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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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eingereicht wurden.«
    »Oh«, sagte er ausdruckslos.
    »Trotzdem«, sagte ich, »wäre es eine gute Idee, wenn Sie jeden Tag zu den Rennen gingen, um zu sehen, was da vorgeht, damit Sie nächste Woche keine gravierenden Fehler machen.«
    Ich fügte nicht hinzu, daß ich selbst den gleichen Plan hatte. Es gehört sich einfach nicht, dem Gegner all seine Schwächen zu zeigen.
    »Sie können am Mittwoch in Catterick auf Pullitzer anfangen«, sagte ich. »Wie es dann weitergeht, liegt in Ihren Händen.«
     
    Ich bemerkte das Aufblitzen einer Drohung in den schwarzen Augen.
    »Nein«, sagte er mit ätzender Schärfe in der Stimme. »Das liegt in den Händen meines Vaters.«
    Er drehte sich abrupt auf den Fußspitzen um und trottete, ohne zurückzuschauen, aus dem Büro und hinaus auf den Hof, schwenkte nach links und machte sich in einem regelmäßigen Laufschritt die Einfahrt hinauf in Richtung Bury Road auf den Weg. Wir sahen ihm durchs Fenster nach, Margaret mit einem verwirrten Lächeln, und ich mit mehr Besorgnis, als mir lieb war.
    »Er ist den ganzen Weg zum Grab des Jungen und zurück gelaufen«, sagte sie. »Er sagt, er habe dreiundvierzigkommafünf Kilo gewogen, bevor er sich heute aufgemacht hat, und er habe zweiundzwanzig Pfund abgenommen, seit er hierhergekommen ist. Das hört sich nach furchtbar viel an, nicht wahr? Zweiundzwanzig Pfund, und das für jemanden, der so schmächtig ist wie er.«
    »Enorm«, sagte ich nickend.
    »Er ist allerdings sehr stark. Wie Draht.«
    »Sie mögen ihn«, sagte ich und ließ diese Bemerkung wie eine Frage in der Luft schweben.
    Sie warf mir einen schnellen Blick zu. »Er ist interessant.«
    Ich hockte mich auf den Drehstuhl und las die Briefe durch, die sie mir herüberschob. Samt und sonders in knappem, gutem Englisch gehalten und perfekt getippt.
    »Wenn wir das Lincoln gewinnen«, sagte ich, »kriegen Sie eine Gehaltserhöhung.«
    »Na vielen Dank.« Ein Anflug von Ironie. »Ich höre, die Sporting Life gibt mir da keine große Chance.«
    Ich unterzeichnete drei der Briefe und begann, den vierten durchzulesen. »Schaut Alessandro häufiger bei Ihnen rein?« erkundigte ich mich beiläufig.
    »War heute das erste Mal.«
    »Was wollte er?« fragte ich.
    »Ich glaube nicht, daß er irgend etwas Bestimmtes wollte. Er sagte, er sei gerade in der Nähe gewesen und wollte einfach nur mal vorbeikommen.«
    »Worüber haben Sie sich unterhalten?«
    Die Frage schien sie zu überraschen, aber sie gab mir kommentarlos Antwort.
    »Ich habe ihn gefragt, ob es ihm im Forbury Inn gefalle, und er sagte, jawohl, das täte es, und es sei viel komfortabler als irgendein Haus, das sein Vater am Stadtrand von Cambridge gemietet hatte. Er sagte, daß sein Vater das Haus jetzt jedoch ohnehin aufgegeben habe und nach Hause zurückgefahren sei, um irgendwelche Geschäfte zu tätigen.« Sie hielt inne, offensichtlich, um ihre Gedanken noch einmal zurückwandern zu lassen. Die Erinnerung an seine Gesellschaft rief ein Lächeln in ihre Augen, und ich überlegte, daß von dem Haus in Cambridge die Rede gewesen sein mußte, in das die Gummigesichter mich gebracht hatten, und daß es jetzt keinen Sinn mehr hatte, weiter darüber zu spekulieren.
    »Ich fragte ihn, ob er schon immer gern geritten sei, und er sagte ja, und ich fragte ihn, welche Ziele er habe, und er sagte, er wolle das Derby gewinnen und Champion-Jockey werden, und ich sagte, daß es noch keinen Lehrling auf der Welt gegeben habe, der das nicht gewollt hätte.«
    Ich drehte mich um, um sie anzusehen. »Er sagte, er wolle Champion-Jockey werden?«
    »Genau.«
    Ich starrte düster hinunter auf meine Schuhe. Das Scharmützel war eine Schlacht gewesen, die Schlacht stand in Gefahr, zum Krieg auszuarten, und nun sah es aus, als könnten die Feindseligkeiten noch monatelang weitergären. Es schien eine Eskalation in großem Stil bevorzustehen.
    »Hat er«, fragte ich, »Sie irgend etwas gefragt?«
    »Nein. Zumindest … doch, ich glaube, das hat er getan.« Der Gedanke schien sie zu überraschen.
    »Was?«
    »Er hat gefragt, ob Ihrem Vater irgendwelche Pferde selbst gehören … Ich habe erzählt, Ihr Vater hätte halbe Anteile an einigen von ihnen, und er wollte wissen, ob ihm irgendwelche Pferde allein gehörten. Ich meinte, Buckram sei da der einzige … und er sagte …« Sie runzelte die Stirn und konzentrierte sich. »Er sagte, er nähme an, das Pferd sei wohl wie die anderen versichert, und ich sagte, nein, eigentlich nicht, weil

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