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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Bewegung, als ihr Blick auf den Spieltisch fiel. Das dort auf- gebaute Schachspiel war seit gestern Morgen, als Lucien ihr und Caro die Falle gestellt hatte, unberührt geblieben. Alice betrachtete den geschnitzten schwarzen Springer, mit dem Lucien die weiße Dame geschlagen hatte.
    Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie merkte, dass er damit seine eigene Verteidigung vernachlässigt hatte. Wenn er das jetzt sehen könnte! Sie

nahm einen bescheidenen weißen Bauern zur Hand und be- wegte ihn sanft über den schwarzen Springer. Er hat Recht, dachte sie voll neuer Kraft und Gelassenheit, ich bin wohl behütet. Aber das ruhige Landleben auf Glenwood Park hat- te sie vor allem eine Tugend gelehrt: Geduld.
    Mit Geduld, hatte ihre Mutter immer gesagt, kann man je- de Schlacht gewinnen. Und heute erst hatte ihr Mr. Whitby, dieser liebe alte Herr, erklärt, dass sie bei Lucien all ihre Ge- duld – und Sanftheit – würde aufbieten müssen. Sie nahm den schwarzen Springer in die Hand, gab ihm einen Kuss und setzte ihn auf der anderen Seite des Spielbretts anmutig ab. Dann ging sie mit einem Lächeln, das es an Bosheit durchaus mit Luciens aufnehmen konnte, in den Speisesaal.
    In der eleganten Suite des Pulteney-Hotels starrte Rollo Greene entsetzt auf den blonden Hünen, der vor dem Spiegel saß und sein weißes Krawattentuch ein letztes Mal zurecht- zupfte und dann eine geladene Pistole in das unter seinem schwarzen Frack verborgene Halfter schob.
    „Doch nicht am Guy-Fawkes-Abend, Bardou, um Gottes willen!“ stieß Rollo hervor. „Das ist ein großer Feiertag! Die Straßen sind voller Leute, voller Kinder!“
    „Ihre Aufgabe ist es, mir beizustehen, Greene. Erzählen Sie mir nicht, wie ich meine Mission zu erledigen habe“, er- widerte Bardou kühl.
    „Jetzt hören Sie mal zu, Sir! In Amerika hält man nicht viel davon, Zivilisten zu massakrieren!“
    Bardou lachte. Er wandte sich ab und stolzierte zu Sophia. Die russische Schönheit lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, geschmeidig, misstrauisch und geheimnisvoll wie eine Siamkatze. Rollo sah, wie in ihren mandelförmigen Au- gen Furcht und Feindseligkeit aufblitzten, als Bardou näher kam, aber sie versuchte nun nicht mehr, seinen Aufmerk- samkeiten auszuweichen, wie sie das früher getan hatte – sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben. Dennoch zuckte sie zu- sammen, als Bardou sie um die Hüften packte, an sich zog und den Kopf in ihrer Halsbeuge vergrub.
    Rollo verzog das Gesicht und schaute zu Boden. Er hätte ihr gern geholfen, aber er konnte es sich einfach nicht leis- ten, Bardou in dieser Sache die Stirn zu bieten, wo er schon allen Mut aufbieten musste, um ihn wegen des Guy-Fawkes-

Abends umzustimmen. Der große Festtag, mit dem die Verei- telung des Sprengstoffanschlags auf das britische Parlament im Jahre 1605 gefeiert wurde, wurde jedes Jahr am fünften November mit allerlei Feuerwerk begangen. Bis dahin waren es noch zwei Wochen.
    Bardou hatte ihm die Details seines Plans immer noch nicht verraten, aber Rollo ging allmählich auf, dass der ehe- malige napoleonische Spion weitaus Übleres vorbereitete, als seine Auftraggeber vorgesehen hatten. Offensichtlich war Bardous Hass auf die Engländer weitaus größer als der Zorn der Pflanzer aus Virginia. Die hatten in sehr viel klei- nerem Maßstab geplant, wünschten sich einen Schlag gegen das britische Militär, vorzugsweise die Marine.
    Rollo war klar, dass Unbeteiligte sterben würden, wenn man Bardou nicht aufhielt, und wenn bekannt würde, dass eine Gruppe Amerikaner hinter der geplanten Gräueltat steckte, würde sein Präsident in Schimpf und Schande ver- sinken und sein Land müsste schlimme Konsequenzen hin- nehmen. Ganz zu schweigen davon, dass Rollos eigene Kar- riere am Ende wäre, weil er diesen Auftrag vermasselt hatte.
    „Bardou, ich bitte Sie doch nur, den Zeitpunkt für Ihren Angriff noch einmal zu überdenken“, säuselte er. „Ich bin si- cher, dass die Herren in Virginia keinen so rabiaten Angriff auf Londons Einwohner wünschen ...“
    „Halten Sie das Maul!“ brüllte Bardou, ließ seine Geliebte los und stürzte sich auf ihn.
    Rollo riss die Augen auf, als Bardou in drei mächtigen Schritten bei ihm war, ihn bei den Rockaufschlägen packte und gegen die Wand drückte.
    „Ich gebe die Befehle, Sie befolgen sie“, knurrte er. „Blei- ben Sie mir aus dem Weg, sonst landen Sie am Grund des Flusses.“ Er ließ ihn los. „Und jetzt

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