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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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die ich keine Antworten wusste.
    Meine weitere Beobachtung der Platine hatte keinen Aufschluss darüber gebracht, warum die Nachricht über Weiz’ Tochter sie so aus der Fassung gebracht hatte. Jenny war nach ihrem Gespräch mit Frau Dr. Wenger nach Hause gefahren. In Yuris Wohnung war niemand mehr. Weder Yuri noch Krämpel. Na toll. Martin hatte es versiebt. Hätte er einfach gesagt, was er von mir wusste, wäre Krämpel inzwischen befreit und hätte ein paar Takte zur Aufklärung der Sache beitragen können. Aber nein, die Geheimniskrämerei über mich war ihm offenbar wichtiger als die Rettung des Hausapothekers.
    Bei Martin und Birgit herrschte dicke Luft, wahrscheinlich auch wegen mir.
    »Natürlich«, pampte Martin mich an, als er mich und meine Vermutung bemerkte. »Ich hätte mich nie drauf einlassen dürfen, dass du mit uns zusammen hier einziehst.«
    Tja, ich hatte ihm angeboten, dass ich mich für immer aus seinem Leben heraushalte, damals, als die Sache mit den vermieteten Kühlfächern eskalierte. Aber nachdem ich mehreren Beteiligten das Leben gerettet hatte, war Martin weich geworden.
    »Das war ein Fehler«, ranzte er mich an.
    »Und tschüss«, entgegnete ich.
    Ich ließ ihn im Unklaren darüber, ob der Abschied nur für heute Abend oder für immer war, aber wir wussten wohl beide, dass ich wiederkommen würde.
    Diese Nacht wollte ich es wissen. Ich wollte herausfinden, was Karpi in seinem Keller versteckte. Ein Labor, in dem er K.-o.-Tropfen mixte? Eine Drogenküche? Was könnte ich mir sonst noch vorstellen, wobei ein pubertierender, schmalzköpfiger Pickling helfen konnte? Oder war er die Laborratte? Das war natürlich eine Möglichkeit. Wenn man neue Drogen synthetisiert, brauchte man Testpersonen. Nach den Ratten mussten echte Menschen her. Ich schwor mir, es herauszufinden.
    Ich fand Karpi an seinem üblichen Platz. Er pennte. Im Stuhl. Sitzend. Vielleicht kann so ein fetter Sack gar nicht mehr im Liegen schlafen, dachte ich. Vielleicht kommt er nicht allein hoch, wenn er einmal liegt. Oder sein eigenes Gewicht erdrückt ihn. Oder … Keine Ahnung. Ich überlegte, ob ich bei ihm bleiben oder mich an einer der beiden geheimen Türen bei den Klos postieren sollte, und entschied mich für Letzteres.
    Es dauerte zwei Stunden, bis jemand kam, der nach unten wollte. Ich erkannte ihn sofort. Es war der Enkel von Sahnes Nachbarin. Er näherte sich der Tür, wartete vielleicht zwei Sekunden, die Tür öffnete sich einen Spalt breit und er trat hindurch. Er hatte keinen Knopf gedrückt, keinen Code eingegeben und nichts gesagt. Ich hatte keine Zeit, den Sesam-öffne-dich-Trick zu checken, weil ich mit ihm durch die Tür flog. Wir stiegen in den Keller hinab zu dem blauen Licht und dem Summen. Dieses Mal kam ich bis ganz unten. Was ich dort sah, hatte ich nicht erwartet.

VIERUNDZWANZIG
    Der Raum sah auf den ersten Blick aus wie eine Mischung aus Jugendzentrum, Probekeller einer Punkband und Daniel Düsentriebs Werkstatt. In Sitzsäcken, an normalen Arbeitstischen oder in Hängematten saßen, hingen und lümmelten halbgare Typen mit Computern. Manche hatten Muckestopfen im Ohr, andere trugen die riesigen Kopfhörer, die gerade modern waren, aber fast alle hatten was in oder auf den Lauschern und ballerten sich mit fetten Beats die Birne zu.
    Laptops und Tablets waren in der Minderzahl, riesige Kisten mit oder ohne Gehäuse waren in der Mehrzahl. Omis Enkel warf sein Handy in einen Kasten, ging durch eine Sicherheitsschleuse, wie sie auch an Flughäfen steht, und musste noch mal zurück, weil er einen USB-Stick in der Tasche hatte. Auch der landete im Kasten, dann gab die Sicherheitsschleuse Ruhe und der Typ war endgültig drin. Er haute sich in einen Sitzsack vor einen riesigen Bildschirm, der in vierzig Zentimeter Höhe an der Wand hing, griff nach einer kabellosen Tastatur und loggte sich in den Computer, der einen halben Meter neben dem Bildschirm auf dem Boden stand. Der Knilch begann, auf die Tastatur einzuhacken, ohne nach rechts oder links zu sehen.
    Auf den Tischflächen, auf denen sich keine Computer oder Bildschirme befanden, standen oder lagen Verpackungen von Lebensmitteln mit hohem Kalorien- und niedrigem Vitamingehalt. Chips, Hamburger, Pizza und solches Zeug. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    Eine Cyberspielhölle war das hier nicht. Es gab keinen einzigen Bildschirm, auf dem geballert wurde. Kein Egoshooter, kein Racing, keine Eroberung fremder Welten. Die Bildschirme sahen aus wie

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