Klotz Und Der Unbegabte Moerder
her, du Hoeneß!«
»Wollen wir das nicht lieber im Präsidium machen, Werner?« Escherlichs Miene drückte ganz eindeutig ein tief empfundenes Missfallen aus.
»Wieso? Wolltest du nicht Drei im Weckla essen? Hier bekommst du das Original!«
Klotz sah sich in dem Biergarten um. Nachdem er einen geeigneten Platz ausgespäht hatte, schritt er unbekümmert voran. Dabei hielt er Maxis Oberarm schön fest umklammert. Er wollte auf keinen Fall riskieren, dass ihm der Jugendliche noch einmal irgendwie entwischte.
Den ängstlichen Blicken der Leute, denen es nicht verborgen blieb, dass der Junge Handschellen trug, begegnete Klotz mit einem bösen Blick. Hört auf, so blöd rumzugaffen! Ich mach hier bloß meine Arbeit! Kümmert euch lieber um euren eigenen Scheiß!
Als sie einen abseits gelegenen Biertisch erreicht hatten, ließ sich Klotz von Escherlich den Schlüssel für die Handschellen geben. Öffnete diese. Befahl dem Tatverdächtigen, sich zu setzen, um ihn mittels der Handschellen gleich darauf mit dem Stuhl zu verketten.
»Deshalb heißt das hier wahrscheinlich auch ›Kettensteg‹«, konnte es sich Escherlich nicht verkneifen.
»Ha, ha«, antwortete Klotz in einem Ton, der gespielte Langeweile ausdrückte, »sehr witzig, Peter. Was hast du heute Vormittag eigentlich gemacht, außer dass du bei McDonald’s rumgesessen und irgendwelche ungesunden Burger in dich hineingestopft hast?«
Schweigend setzte sich Escherlich an den Tisch.
»Um deinen Arbeitseifer ein wenig anzukurbeln, hab ich dir übrigens etwas mitgebracht.« Klotz kramte ein zusammengefaltetes Papiertaschentuch hervor und überreichte es Escherlich. »Hier, bitte. Da sind zwei Zigarettenkippen drin. Gib das doch bitte an Lackner weiter.«
»Und was soll der damit machen?«
Klotz nahm Escherlich beiseite, sodass Maxi Rausch sie nicht hören konnte, und klärte seinen Kollegen auf.
»Black Death raucht der?«, wunderte sich Escherlich. Er schüttelte den Kopf. »Okay, dann fahr ich also nachher zu Lackner.«
Eine junge Frau im Dirndl war an den Tisch herangetreten und machte irgendwie einen unsicheren Eindruck.
»Das hat schon seine Richtigkeit hier«, Klotz deutete auf die Handschellen, »wir sind von der Polizei.«
»Aha. Gut. Was darf ich den Herren denn bringen?«
Die beiden Kommissare bestellten sich jeweils eine vollwertige Mahlzeit. Zum Trinken sollte es diesmal ausnahmsweise Antialkoholisches geben. Schließlich war man ja dienstlich hier. Und außerdem unter den Augen der Nürnberger Bevölkerung. Die Bedienung wandte sich an Maxi Rausch.
»Und für den jungen Herrn? Darf’s da auch was sein?«
Maxi hatte den Kopf gesenkt und schwieg. Klotz entschied, anstelle des maulfaulen Jungen zu antworten.
»Eine Cola und ein Kinderschnitzel, bitte.«
»Kinderschnitzel haben wird nicht.«
»Dann eben einen Seniorenteller.«
»Gut. Geht in Ordnung.«
Die junge Frau war dabei, sich zu entfernen.
»Ach ja, und noch etwas. Wenn Sie das Schnitzel bitte in mundgerechte Stückchen schneiden könnten, ja?«
»Geht klar.«
Für einen Moment lächelte sie den Hauptkommissar auf eine komplizenhafte Art an, dann ging sie weiter.
Klotz blickte in die Weißgerbergasse hoch. Er sah auf die mittelalterlichen Fassaden der wenigen Nürnberger Fachwerkhäuser, die die schweren Luftangriffe des letzten Weltkriegs überlebt hatten, und überlegte, wie er das Verhör am besten beginnen würde.
Die Getränke kamen. Mineralwasser für die Kommissare und eine Cola für »den jungen Herrn«. Klotz sah ihn sich an, seinen Pappenheimer, der ihn in einem Tageslichtprojektorwagen in die Aula befördert und schließlich während einer harten Verfolgungsjagd bis zur Weißglut geärgert hatte. Jetzt war er nichts weiter als ein schmächtiges Häufchen Elend, dem eine abgewetzte Jeans fast in den Kniekehlen hing. Der ein T-Shirt trug, auf dem eine schwarz-weiße Uma Thurman posierte, bereit, ihr Gegenüber im nächsten Moment mit Hilfe eines Samuraischwertes zu enthaupten.
Escherlich nippte verlegen an seinem Sprudel, und Klotz legte seinen Geldbeutel auf den Tisch.
»So, mein Freund. Jetzt mal raus mit der Sprache! Wie kommst du an meine Geldbörse?«
Keine Antwort.
»Dein Schweigen wird dir nicht viel helfen, Maxi. Besser, du sagst die Wahrheit. Hast du Linda Cordes getötet?«
Der Junge schwieg beharrlich weiter.
»Hast du sie getötet, weil du verliebt in sie warst? Weil du eifersüchtig warst? Weil sie einen anderen hatte?«
»Halten Sie den
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