cent-Stück. Hob die Hand mit dem Geldstück zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ sie geradewegs auf Klotz’ geöffnete Handfläche sausen. Im letzten Moment zog er die Hand weg. War er nicht doch ein hervorragender Pädagoge? Ein letzter Blick zurück verriet ihm, dass sich die Frau den Fingernagel abgebrochen hatte. Recht so! Vielleicht lernst du ja was draus!
    Er sah auf seine Armbanduhr. Neun Uhr und achtundzwanzig Minuten. Mist! Das würde knapp werden. In weniger als hundertzwanzig Sekunden würde der Pausengong läuten. Die Schüler würden aus dem Gebäude in Gänge und Höfe strömen, und Maximilian Rausch wäre mittendrin. Ich muss einfach schneller sein, dachte Klotz trotzig und rannte los.
    Wie man nur so schwitzen konnte, fiel ihm auf, als er endlich den Parkplatz erreicht hatte. In seinen Taschen suchte er nach etwas, womit er sich den triefenden Schweiß abwischen konnte. Er fand nichts, und deshalb griff er in seiner Verzweiflung nach dem unteren Ende seines Hemds und stülpte es nach oben. Zog es zu seinem Gesicht hoch und wischte.
    Als er fertig war und wieder aufsah, erkannte er, dass die Pause begonnen hatte. Die ersten Schüler tröpfelten bereits aus dem Schulhaus, um sich an der Fußballsäule zu versammeln. Klotz hob die

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