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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ausgeben, selbst wenn ich es hätte.
    »Was macht der denn schon so früh hier?«, wundere ich mich.
    »Er hat letzte Nacht beschlossen, den Dienst zu übernehmen, und Toby nach Hause geschickt.«
    »Was soll das heißen, dass er beschlossen hat, den Dienst zu übernehmen? Er ist doch gestern erst aus Florida zurückgekommen. Warum sollte er Bereitschaftsdienst schieben? Das tut er doch sonst nie.« Ich verstehe das alles nicht.
    »Ein Glück, dass keine wichtigen Fälle reingekommen sind, die es nötig gemacht hätten, zum Tatort zu fahren, denn Marino hat vermutlich geschlafen«, sagt sie. »Oder über Twitter Nachrichten verschickt. Was keine gute Idee ist. Nicht mitten in der Nacht, wenn er zu übertriebener Offenherzigkeit neigt.«
    »Ich blicke da nicht mehr durch.«
    »Hat er dir nicht erzählt, dass er in der Ermittlungsabteilung ein aufblasbares AeroBed aufgestellt hat?«, fragt sie.
    »Betten sind hier verboten. Wer Bereitschaft hat, darf nicht schlafen. Seit wann hat er denn Dienst?«, wiederhole ich.
    »Seit er mit seiner Soundso Stress hat.«
    »Wem?«
    »Oder er bastelt Installationen und möchte nicht mehr Auto fahren.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon Lucy spricht.
    »Was in letzter Zeit häufig passiert.« Sie schaut mir in die Augen. »Er hat Soundso bei Twitter kennengelernt und irgendwann von der Liste seiner Follower gestrichen. Sie hat ihn so richtig zum Narren gehalten.«
    »Installationen?«
    »Minifläschchen, die er zu Installationen verarbeitet, nachdem er den Inhalt ausgetrunken hat. Das hast du aber nicht von mir.«
    Ich erinnere mich an den 11 . Juli, Marinos Geburtstag, für ihn noch nie ein freudiges Ereignis, was mit zunehmendem Alter immer schlimmer wird.
    »Das musst du ihn selbst fragen, Tante Kay«, fügt Lucy hinzu, während ich an meinen Besuch in seinem neuen Haus in West Cambridge denke.
    Ein Holzhaus auf einem briefmarkengroßen Grundstück, mit offenen Kaminen und, wie er nicht müde wird zu betonen, einem echten Parkettboden. Dazu ein ausgebauter Keller, den er mit einer Sauna, einer Werkstatt und einem Sandsack fürs Boxtraining ausgestattet hat. Als ich mit einem Geburtstagskorb bestückt mit selbst gemachter Spargelquiche und einer mit weißer Schokolade gefüllten Bisquitrolle in Salamioptik vorgefahren kam, stand er gerade auf einer Leiter und befestigte eine Lichterkette mit kleinen gläsernen Totenschädeln an der Dachkante. Minifläschchen Crystal-Head-Wodka, die er
direkt bei der Destillerie bestellt und zu Installationen verarbeitet,
verkündete er, bevor ich ihn danach fragen konnte, als wolle er andeuten, er habe leere Fläschchen gekauft, und zwar zu Hunderten.
Vorbereitungen für Halloween,
fügte er großspurig hinzu. Ab diesem Moment hätte ich wissen müssen, dass er wieder trank.
    »Ich weiß nicht mehr, was du heute vorhattest, außer vielleicht eine weitere Schweinefarm in den Ruin zu treiben«, sage ich zu Lucy, während ich mich bemühe, nicht an all die schrecklichen Dinge zu denken, die Marino schon im betrunkenen Zustand angestellt hat.
    »Südwestliches Pennsylvania.« Sie schaut sich weiter in meinem Büro um, als ob sich dort ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis etwas verändert hätte.
    Aber da ist nichts. Zumindest fällt mir nichts ein. Bis auf den Bonsai-Wacholder auf meinem Konferenztisch aus gebürstetem Stahl ist nichts hinzugekommen. Die Fotos, Urkunden und Zeugnisse, die sie betrachtet, sind noch dieselben. Ebenso wie die Orchideen, Gardenien und die Sagopalme. Mein schwarzer gebogener Schreibtisch mit der laminierten Platte und passendem Ausklappteil steht da wie eh und je. Ebenso wie die Arbeitsfläche aus schwarzem Granit hinter meinem Stuhl, auf die sie nun zusteuert.
    Vor kurzem habe ich den Mikrodissektion-Laser dort gegen ein ScanScope ausgetauscht, mit dem ich auch Objektträger betrachten kann. Ich beobachte, wie Lucy den Monitor überprüft und ihn ein- und wieder ausschaltet. Sie greift nach der Tastatur, dreht sie um und widmet sich dann meinem treuen Leica-Mikroskop, das ich niemals hergeben werde, weil ich nichts so sehr vertraue wie meinen eigenen Augen.
    »Schweine und Hühner in Washington County, das gleiche alte Lied«, erwidert sie, während sie weitergeht, alles forschend mustert, Dinge zur Hand nimmt und wieder weglegt.
    »Die Farmer bezahlen einfach die Geldstrafe und machen weiter wie gehabt«, fügt sie hinzu. »Du solltest mal mitfliegen und einen Blick auf diese Schweineställe werfen, Zuchtbetriebe, wo die Tiere

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