Knallharte Schale - Zuckersueßer Kerl
er glaubte.
„Ach, ich habe ganz vergessen, dich zu fragen, ob du in der Woche nach dem Trainingslager Zeit für ein weiteres Fotoshooting hast.“
„Äh ... bestimmt“, antwortete er wie der letzte Trottel, als sie an ihrem Auto angekommen waren.
„Das wäre großartig“, lächelnd öffnete sie die Autotür und legte ihre Tasche hinein. „Wir dürfen nämlich im Central Park ein paar Aufnahmen machen. Zu dieser Zeit dürfte auch das Wetter mitspielen.“
„Der Central Park?“, fragte er und beobachtete, wie sie sich eine blonde Strähne hinter das Ohr schob.
„Genau. Das ist sehr passend, schließlich findet dort in jedem Jahr der Charity-Lauf statt. Ich hätte dich gerne in deinen Alltagsklamotten, schließlich wirst du im Trainingslager Footballkleidung tragen.“
Unsicher rieb er seine Lippen aufeinander. „Mhh ... was soll ich denn anziehen?“
„Was du willst“, fröhlich grinste sie ihm zu, hob ihre Hand und setzte sich in ihr Auto. „Wir sehen uns dann im Trainingslager!“
Dupree kam sich wie ein Trottel vor, weil er dem davonbrausenden Auto hinterher sah und schwermütig wurde.
6. Kapitel
Zwar hatte Dupree keine Erfahrung in der Welt des Online-Datings, aber mittlerweile war er der Meinung, dass die New Yorker Frauen größtenteils wahnsinnig waren. Eine andere Erklärung gab es nicht für die merkwürdigen Nachrichten, die ständig bei ihm eintrudelten. Bisher hatte er dermaßen verwirrende Antworten auf sein Profil bekommen, dass er mit dem Gedanken spielte, sich bei der Partnerbörse wieder abzumelden. Außerdem fragte er sich tatsächlich, wie die Agentur dazukam, sich selbst als Partnervermittlung mit Stil zu bezeichnen.
Die letzte Frau, die ihn angeschrieben hatte, war älter als seine Mutter gewesen, hatte als Hobby junge Burschen vernaschen angegeben und ihm gleich in der ersten Nachricht zweihundert Dollar angeboten, wenn er ihre Wohnung im unbekleideten Zustand putzen würde. Ihr letzter Satz hatte gelautet:
Von: SugarMama
An: Long John Silver
Uhrzeit: 22:38
Betreff: Re: Re: Du geiler Hengst
P.S. Es macht nichts, wenn du dich dreckig machst. Ich lecke dich schon sauber.
Dupree mochte nicht sehr erfahren sein, dennoch war ihm sofort klar gewesen, was die ältere Dame mit dem verlebten Gesicht von ihm wollte. Ein Blick auf ihr Profilbild hatte in ihm den Wunsch ausgelöst, sich die Augäpfel mit einer Gabel zu amputieren und schreiend durch die Wohnung zu rennen. Auf dem Bild hatte ihr grellrot gefärbtes Haar nicht nur so ausgesehen, als hätte sie es in einen Toaster gesteckt, nein, die alte Dame hatte durchsichtige Unterwäsche getragen und sich anscheinend nicht daran gestört, dass sich niemand mehr vorzustellen brauchte, wie sie wohl nackt aussah, denn das hatte sich bereits erledigt.
Während er Gott um eine plötzliche Amnesie angebettelt hatte, war er nicht umhingekommen, ihren Account zu sperren, damit sie ihn nicht ein weiteres Mal anschreiben konnte. Darin war er mittlerweile Meister, denn er hatte schon den einen und anderen Account von seiner Liste geworfen.
Wieso gab es eigentlich keine normalen Frauen mehr auf dieser Welt? War er zu anspruchsvoll, weil er einfach eine nette, liebe und warmherzige Frau kennenlernen wollte, die nicht von ihm verlangte, ihre Unterwäsche aufzuessen? Oder die ihm per Internetnachricht anvertraute, dass sie gerne angepinkelt werden wollte? Himmel, wer wollte denn schon angepinkelt werden? Außerdem stellte er sich die Frage, wo dies geschehen sollte, denn das Bett kam dafür bestimmt nicht infrage, oder? Er wollte nicht immer auf sein Handy starren und sich fragen müssen, welche gestörte, perverse oder beleidigende Nachricht ihn nun wieder erwartete, denn beleidigende Nachrichten waren ebenfalls unter den zahlreichen Meldungen gewesen.
Vielleicht hatte das mit diesem Buch zu tun, von dem Blake ständig schwärmte und das er sogar mit ins Trainingslager genommen hatte? Wenn Blake ein Buch las, musste etwas Sexuelles dahinterstecken, überlegte Dupree, da sein Kumpel ansonsten unter Lektüre nur das Lesen des Flyers eines Bestellservices verstand. Seit Tagen faselte der Runningback von nichts anderem als von diesem angeblich sensationellen Buch, in dem es um krasse Fesselspiele, geilen Rollentausch und versaute Stellungen ging. Bei seinen Ausschweifungen vergaß er vor lauter Aufregung sogar regelmäßig, sich einen zweiten Nachtisch zu holen, wenn sie alle zusammen beim Essen
Weitere Kostenlose Bücher