Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
Haus Sonnenschein.«
    Martin stand starr da und glotzte auf die Klingelschilder, als würden sie ihm die Lottozahlen der nächsten Woche verraten. Birgit zupfte ihn am Ärmel.
    »Hallo? Erde an Martin!«
    Martins Gedanken umkreisten mal wieder die leidige Frage: Wie sag ich’s ihr?
    »Sag es ihr einfach, wie es ist«, schlug ich zum zweihunderttausendsten Mal vor.
    »Nein.«
    Aha. Der Herr weiß zwar nicht, was er will, aber was er nicht will, das weiß er gut.
    Martin räusperte sich, dann drehte er sich zu Birgit um. »Du hast doch Jenny gesagt, dass Herr Krämpel verschwunden ist, oder?«
    Birgit runzelte die Stirn. »Warum? Was hat das jetzt mit Yuri zu tun?«
    »Ähem, also …«
    »Feigling«, maulte ich, dann schaltete ich mich weg. Sollte Martin doch sehen, wie er Birgit erklärte, woher er wusste, dass statt Yuri der gefesselte Krämpel in Apartment Nummer dreiundsechzig lag.
    Im Präsidium war Jenny nicht, daher suchte ich sie im Haus Sonnenschein. Wenn sie ihr Versprechen halten wollte, sollte sie sich um Krämpels Verschwinden kümmern, und da wäre es logisch, dass sie im Heim vorbeischaute. Ich hatte mich nicht getäuscht.
    »… öfter vorgekommen, dass er unentschuldigt gefehlt hat?«
    Sie saß in Frau Dr. Wengers Büro und hatte ihren Notizblock auf dem rechten Knie, das sie über das linke geschlagen hatte. Wieder einmal erinnerte sie mich mehr an eine Studentin als an eine Kommissarin.
    »Nein, nie. Herr Krämpel ist ausgesprochen zuverlässig.«
    »Sie erinnern sich, dass wir im Zusammenhang mit Frau Pleves Tod nach der Handhabung der Medikamente gefragt haben.« Es klang weder wie eine Frage noch wie eine Feststellung, und da die Wenger offenbar auch nicht so genau wusste, wie die Bemerkung gemeint war, nickte sie nur.
    »Halten Sie es für denkbar, dass Herr Krämpel, der ja Zugang zu den Arzneimitteln hatte, damit, äh, nicht ganz korrekt umgegangen ist?«, fragte Jenny.
    Frau Dr. Wenger sah erst irritiert aus, dann fiel der Groschen. »Wollen Sie etwa behaupten, dass er Medikamente gestohlen hat?«, fragte sie in einem Tonfall, der die Raumtemperatur um einige Grad senkte.
    »Es wäre eine …«, murmelte Jenny, dann räusperte sie sich und streckte den Rücken durch. »Es wäre eine denkbare Erklärung. Herr Krämpel unterschlägt Medikamente, besonders Schmerzmittel, die auf dem Schwarzmarkt sehr viel Geld kosten. Frau Pleve bemerkte seinen Betrug und …«
    »Das kann ich mir ganz und gar nicht vorstellen«, klirrte die Wenger. »Außerdem wäre das ja bemerkt worden.Unsere Bewohner hätten sich natürlich gemeldet, wenn sie ihre Arznei nicht bekommen hätten.«
    »Sie haben auch stark pflegebedürftige Bewohner hier, wenn ich mich nicht irre«, sagte Jenny. »Vielleicht ist nicht jeder in der Lage, sich entsprechend zu artikulieren.«
    »Lächerlich. Unser Pflegepersonal hätte das natürlich auf jeden Fall festgestellt.«
    Jenny nickte versöhnlich. »Es ist im Moment nur ein Gedankenspiel, das eine Verbindung zwischen dem Tod von Frau Pleve und dem Verschwinden von Herrn Krämpel herstellt.«
    »Vielleicht gibt es gar keine Verbindung«, sagte die Wenger.
    »Vielleicht«, entgegnete Jenny. »Wir werden sehen.«
    Ich zockelte hinter Jenny her, die die Eingangshalle durchquerte, ohne auf einen Kaffee bei der Platine vorbeizuschauen. Logo, Jenny wusste gar nicht, dass das Perlhuhn eine Art Joker war. Ich schaute nach ihr und fand sie wie erstarrt mitten im Café stehend. In der linken Hand hatte sie einen Teller voll Kuchen, in der rechten Hand ein Glas Tee. Sie starrte auf den Fernseher, auf dem das Kölner Lokalfernsehen lief.
    »… war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.«
    Neben der blondgelockten Loreley-Kopie, die mit Silberblick ihren Text von der Kamera ablas, war ein Foto des großen Wohltäters Weiz eingeblendet.
    »Nach dem frühen Tod seiner Frau und dem Mord an seinem Schwager schlägt mit dem Tod seiner Tochter das Schicksal zum dritten Mal zu.«
    Woher wussten die Glotzgeier schon Bescheid? Weiz war erst heute Vormittag im Institut gewesen, um seine Tochter zu identifizieren. War er dort von jemandem beobachtet worden? Oder hatte der Beerdigungsunternehmer,an den er sich notgedrungen gewandt hatte, die Presse informiert? Oder sollte etwa Weiz selbst …
    Und warum ließ die Platine das Glas Tee fallen, stellte den Teller mit dem Kuchen auf dem nächstbesten Tisch ab und rannte aus dem Café in Richtung Park?
    Wohin ich auch schaute, überall lauerten Fragen, auf

Weitere Kostenlose Bücher