Knallhart nachgefragt - populaere Irrtuemer entlarvt & aufgedeckt
kleine, heile Welt stürzte an jenem Morgen in einem New Yorker Krankenhaus zusammen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit bei dem von Doktor Adams angeratenen Spezialisten, dem sie lauschte und dessen Informationen sie versuchte aufzunehmen wie ein Schwamm, machte sich Mary Ann auf den Heimweg zu ihrer Au Pair Familie. Verstanden hatte sie nicht wirklich etwas von dem, was der Spezialist ihr sagte. Eine Tablettenmischung unter ärztlicher Kontrolle, ein Cocktail von bunten Smarties jeden Tag in Dosen, die ohne weiteres in der Tagesration eine Müslischale füllen konnte soll jetzt die Lösung und der Ausweg sein. Nachdenken solle sie, in jedem Fall nachdenken und wiederkommen. Natürlich mache man erst einen zweiten Test um sicher zu gehen, doch wenn dieser das gleiche Ergebnis zu Tage fördert, werden die Tabletten ihr einziger Ausweg sein. Ein Ausweg, der die Krankheit zwar nicht heilen, aber dennoch den Ausbruch lange genug heraus zögern kann um zumindest weitere Jahre zu leben. Zu überleben . Es gäbe Menschen, die nutzen diese Therapie schon Jahrzehnte und bei dem medizinischen Fortschritt der letzten Jahre werde es sicher auch schon bald eine Lösung geben, die die Krankheit komplett besiegt. Als der Spezialist ihr diesen Vortrag hielt, den er routiniert abspielte, als sei es ein sorgfältig auswendig gelerntes Gedicht, versuchte Mary Ann im Geiste zurück zu gehen zu der Situation, in der sie sich diese unheilvolle Krankheit zugezogen haben könnte. Als "Risikogruppe", wie es der Arzt so schön ausdrückte, zählte sie sich normalerweise nicht. Weder hatte sie in der Vergangenheit Transfusionen erhalten, noch konnte sie sich an andere Situationen erinnern, in denen sie in Kontakt mit offenen Wunden anderer gekommen wäre. Und häufig wechselnder Geschlechtsverkehr? Bei Gott , sicher nicht! Obwohl sie attraktiv war und um die interessierten Blicke der Jungs in ihrem Alter wusste, ist sie in den vergangenen Monaten hier als Au Pair in New York nur einmal schwach geworden und dabei achtete sie darauf, dass sich der nette Mark, so hieß der Junge, der ihr an dieser Nacht den Himmel ein Stück näher holte, bevor er am kommenden Morgen verschwunden war, mit einem Kondom schützte. Sie konnte nicht wissen, dass sie nur eine Kerbe auf seinem Bettpfosten war und der nette Junge sich als Aufreißer entpuppte, der es nur darauf anlegte, Wetten mit seinen Freunden zu gewinnen, wie lange er bräuchte um eine Frau "flach zu legen". Sollte sie sich von diesem Mann tatsächlich diese schreckliche Krankheit eingefangen haben, von der sie bis dahin nur wusste, dass sie zweifellos im Tod enden würde? Dieser Ausflug in die Welt der abenteuerlichen Erotik war der erste und letzte, den Mary Ann hier in New York hatte. Ausgerechnet dieses Abenteuer sollte zum Fluch werden? Als ob es nicht schon katastrophal genug endete, als sie realisierte, dass sie eigentlich nur ausgenutzt wurde und die vermeintliche Romanze für Mark nur die "schnelle Nummer" war.
Gedanken schossen durch den Kopf von Mary Ann. Was tun, wie handeln und vor allem, was wird aus der Zukunft ? Jener abstrakte Begriff " Zukunft ", unter dem sie sich die schönsten Bilder und Visionen ausmalte: Universität, Karriere, Reisen, Forschen und eine eigene Familie, um die sie sich liebevoll kümmern kann. Alles wurde immer schemenhafter in ihrem Kopf und die so vertrauten Bilder, die sie in ihren Träumen über die Zukunft hatte, zerplatzten wie Seifenblasen. Nach und nach lösten sich diese Träume jetzt zusehends auf, während sie im Bus nach New Jersey saß, um wieder zurück zu ihrer Au Pair Familie zu gelangen. Die Bilder stiegen vor ihrem inneren Auge auf, stiegen immer weiter empor und verschwanden schließlich in ein nichts, aus dem sie nie wieder kehren sollten. Es war vorbei. Die Zukunft wird nicht stattfinden. Waren ihre bisherigen Träume über die Zukunft noch etwas, dass sie sich herbei sehnte und in allen Farben bunt ausmalte, so war es dieser Fakt, dass es keine Zukunft geben würde oder nicht in der Form, wie sie sich immer erhoffte, der beherrschende Gedanke im Kopf, der plötzlich die Überhand gewann. Der Lebensmut schwand zusehends auf diesem harten Sitz in der Buslinie 44 nach New Jersey und als sie schließlich an ihrer Haltestelle angekommen war, stieg sie aus und hatte sich mit der eben erfahrenen Wahrheit abgefunden, dass sie nicht alt genug werden würde, um ihre Träume in Erfüllung gehen zu lassen.
Mary Ann schlug wie automatisiert
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