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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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den vielen Falten und das andere mit dem schiefen Kinn und der Warze auf der Nasenspitze. Es waren die Gesichter von Knautschgesicht und Fiedelfranz, den beiden Brüdern, die zusammen einen alten Eisenbahnwagen bewohnten.
    Balduin Pfiff sah sie direkt vor sich, wie sie an irgendeiner Straßenecke bettelnd musizierten. Dabei saß Knautschgesicht auf einer Obstkiste und hielt einen alten Hut als Sammelbehälter vor sich hin. Sobald ihnen jemand Aufmerksamkeit schenkte, verzog er die 444 Falten und Fältchen zu einer solch jammervollen Gesichtslandschaft, daß es einfach niemand übers Herz brachte vorbeizugehen, ohne eine Münze in den Hut zu werfen. Sein Bruder Franz fiedelte dazu auf einer Geige, deren Aussehen darauf schließen ließ, daß sie bereits vom Urgroßvater der beiden mißhandelt worden war. Immer wenn Franz der Arm vom Geigenhalten zu schmerzen begann, sangen sie zur Erholung und Abwechslung im Duett. Das klang dann fast noch schlimmer als das Gefiedel.
    Auch ihr Äußeres war mitleiderregend. Beide steckten sie in viel zu weiten Mänteln, ausgefransten Hosen und Ach-du-liebe-Güte-Schuhen. Ihre Hüte sahen aus, als seien sie nacheinander in einer Kartoffelhackmaschine, einer Schiffsschraube, unter einem Rennauto und schließlich in einem Waschautomaten für Blechbüchsen gewesen... Seit mindestens zehn Jahren bettelten Knautschgesicht und Fiedelfranz per Musik an Straßenecken, und jetzt... jetzt sollten sie plötzlich so große Dinge Vorhaben?
    „Heiliges Kanonenröhrchen...“ schimpfte der kleine Detektiv laut. Und als Pinsel den Kopf hob und aufmerksam die Ohren aufstellte, tätschelte ihn sein Herr.
    „Ich kann einfach nicht schlafen, Pinsel. Und weißt du, warum? Ich muß noch etwas in der Sache unternehmen!“
    Pinsel hielt den Kopf zur Seite. Der Detektiv nickte ihm zu. „Du hast richtig verstanden. Statt vor dem Schlafengehen die übliche Runde ums Quadrat zu drehen, werden wir zu später Stunde noch einen Besuch machen. Und weißt du, bei wem? Nein? Bei einem Mann, der Reißverschlüsse bastelt, hehehe. Na, das ist ein bißchen falsch. Es muß heißen, der Reißverschlüsse basteln läßt... Vielleicht treffen wir unterwegs auf Onkel Blaumichel mit seinem Taxi. Komm, Löwe, laß deinen Dompteur mal aufstehen!“

    Balduin Pfiff hatte sein Blaukariertes angezogen, dazu eine rotgepunktete Fliege umgebunden und eine ebenso gemusterte Mütze aufgesetzt.
    Vom Turm der Kirche schlug es 21 Uhr 15, als Balduin Pfiff und Pinsel das Haus verließen. Im Treppengang war ihnen Frau Eulchen begegnet, die mit einem Glas eingelegter Senfgurken aus dem Keller kam.
    „Ach, der liebe Herr Pfiff geht wieder auf Verbrecherjagd“, hatte sie kichernd gesagt und dabei die Senfgurken fest an ihren großen Busen gedrückt. Und Balduin hatte ihr ernst zugenickt, den Finger über die Lippen gelegt, „psssst!!!“ gemacht und dann geflüstert: „Ich bin auf dem Weg zur Polizei. In unserem Haus hält sich seit einigen Stunden ein ganz gefährlicher Bursche versteckt.“
    Huiiiii-Taktaktaktaktaktak... Noch nie war Hermine Eulchen, geborene Wasserstengel, so schnell die Treppen hinaufgeeilt.
    Und nun marschierte Balduin Pfiff mit forschem Links-zwo-drei-vier in Richtung Dorotheen-Promenade, wo sich der nächste Taxistand befand. Das Hühnchen in seinem Inneren wurde leichter und leichter, seine Schritte beschwingter und beschwingter. Wieder einmal mußte sich Pinsel länger machen, als ihm lieb war.
    Links-zwo-drei-vier...“
    Links-zwo-drei-vier...“
    „Ei der Daus und Heiliges Kanonenröhrchen“, schimpfte der Detektiv leise, als sie atemlos die Dorotheen-Promenade erreichten. Gott sei Dank, da stand ein Taxi!
    Als er dem Fahrer die Adresse in Schönwyl nannte, strahlte ihn dieser erfreut an. „Na, endlich mal wieder eine Fuhre, über die sich meine neunzig Pferde freuen.“
    „Dann geben Sie mal Gas. Uns soll’s recht sein!“ Bevor der Chauffeur den Gang einlegte, drehte er sich nach hinten und warf Balduin Pfiff einen eigenartigen Blick zu. Ungefähr so, als hätte sein Fahrgast einen Fallschirm verlangt. „Ob ich was Komisches an mir habe?“ Doch da wurde ihm klar, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Der Fahrer fragte nämlich: „Sagten Sie eben ,uns‘?“
    Balduin beugte sich nach vorn und hob Pinsel kurz in die Höhe. „Wir!!“ sagte er dazu.
    Der Fahrer lachte befreit auf und gestand: „Und ich dachte schon, Sie seien einer von denen, die sich ständig mit ihrem Schatten unterhalten. Ihren Hund

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