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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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angespannt.
    »Wie spät ist es?«
    »Kurz vor sieben.«
    »Wo bist du?«
    »Im Büro des Sheriffs. Dein Plan funktioniert nicht.«
    »Mein Plan?« Mein Hirn versuchte hektisch, den Anschluß zu finden.
    »Dein Typ ist in Bosnien.«
    Ich spähte durch die Jalousien. Am Innenpier saß ein grauhaariger alter Mann auf dem Deck seines Segelboots. Als ich die Lamellen wieder losließ, legte er eben den Kopf in den Nacken und leerte eine Dose Old Milwaukee.
    »Bosnien?«
    »Jaffer. Der Anthropologe an der USC. Er ist nach Bosnien geflogen, um im Auftrag der UNO Massengräber zu untersuchen. Niemand weiß, wann er zurückkommt.«
    »Wer vertritt ihn hier?«
    »Das ist egal. Baxter will, daß du die Bergung übernimmst.«
    »Wer ist Baxter?«
    »Baxter Colker ist der Leichenbeschauer des Beaufort County. Er will, daß du es tust.«
    »Warum?«
    »Weil ich es will.«
    Eine klare Antwort.
    »Wann?«
    »So bald wie möglich. Harley hat einen Detective und einen Deputy für den Fall abgestellt. Baxter trifft uns hier um neun. Er hat ein Transport-Team in Bereitschaft. Wenn wir auf Murtry fertig sind, ruft er an, und sie warten auf uns am Pier von Lady’s Island, um die Leiche ins Beaufort Memorial zu schaffen. Aber er will, daß du die Ausgrabung übernimmst. Sag uns einfach, was du an Ausrüstung brauchst, und wir besorgen es.«
    »Ist Colker forensischer Anthropologe?«
    »Baxter ist Wahlbeamter und hat keine medizinische Ausbildung. Er betreibt ein Bestattungsinstitut. Aber er ist sehr gewissenhaft und will, daß hier alles richtig gemacht wird.«
    Ich überlegte kurz. »Hat Sheriff Baker irgendeine Ahnung, wer da draußen begraben sein könnte?«
    »Hier in der Gegend läuft eine Menge mit Drogen. Er hat vor, mit den Leuten vom Zoll und von der örtlichen Drogenfahndung zu reden. Und mit den Wildhütern. Harley hat mir gesagt, daß sie in den letzten Monaten das Marschland im Coosaw River überwacht haben. Aber er glaubt, daß die Drogenbrüder unsere wahrscheinlichsten Kandidaten sind, und ich stimme ihm zu. Für die ist ein Menschenleben ungefähr so viel wert wie ein gebrauchtes Wattestäbchen. Du hilfst uns doch, oder?«
    Widerwillig stimmte ich zu. Ich sagte ihm, welche Ausrüstung ich brauchte, und er versprach, sich sofort darum zu kümmern. Ich solle um zehn fertig sein, fügte er hinzu.
    Einige Minuten stand ich nur da und überlegte mir, was ich mit Katy machen sollte. Ich konnte ihr die Situation erklären und ihr die Entscheidung überlassen; schließlich gab es keinen Grund, warum sie nicht mit uns auf die Insel kommen sollte. Oder aber ich sagte ihr einfach, daß etwas passiert sei und Sam mich um Hilfe gebeten hätte. Katy könnte dann den Tag hier verbringen oder früher als geplant nach Hilton Head fahren. Ich wußte zwar, daß letzteres die bessere Idee war, beschloß aber, es ihr trotzdem zu sagen.
    Ich aß eine Portion Raisin Bran und spülte dann Schüssel und Löffel. Ich schaffte es einfach nicht stillzusitzen, also zog ich mir Shorts und ein T-Shirt an und ging nach draußen, um die Taue und den Wassertank zu kontrollieren, rückte die Stühle auf der Brücke gerade. Wieder unten, machte ich mein Bett und ordnete die Handtücher in der Naßzelle. Ich klopfte die Sofakissen im Salon auf und klaubte Flusen vom Teppich. Als ich die Uhr aufzog, bemerkte ich, daß es erst sieben Uhr fünfzehn war. Katy würde erst in ein paar Stunden aufstehen. Ich zog meine Laufschuhe an und verließ leise das Boot.
    Ich fuhr auf der Route 21 nach Osten über St. Helena zu Harbor Island und Hunting Island und bog dann in den Staatspark ein. Die schmale Asphaltstraße schlängelte sich durch Sumpfland, das still und dunkel war wie ein unterirdischer See. Fächerpalmen und Mooreichen wuchsen aus dem schlammigen Boden. Hier und dort brach ein Sonnenstrahl durch das Blätterdach und färbte das Wasser honiggolden.
    Ich parkte am Leuchtturm und ging auf einem Plankenweg zum Strand. Es war Ebbe, der feuchte Sand glitzerte wie ein Spiegel, ein Strandläufer flitzte von Gezeitentümpel zu Gezeitentümpel, auf seinen langen Stelzenbeinen, die mit ihrem eigenen Spiegelbild verschmolzen. Es war ein kühler Morgen, und ich bekam eine Gänsehaut an Armen und Beinen, während ich meine Aufwärmübungen machte.
    Meine Füße sanken kaum in den zusammengebackenen Sand ein, während ich Richtung Osten am Atlantik entlanglief. Die Luft war absolut still. Ich kam an einer Gruppe Pelikane vorbei, die auf dem sanft schaukelnden Wasser

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