Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
Vom Netzwerk:
unverantwortlich! Höchst dilettantisches Vorgehen! Eines Ermittlers der Kriminalpolizei völlig unwürdiges Verhalten! Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Sie Hornochse! Haben Sie überhaupt gedacht? Den guten Namen der Polizei in aller Öffentlichkeit in den Dreck gezogen! Lächerlich gemacht! Und ich Idiot habe Ihnen noch auf die Schulter geklopft! Wie stehen wir jetzt da? Verschwinden Sie! Packen Sie Ihre Sachen! Und lassen Sie sich nie wieder sehen! Dort drüben hat der Maurer ein Loch gelassen! Und so weiter und so weiter.
    Ja, die Sache im Polizeipräsidium war nicht gerade zimperlich abgelaufen. Und wenn er ehrlich mit sich selber war, dann hatten sie auch alle recht. Denn er hatte versagt, auf ganzer Linie. Die Frage, die er sich bei der ganzen Geschichte stellte, war, ob er sich das, was geschehen war, jemals würde verzeihen können. Die Suspendierung von der Schule hätte er vielleicht noch irgendwie geradebiegen können. Aber dass er einen minderjährigen Tatverdächtigen in einem Biergarten angekettet und verhört hatte und dass dieser Jugendliche während der völlig unzulässigen Befragung dann auch noch erschossen worden war, das war nicht wiedergutzumachen. Dazu kam noch diese unselige Geschichte mit diesem Bayer. Die interne Anzeige des Kollegen von der Polizeidirektion West war heute früh auf Hubers Schreibtisch gelandet, das Disziplinarverfahren gegen ihn offiziell eingeleitet. Es war eine Scheiße, eine riesengroße Scheiße, in der Klotz zu ertrinken drohte, wenn er den Kopf jetzt nicht oben halten würde.
    Müde stellte er den Camaro auf dem Parkplatz vor dem Haus im Hummelsteiner Weg ab. Wasim Ashkani, der neben ihm saß, hatte die ganze Fahrt über geschwiegen, genau wie er selbst. Die bedrückte Stimmung, die Klotz ausstrahlte, kannte er vermutlich bereits aus seinem Asylbewerberheim, und entsprechend diskret verhielt er sich. Dass sie das nicht mehr erwähnt hatten, die Sache mit Wasim, das wunderte ihn ein wenig. Auf der anderen Seite war die widerrechtliche Unterbringung eines Abschiebekandidaten im Keller des Polizeipräsidiums doch eher ein geringfügiges Delikt im Vergleich zu dem, was er sich sonst geleistet hatte.
    Bevor er mit Wasim den Wagen verließ, bemühte sich Klotz um ein möglichst rationales Fazit, was seine Ermittlungen betraf. Es gab zwei Mordopfer. So viel stand fest. Und dieser Fall war eben doch wesentlich komplizierter, als er ursprünglich gedacht hatte. Er war ratlos angesichts der Wand, gegen die er selbst die Ermittlungen gefahren hatte. Noch ratloser war er allerdings, wie er nun mit der Tatsache umgehen sollte, dass er auf unbestimmte Zeit vom Dienst beurlaubt worden war. Denn es gab nichts Schlimmeres für ihn als eine unabgeschlossene Ermittlung, die für den Rest aller Zeiten ungelöst irgendwo in der Luft herumhing.
    Er schloss die Tür auf. Wasim und er betraten die Wohnung. Er fragte seinen Begleiter, ob dieser etwas essen wolle. Wasim nickte.
    Als sie in der Küche waren, inspizierte Klotz den Kühlschrank. Er stellte zwei Bierflaschen auf den Tisch und schob eine Fertigpizza in den Ofen.
    Nachdem er die Flaschen geöffnet hatte, überlegte er kurz, ob er mit Wasim anstoßen sollte. Ließ es dann aber lieber sein. Sein Blick wanderte an der Spüle entlang, wo er einen handgeschriebenen Zettel bemerkte. Er stand auf.
    Auf dem Papier waren drei Sätze geschrieben. Wo warst du heute Nacht? Wenn du eine andere hast, dann sag es! So schnell, wie ich gekommen bin, kann ich aus deinem Leben auch wieder verschwinden! – Melanie .
    Wortlos stand er auf, den Zettel in der Hand, und begab sich zu einem Fenster. An einer Stelle war das Papier etwas wellig. Wassertropfen mussten darauf gefallen sein. Oder Tränen? Wenn es Tränen waren, dann wäre das ganz schön theatralisch, dachte er im ersten Moment. Im zweiten fühlte er sich wie ein Schweinehund, der den einzigen Menschen, der ihn liebte, wie einen Fußabstreifer behandelte. Was war er nur für ein Arschloch! Gegen alles und gegen jeden. Am liebsten hätte er losgeflennt. Wie ein Schlosshund, so in der Art. Aber das ging nicht. Das ging schon lange nicht mehr.
    Er nahm seinen Ellenbogen vom Fensterbrett und ging ins Wohnzimmer, wo er Wasim das Sofa und den Fernseher zeigte. Dann setzte er seine Bierflasche an und stürzte die Flüssigkeit auf ex hinunter.
    Wasim machte es sich auf dem Sofa bequem und schaltete das Fernsehgerät ein. Auf einem Privatsender lief eine Rateshow. Klotz ging zurück in

Weitere Kostenlose Bücher