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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Tochterboot zu Wasser und gingen längsseits. Ein Mann mit einem Koffer kam an Bord. Gosselar, der inzwischen die Maschine gestoppt hatte, sprach kurz mit ihm, dann verschwand der Retter unter Deck.
    Greven sah wieder auf die Tjalk, das Schiff seiner Träume. Unschwer konnte er erkennen, dass die Wasserlinie nach oben gewandert war. Am Löschwasser allein konnte das nicht liegen. Die Explosion musste auch den Rumpf beschädigt haben.
    »Es geht ihr gut«, sagte Mona, die plötzlich neben ihm stand. Ihre Augen waren gerötet, Schweiß klebte ihr auf der Stirn, dennoch wirkte sie erleichtert.
    Greven legte den Arm um ihre Taille.
    »Was ist passiert?«, fragte Mona.
    »Frau Suhrmann hat sich auf den Weg zu ihrem Mann begeben. Sofern das möglich ist«, antwortete Greven.
    »Aber wie…?«
    »Zusammen mit ihrem … mit seinem Schiff.«
    »Könnte sie nicht über Bord gesprungen sein?«, fragte Mona und suchte das Wasser ab.
    »Nein. Sie wollte es auch gar nicht.«
    Wortlos schauten sie eine Weile dem Schauspiel zu, dann meinte Mona: »Ein Wikingerbegräbnis.«
    » No less these loaded the lordly gifts, thanes’ huge treasure, than those had done who in former time forth had sent him sole on the seas, a suckling child. «
    »Was war das jetzt?«
    »Englisch-Leistungskurs bei Frau Dauth.«
    »Was das war?!«
    »Beowulf. Die Bestattung des dänischen Königs Scyld«, erklärte Greven, während beide auf das qualmende Schiff sahen, das immer mehr Wasser aufnahm. »Das mussten wir mal auswendig lernen. Scyld wurde zusammen mit einem Schatz auf sein Schiff gebracht, mit dem er seine Reise ins Jenseits antreten sollte. Wie das so üblich war bei nordischen Königen vor mehr als tausend Jahren.«
    Der Rettungskreuzer hörte auf zu löschen. Im Zeitlupentempo versank die Tjalk, das Heck voran, im Wattenmeer. Das spuckte noch einen verkohlten Rettungsring, ein paar Kleidungsstücke und einige hölzerne Wrackteile aus, dann war das Schauspiel vorbei. Wie ein Seezeichen ragte der Mast etwa zwei Meter aus dem Wasser. Das Pilsumer Watt war tief, aber nicht tief genug für ein Wikingerbegräbnis. Mona und Greven sahen schweigend auf den versunkenen Traum.
    »Sind Sie der Kommissar?«
    »Ja«, antwortete Greven dem Rettungsmann, dessen Ölzeug nicht grün, sondern rotorange war.
    »Die gerettete Person hat vielleicht innere Verletzungen. Wir nehmen sie mit an Bord und bringen sie nach Norddeich. Von dort wird sie ins Krankenhaus nach Norden gebracht. Sind Sie auch verletzt worden?«
    »Nicht körperlich«, gestand Greven. »Vielleicht ein paar blaue Flecken.«
    »Soll ich nicht doch lieber einmal …?«
    »Danke, ist schon in Ordnung«, winkte Greven ab. »Sagen Sie mir lieber, was mit dem gesunkenen Schiff passiert. Der Kapitän hat Ihnen bestimmt gesagt, dass sehr wahrscheinlich eine Leiche an Bord ist.«
    »Hat er. Aber da müssen wir noch auf die Ebbe warten. Sollten wir wirklich eine Leiche finden, ist das natürlich Ihr Ressort. Ob und wie das Schiff selbst geborgen werden kann, ist jetzt noch nicht zu sagen.«
    »Gut, ich danke Ihnen«, sagte Greven. »Das Schiff ist bei Ebbe gut zu erreichen. Vielleicht kann sogar die Feuerwehr die Leiche bergen.«
    »Möchte jemand von Ihnen mit uns fahren?«, fragte der Rettungsmann.
    »Ich fahre mit«, sagte Mona. »Holst du mich im Krankenhaus ab?«
    »Mache ich«, antwortete Greven. »Sobald ich mir neue Klamotten besorgt habe.«

 
     
     
    28
    »Was nimmst du?«, frage Mona.
    »Die Seezunge, aber die traditionelle mit Kartoffeln, Butter und Salat«, antwortete Greven.
    »Und ohne Zitrone.«
    »Zitroon is de Dood van’t Smaak«, zitierte Greven. »Was nehmt ihr?«
    »Seezunge«, antworteten die beiden Frauen im Chor.
    Nachdem er die Bestellung aufgegeben hatte, griff Greven zum Glas, in dem ein gut gekühlter Riesling wartete, und sagte: »Auf das Ende der Diät!«
    »Moment«, entgegnete Mona, »wir hatten uns auf eine moderate Diät geeinigt, nicht auf ein Ende. So gut sind die Werte auch wieder nicht.«
    »Habe ich fast vergessen. Also, auf die halbe Diät.«
    »Und auf Hedda und Almuth Bogena«, fügte Aline hinzu. »Falls ihr nichts dagegen habt.«
    »Haben wir nicht«, sagte Greven. »Auf Tante Hedda und ihre Schwester.«
    »Und, trotz allem, auch wenn ihr es nicht versteht, auf Rita«, fuhr Aline fort. »Ich kann es mir bis heute nicht erklären. Sie war eine wirkliche Freundin. Friedjofs plötzlicher Tod muss sie völlig aus der Bahn geworfen haben. Dabei hatte ich den

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