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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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aus, wie der Riese sich an Martins Schulter ausheulte, zu der er sich mächtig herabbeugen musste. Ich wandte mich schnell ab und drehte erst mal eine einsame Runde durch den Käfer. Taschentücher mit abgewischtem Lippenstift lagen im Fußraum, eine Bürste und ein Haargummi auf dem Beifahrersitz. Im Handschuhfach befanden sich, soweitich das im Dämmerlicht feststellen konnte, ein paar Straßenkarten, ein Eiskratzer und ein Brillenetui, dessen Inhalt ich nicht checkte. In einem geschlossenen Etui in einem geschlossenen Handschuhfach ist es schlicht und ergreifend schwarz.
    Endlich hatte Martin sich aus dem Klammergriff des Griechen befreit und half mir, indem er Fußmatten hochhob, das Handschuhfach öffnete, eine Sonnenbrille aus dem Etui holte und die Karten auffaltete. Leider fielen keine konspirativen Mitteilungen oder Hinweise auf den Mörder heraus. Kurzzeitig flammte Hoffnung in uns auf, als Martin einen Briefumschlag zwischen Rücksitz und Seitenverkleidung entdeckte, aber es handelte sich nur um einen Werbebrief, dessen Umschlag Sahne als Einkaufszettel genutzt hatte. Butter, Zucker, Mehl und Backpulver standen drauf. Nach dem Aussehen des Umschlags konnte die Liste aber schon einige Monate alt sein.
    Martin wollte nach hinten gehen, um den Kofferraum zu öffnen, aber ich konnte ihn gerade noch darauf hinweisen, dass das die falsche Richtung war. Ein Mann, der nicht wusste, dass der Kofferraum des Käfers vorne lag, hatte eigentlich keine Daseinsberechtigung, oder? Sag ich ja die ganze Zeit.
    Der Kofferraum war leer bis auf eine Decke, ein paar Müsliriegel und einen Erste-Hilfe-Kasten. Martin wollte die Haube wieder zufallen lassen, als ich mich daran erinnerte, in welchem Versteck wir die Daten aus dem Altenheim in Sahnes Wohnung gefunden hatten.
    »Schau in den Erste-Hilfe-Kasten.«
    Martin zögerte, kapierte meinen gedanklichen Hinweis auf die ›Miami Vice‹-DVD und öffnete den Kasten. Er enthielt den üblichen Kram wie Verbandszeug, Jodtinktur, eine ungefähr hundert Jahre alte Wegwerfkamera und einige geheftete und gefaltete DIN-A4-Blätter. Martinnahm die Papiere heraus und klemmte sich den Kasten unter den Arm. Auf dem Deckblatt entdeckte ich die Zeichnung eines Mannes in stabiler Seitenlage. Okay, nichts Interessantes, das übliche Gelaber über Erste Hilfe am Unfallort.
    »Lass gut sein«, sagte ich und wandte mich zu Ioannis. Der hatte seine Beherrschung in der Zwischenzeit wiedergefunden. Gut.
    Inzwischen müsste Birgit eigentlich bei Karpi angekommen sein, da wollte ich doch allzu gern Mäuschen spielen.
    »Martin«, rief ich, »ich ver….«
    Der Rest blieb mir im Hals stecken. Martin starrte gebannt auf die Blätter in seiner Hand.
    »Was gibt es da so Interessantes?«, fragte ich. »Du als Arzt solltest dich mit Erster Hilfe doch auskennen.«
    Martin reagierte nicht.
    »Auch wenn deine Patienten meist keine mehr benötigen.«
    Kein Lachen, aber auch kein Anschiss, dass meine Späße auf Kosten seiner Kunden nicht witzig seien. Gar keine Reaktion ist immer ein Hinweis auf absolute mentale Fesselung.
    Ich düste rüber und warf einen Blick über Martins Schulter. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass die Striche auf dem Blatt den Grundriss des Bunkers zeigten, in dem das Karpi Diem lag. EG stand wohl für Erdgeschoss, wo die Hüpfburg untergebracht war. UG war das Untergeschoss, von dem Martin, Birgit und ich nur den Aufzug, den Flur und Karpis Büro kannten.
    Vom EG zum UG gab es drei Verbindungen. Eine war der Aufzug, die anderen beiden waren Treppen, die mir vorher nie aufgefallen waren. Sie führten in einen großen Bereich im Untergeschoss, den wir nicht kannten. Ermusste riesig sein. Mindestens fünfhundert Quadratmeter. Karpi lebte auf verdammt großem Fuß.
    Vorausgesetzt, das war wirklich seine Bude.
    Martin blätterte die Seite um.
    Aha, hier kam der Comic. Genauer gesagt waren es einzelne Bilder von Leuten, die aus der Hintertür des Karpi Diem kamen. Manche der Bilder trugen Namen, viele nicht.
    Einen Typen erkannte ich, obwohl ich nicht wusste, wie er hieß. Aber ich hatte sein Bild bereits bei seiner Oma im Regal gesehen und wusste, dass er ihr fünf Euro zahlte, damit seine Mama nicht spitzkriegte, dass er einen heimlichen Nebenjob hatte. Bei Karpi im Keller. Was, zum Teufel, machte der Typ da? War Karpis Keller eine Drogenküche?
    Martin jedenfalls konnte sich ebenso wenig einen Reim auf diese Papiere machen wie ich, aber er begann zu zittern.
    »Ich wusste doch,

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