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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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einbalsamierten Leiche an der medizinischen Fakultät stammen würde. Das Ohr und das Blut auf der Zeitung sind offenbar neueren Datums.
    Allerdings kann ich nicht feststellen, ob es sich um Menschenblut handelt, und mit Ohren ist es eine schwierige Sache. Sie sind nicht besonders stark durchblutet, weshalb es durchaus möglich ist, jemandem vor oder nach dem Tod das Ohr abzuschneiden und es wochenlang zu kühlen. Auch dann würde es auf einem Foto noch so frisch aussehen, dass ich unmöglich feststellen könnte, ob das Opfer bei der Amputation noch gelebt hat.
    Das Bild ist für meine Zwecke absolut ungeeignet, wie ich Lucy erkläre. Ich muss das Ohr selbst untersuchen, die Schnittränder auf körperliche Reaktionen überprüfen und die DNA mit dem National DNA Index ( NDIS ) und dem Combined DNA Index System ( CODIS ) abgleichen, nur für den Fall, dass der Besitzer ein Vorstrafenregister hat.
    »Ich habe bereits aktuelle Fotos von ihr gefunden, und zwar ziemlich viele auf verschiedenen Webseiten. Einige sind entstanden, als sie in diesem Sommer in Alberta gearbeitet hat«, lässt Lucy sich aus meinem Bad vernehmen. Wir sprechen so laut, dass wir einander verstehen können. »Aber wir können aus offensichtlichen Gründen keinen Eins-zu-eins-Abgleich vornehmen. Ich muss die Größe und den Winkel noch richtig anpassen, doch die gute Nachricht ist, dass das Übereinanderlegen zumindest eines gebracht hat: Wir können nicht ausschließen, dass sie es ist. Ich habe dir die Datei geschickt«, fügt sie hinzu. »Damit du die Vergleiche allen Teilnehmern deiner Besprechung zeigen kannst.«
    »Bist du so gegen fünf zurück?«
    »Mir war nicht klar, dass ich eingeladen bin«, übertönt sie die Geräusche des nächsten sich in Produktion befindlichen Espresso.
    »Natürlich bist du das.«
    »Und wer sonst noch?«
    »Einige Agents von der Außenstelle in Boston. Douglas, glaube ich.« Damit meine ich Douglas Burke, eine FBI -Agentin, deren Vorname leicht zu Missverständnissen führt. »Keine Ahnung, wer noch. Und Benton.«
    »Ich habe keine Zeit«, entgegnet Lucy. »Nicht, wenn sie dabei ist.«
    »Deine Anwesenheit wäre wirklich hilfreich. Was hast du denn für ein Problem mit Douglas?«
    »Alles. Nein, danke.«
    Da meine Nichte zu Anfang ihrer Karriere als Ermittlerin beim FBI und beim ATF vor die Tür gesetzt worden ist, hegt sie nicht unbedingt freundschaftliche Gefühle für diese Bundesbehörden. Mich bringt das manchmal in die Bredouille, denn schließlich ist mein Mann Criminal Intelligence Analyst, oder Profiler, beim FBI , während ich einen besonderen Reservistenstatus im Verteidigungsministerium innehabe. Also sind wir beide Teil eines Systems, das sie ablehnt und verachtet, der Strafverfolgungsbehörden des Bundes, die sie abgewiesen und gefeuert haben.
    Um es kurz zu sagen, Lucy Farinelli, meine einzige Nichte, die ich großgezogen habe wie eine eigene Tochter, findet, dass Regeln etwas für Minderbemittelte sind. Sie hat als Agent mit dem Feuer gespielt, und sie tut es auch jetzt als Computergenie. Wenn es sie nicht gäbe, wäre mein Leben öde und leer.
    »Wir haben es mit jemandem zu tun, der ziemlich gerissen ist.« Sie kommt mit zwei Kaffeegläsern und einem kleinen Edelstahlkrug aus dem Bad.
    »Das klingt gar nicht gut«, erwidere ich. »Dass du jemanden für gerissen hältst, hat Seltenheitswert.«
    »Ein hinterhältiger Mensch, der zwar in vielerlei Hinsicht schlau, aber auch zu sehr von sich selbst überzeugt ist, um zu bemerken, was er alles nicht weiß.«
    Sie schenkt starken, süßen Espresso mit einer hellbraunen Schaumschicht darauf ein. Die
coladas
hat sie sich angewöhnt, als sie vor vielen Jahren in der Außenstelle des ATF in Miami beschäftigt war. Bevor sie in eine
üble Schießerei
verwickelt wurde.
    »Die Adresse
BLiDedwood
ist ziemlich verräterisch.« Sie stellt ein Glas und den Krug neben meine Tastatur.
    »Mir sagt sie nichts.«
    »Billy Dedwood«, erklärt sie.
    »Okay.« Ich lasse das auf mich wirken. »Und das ist wer?«
    Lucy umrundet meinen Schreibtisch und tippt auf die Granitplatte hinter mir, so dass die beiden Videoschirme darauf zum Leben erwachen. Bildschirmschoner leuchten rot, golden und blau auf, die Insiginien des CFC und des AFME nebeneinander, ein Hermesstab mit der Waage der Justitia und Spielkarten, Paare von Achtern und Assen, das
Blatt des toten Mannes,
das Wild Bill Hickok angeblich in der Hand hielt, als er 1876 während eines Pokerspiels erschossen

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