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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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Poster, das sich durch ein aggressives Gelb auszeichnete und auf dem Uma Thurman abgebildet war. Sie hielt ein Samuraischwert in der Hand, und hinter ihr verlief ein riesiger Blutspritzer von oben nach unten. In diesem Blutspritzer klebte eine Rose.
    Klotz sah genauer hin. Moment mal! Die Rose war gar nicht Teil des Bildes. Sie war aufgeklebt.
    Schnell rannte er zu dem Poster. Ignorierte, was er mit seinen Füßen dabei vielleicht kaputt trat.
    Tatsache. Eine verwelkte rote Rose hing da, mit transparenten Klebestreifen fixiert.
    Er entfernte die Streifen, nahm einen Fetzen Papier, der auf dem Boden lag. Umhüllte damit den Stängel der Rose, nahm sie in die Hand. Ging zum Fenster, zog die Jalousien hoch. Drehte die Blume in verschiedene Richtungen und sah sie dabei intensiv an. War das nicht getrocknetes Blut, da an den Spitzen der Dornen?
    Er begab sich zurück an den Schreibtisch. Die Rose legte er auf den Haufen von Heften, Orangen- und Bananenschalen, der sich vor ihm befand.
    »Milch und Zu…? Was machen Sie im Zimmer meines Sohnes?«
    Klotz zuckte zusammen, drehte sich schnell zur Tür. Vielleicht etwas zu schnell, denn ein erheblicher Teil dessen, was auf dem Schreibtisch gebunkert war, fiel geräuschvoll zu Boden. Er sah zur Tür, in der Frau Rausch stand. In der Hand einen dampfenden Becher Kaffee, im Gesicht einen offen stehenden Mund.
    Klotz sah auf die Stelle am Boden, wo die Sachen vom Schreibtisch hingefallen waren. Irgendwie hatte er den Eindruck eines Wiedererkennens verspürt, als er gerade mit seinem Ellenbogen über die Tischfläche gefahren war. Er bückte sich und hob eine Geldbörse auf. Schwarz, aus echtem Leder.
    »Was ist hier los? Antworten Sie! Oder ich hol die Polizei!«
    Warum nur überschlugen sich diese weiblichen Stimmen immer so scheußlich, wenn sie hysterisch wurden?, dachte Klotz, während er den Geldbeutel öffnete und in einem der vorderen Einsteckschlitze nach seinem Dienstausweis suchte.
    »Frau Rausch!«, stieß er bestimmt hervor. »Sie brauchen die Polizei nicht mehr holen. Die ist bereits da. Mein Name ist Klotz, Werner Klotz, Kriminalpolizei Nürnberg.«
    Die Frau kam näher. Griff mit einer Hand nach dem Dienstausweis. Die andere ließ den Kaffee fallen. In einem Reflex versuchte Klotz den Becher aufzufangen. Die braune Brühe landete auf dem Boden. Klotz bückte sich und hob die umgestürzte Tasse auf. Er stellte sie auf den Tisch, das vollgesaute Buch, auf das sie gefallen war, legte er daneben. Frau Rausch gab ihm wortlos den Ausweis zurück. Dann verließ sie den Raum.
    Klotz blickte auf die aufgeschlagene Seite des Buches. Was dort stand, kam ihm bekannt vor. Das hatte er irgendwann schon einmal gelesen. Er sah auf den Einband. Aha. Salingers »Fänger im Roggen«. Für einen kurzen Moment schlich sich die Erinnerung an eine eher unschöne Begebenheit in sein Bewusstsein, und er musste an seinen verstorbenen Vater denken. Dann schlug er noch mal die Seite auf, in die der Kaffeebecher eingeschlagen war. Einige Zeilen dort waren mit einem Kugelschreiber unterstrichen worden. Niemand sollte sehen, dass ich verwundet war. Ich verbarg den Umstand, dass ich ein verwundeter Scheißkerl war.
    Bevor er die Wohnung verließ, sprach er gegen Frau Rausch eine eindringliche Warnung aus. Wenn sie versuchen würde, ihren Sohn über das Geschehene in Kenntnis zu setzen, hätte das strafrechtliche Konsequenzen für sie. Die Frau, die gerade dabei war, einen Korkenzieher in einen Bocksbeutel zu treiben, brach in Tränen aus. Klotz packte die Rose und ging.
    Während er den Weg nahm, den er gekommen war, riss er sein Handy aus der Tasche. Die Kollegen mussten unbedingt informiert werden. Maximilian Rausch war umgehend festzunehmen, es war Gefahr im Verzug.
    »Scheiße! Warum funktioniert das Drecksding denn nicht?«
    Es war so, wie es immer war. Murphys Gesetz. Im entscheidenden Moment war der Akku leer. Klasse! Solche Situationen liebte er, und er kannte sie zur Genüge.
    Er unterdrückte einen instinktiven Reflex, der das Handy am liebsten mit voller Wucht gegen eine Hauswand gedroschen hätte. Steckte das portable Telefon stattdessen ein. Auf dem Parkplatz vor der Schule stand eine Telefonzelle, fiel ihm wieder ein. Warum also nicht den klassischen Weg wählen und die Kollegen von dort aus anrufen? Er kramte in seinen Taschen herum. Nichts. Jetzt hatte er zwar seine alte Geldbörse wieder, aber irgendwo musste er den Ersatzgeldbeutel verloren haben. Irgendwie wunderte er sich schon

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