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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Montreal Alouettes als Fullback engagieren. Hören Sie, was ich sagen will, Bastarache ist verrückt, er ist fies, und er hat einen ziemlich üblen Haufen um sich. Das ist eine schlechte Kombination.«
    Ich konnte ihm nicht widersprechen.
    Aber warum hatte Obéline einen solchen Kerl geheiratet? Und warum hatte er sich gerade sie ausgesucht? Was war aus dem kleinen Mädchen geworden, das ich auf Pawleys Island gekannt hatte?
    Hippo senkte den Blick. Er nahm den gefalteten Zettel wieder zur Hand und drehte ihn im Kreis, dass Ecke um Ecke auf die Tischplatte klopfte.
    »Ich hab noch eine Geschichte.«
    Ich wollte ihn schon unterbrechen.
    »Betrifft Ihre Freundin.«
    Die Veränderung in Hippos Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    »Die Handlung ist nicht sehr originell. Ein Streit. Ehemann
benutzt die Fäuste. Anonyme Anrufe bei der Polizei. Ehefrau weigert sich,Anzeige zu erstatten. Schließlich bricht er ihr den Arm. Sie ist in Gips, er vögelt eine Stripperin.«
    »Obéline.«
    Hippo nickte. »Ist nicht ganz klar, wie sie ihn aus dem Haus bekam. Vielleicht hat sie gedroht, ihn diesmal anzuzeigen, wenn er nicht verschwindet. Zwei Wochen später gibt es ein Feuer.«
    Ich schluckte.
    »Verbrennungen dritten Grades auf über zwanzig Prozent ihres Körpers. War ziemlich lange in Reha. Und kam ziemlich vernarbt zurück.«
    Ich stellte mir ein kleines Mädchen mit Pfirsichhaut und kastanienbraunen Locken vor, das lachte und am Strand der Insel Möwen jagte.
    Mittig auf der Oberfläche des Säugetierhirns, direkt unter der Großhirnrinde, befindet sich eine Neuronenverknüpfung, die man das limbische System nennt. Dieser kleine Klumpen grauer Zellen steuert unsere Gefühle: Zorn,Angst, Leidenschaft, Liebe, Hass, Freude, Traurigkeit.
    Ein limbischer Schalter wurde umgelegt, und weiße Hitze versengte meine Hirnhaut. Ich ließ mir meinen Zorn nicht anmerken. Das ist nicht meine Art. Wenn dieser Stromkreis geschlossen wird und echte Wut in meinem Schädel explodiert, dann schreie ich nicht und schlage nicht um mich. Au contraire. Ich werde eisig ruhig.
    »Brandstiftung?«, fragte ich mit monotoner Stimme.
    »Die Polizei vermutete, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.«
    »Bastarache?«
    »Alle glaubten, dass es der Scheißkerl war, aber man konnte ihm nichts anhängen, und keiner wollte reden. Seine Schläger haben allen eine Heidenangst eingejagt.«
    Ich streckte die Hand aus.

    Hippo behielt den Zettel in seiner Hand. »Ich weiß, dass Sie Sachen gern auf Ihre eigene Art machen, Doc. Aber ich will, dass Sie sich von diesem Kerl fernhalten.«
    Ich wedelte mit den Fingern im Sinne von: »Her damit.«
    Widerstrebend schob Hippo das zusammengefaltete Papier über den Tisch.
    Ich faltete das Blatt auf, strich es glatt und las die Adresse und die Telefonnummer.
    Der Raum wich zurück. Die sirrenden Neonröhren. Das Skelett. Hippos Hawaiihemd. Ich war auf einer Veranda an einem Sommerabend im Lowcountry. Aus einem Transistorradio plärrte Ode to Billy Joe . Évangéline und ich lagen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Knie angezogen, auf unseren Liegestühlen und sangen mit.
    War es wirklich so einfach? Nur diese Ziffern wählen, und Obéline würde antworten? Würde das Rätsel lösen, das mich all diese Jahre gequält hatte? Mich vielleicht zu Évangéline führen?
    »Alles okay?«
    Ich nickte, obwohl mir Hippos Frage kaum ins Bewusstsein drang.
    »Muss los. Ryan wartet unten.«
    Ich hörte, wie Hippo aufstand, dann wie die Labortür geöffnet und geschlossen wurde.
    Mein Blick wanderte zu den Knochen.
    Oder wäre es genau andersherum? Würde ich Obéline Antworten liefern?
    Sekunden, vielleicht Epochen später ging die Tür wieder auf. Ich hob den Kopf.
    »Keine Zeitungscomics mehr am Samstagvormittag?«
    »Hey.«
    »Hippo hat mir gesagt, dass du hier oben bist.«
    Anscheinend hatte Hippo ihm mehr mitgeteilt als nur die nüchterne Tatsache meiner Anwesenheit. Besorgnis sprach aus seinem Blick.

    »Tüchtiger Kerl.« Ich schaffte ein dünnes Lächeln. »Hat er dir auch erzählt, dass Obéline Landry mit diesem Kotzbrocken David Bastarache verheiratet ist?«
    Ryan nickte.
    »Er will nicht, dass ich Kontakt mit ihr aufnehme.«
    »Aber wir alle wissen, dass du es tun wirst.«
    »Glaubst du, dass Bastarache mich erschießt, nur weil ich seine ihm entfremdete Frau anrufe?«
    »Ich weiß es nicht. Aber –«
    Ich deutete mit dem Finger auf Ryan und beendete den Satz für ihn. »– passen Sie auf sich auf, da

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