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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Unkenntlichkeit zusammengeschmolzenes Gebiss. Man bat mich festzustellen, ob Übereinstimmung zwischen den verkohlten Überresten und einem dreiundneunzigjährigen Mann bestand, der angeblich in diesem Haus wohnte.
    Drittes Formular. Aus dem Lac des Deux Montagnes hatte man in der Nähe von L’Île-Bizard eine aufgeblähte und stark verweste Leiche gezogen. Außer der Tatsache, dass das Opfer weiblich war, hatte der Pathologe, LaManche, nur sehr wenig feststellen können. Zähne waren zwar vorhanden, hatten jedoch keinen Treffer ergeben, als man die Daten in das CPIC, das kanadische Äquivalent des amerikanischen NCIS, eingespeist hatte. Könnte ich die Knochen auf Verletzungen hin untersuchen?
    Im Gegensatz zu den ersten beiden kam LaManches Fall von der SQ, der Provinzpolizei.

    Eine Stadt, zwei Polizeieinheiten? Klingt kompliziert. Ist es aber nicht.
    Montreal ist eine Insel, Teil eines Archipels im Zusammenfluss des Ottawa River und des St. Lawrence River. Im Süden wird die Stadt vom Fleuve Saint-Laurent begrenzt, im Norden von der Rivière de Prairies.
    Die kleine Insel ist nur fünfzig Kilometer lang und zwischen fünf und dreizehn Kilometer breit, schmal an den Spitzen, breiter zur Mitte hin. Das beherrschende Merkmal ist der Mount Royal, ein Brocken Eruptivgestein, der sich stolze zweihunderteinunddreißig Meter über den Meeresspiegel erhebt . Les Montréalais nennen diesen winzigen Buckel la montagne , den Berg.
    Was die polizeilichen Zuständigkeiten angeht, ist Montreal anhand dieser geologischen Eigentümlichkeiten unterteilt. Auf der Insel: SPVM. Auf dem Festland: SQ. Sofern es dort keine örtliche Polizei gibt. Rivalitäten kommen zwar vor, aber im Allgemeinen – ça marche – funktioniert es.
    Mein Blick fiel auf den Namen des ermittelnden SQ-Beamten. Detective-Lieutenant Andrew Ryan.
    Mein Magen machte einen kleinen Satz.
    Aber davon später mehr.
    Pierre LaManche ist ein großer Mann, wenn auch vom Alter schon ein wenig gebeugt. Da er Kreppsohlen und leere Taschen bevorzugt, bewegt er sich so leise, dass er völlig unbemerkt einen Raum betreten kann.
    »Ich möchte mich entschuldigen, dass ich Sie gestern Abend so spät noch belästigt habe.« LaManche stand in meiner Tür, Klemmbrett in einer Hand, Stift in der anderen.
    »Kein Problem.« Ich stand auf, ging um den Schreibtisch, hob die Labormäntel auf und hängte sie auf einen Haken an meiner Tür.
    LaManche setzte sich auf den nun freien Stuhl. Ich wartete auf seine Erklärung.

    »Sie kennen natürlich maître Asselin.«
    In Quebec sind Coroner entweder Mediziner oder Anwälte. Ein komisches System, aber ça marche. Es funktioniert. Michelle Asselin war Juristin, deshalb der Titel maître .
    Ich nickte.
    »Maître Asselin ist genauso lang Coroner, wie ich in diesem Labor bin.« LaManche strich sich übers Kinn, wie um zu kontrollieren, ob er sich an diesem Morgen rasiert hatte. »Sie steht kurz vor der Pensionierung.«
    »Der komplizierte Fall ist der ihre?«
    »Indirekt. Maître Asselin hat einen Neffen, der in der Nähe von St.-Antoine-Abbé eine Farm besitzt. Théodore Doucet. Théodore und seine Frau Dorothée haben nur ein Kind, eine Tochter. Geneviève ist zweiunddreißig, hat aber spezielle Bedürfnisse und lebt zu Hause.«
    LaManche schien die Positionierung meines Papierkorbs zu hinterfragen. Ich wartete.
    »Dorothée war eine regelmäßige Kirchgängerin, aber eines Tages kam sie nicht mehr. Kein Mensch kann sich an das genaue Datum erinnern. Man wusste zwar, dass die Familie sehr zurückgezogen lebte, dennoch machten die Nachbarn sich irgendwann Sorgen. Gestern besuchten zwei Gemeindemitglieder die Doucet-Farm. Sie fanden Dorothée und Geneviève tot oben in einem Schlafzimmer. Théodore saß unten und spielte Silent Hunter auf seinem Computer.«
    LaManche missverstand meinen fragenden Blick. »Das ist ein Computerspiel. Man macht da irgendwas mit U-Booten.«
    Ich wusste das. Es überraschte mich allerdings sehr, dass La Manche es wusste.
    »Sie waren dort?«, fragte ich.
    LaManche nickte. »Das Haus war ein Albtraum, die Zimmer waren vollgestopft mit nutzlosem Zeug. Haferflockenschachteln. Zeitungen. Blechdosen. Benutzte Tempos. Fäkalien in Ziploc-Tüten. «

    »Théodore wurde zur psychiatrischen Begutachtung eingeliefert? «
    LaManche nickte. Er sah müde aus. Der alte Mann sah allerdings meistens müde aus.
    »Beide Frauen waren vollständig bekleidet, sie lagen auf dem Rücken, und die Decken waren bis zum Kinn hochgezogen.

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