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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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nicht.«
    Die Reiter führten die Pferde auf uns zu, und Etty und ich stiegen beide ab, um besser hören zu können, was sie zu sagen hatten. Tommy Hoylake, gebaut wie ein Zwölfjähriger mit einem fehl am Platz wirkenden dreiundvierzig Jahre alten Männergesicht obendrauf, sagte mit seinem angenehmen Berkshire-Akzent, daß er gedacht habe, Pease Pudding sei einen exzellenten Probegalopp gelaufen, bis er Lancat so dicht hinter sich sah. Er hatte Lancat im vergangenen Jahr häufig geritten und hielt nicht viel von ihm.
    Andy sagte, Archangel sei wunderbar gegangen, wenn man in Betracht zog, daß es noch fast sechs Wochen bis zum Guineas waren, und Faddy stellte mit seiner hohen, affektierten Stimme fest, daß Subito letztes Jahr seiner Meinung nach nur um Haaresbreite von Pease Pudding entfernt gewesen sei, und er hätte ihm noch näher kommen können, wenn er es wirklich versucht hätte. Tommy und Andy schüttelten den Kopf. Wenn sie es wirklich versucht hätten, hätten auch sie schneller sein können.
    »Alessandro?« fragte ich.
    Er zögerte. »Ich … ich habe am Anfang an Boden verloren, weil mir nicht klar war … ich habe nicht erwartet, daß sie so schnell sein würden. Als ich ihn forderte, ist Lancat einfach nach vorn geschossen … Und ich hätte ihn am Ende auch näher bei Archangel halten können, nur daß er ein wenig müde zu werden schien, und Sie sagten …« Er hielt inne, und seine Stimme schwebte sozusagen im Raum.
    »Gut«, sagte ich. »Das haben Sie richtig gemacht.« Ich hatte nicht erwartet, daß er so ehrlich sein würde. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft hatte er eine objektive Selbsteinschätzung von sich gegeben, aber mein schwaches und sogar leicht herablassendes Lob reichte aus, um das Hohngrinsen wieder zurückzubringen. Etty sah ihn mit unkontrollierter Abneigung an, was Alessandro jedoch nicht im mindesten störte.
    »Ich muß Sie wohl kaum daran erinnern«, sagte ich zu ihnen allen, wobei ich die zur Schau gestellten Gefühle ignorierte, »daß Sie die Ereignisse dieses Nachmittags für sich behalten sollen. Tommy, Sie können im Lincoln auf Pease Pudding zählen und im Guineas auf Archangel, und wenn Sie jetzt mit mir ins Büro kommen, werden wir Ihre anderen Ritte für die nächsten Wochen durchgehen.«
    Alessandros Grinsen wurde säuerlich, und der Blick, den er Tommy zuwarf, war reinster Rivera. Und unverhohlen gefährlich: mörderisch. Der Anschein, daß wir ihn auch nur ein wenig gezähmt hatten, erwies sich plötzlich als so trügerisch wie Treibsand im Sonnenlicht. Ich erinnerte mich an die unmißverständliche Botschaft von Enzos auf meine Brust gerichtete Pistole; daß nämlich, wenn ein Mord wünschenswert schien, er ganz beiläufig ausgeführt werden würde. Ich hatte Tommy Hoylake in Gefahr gebracht, und ich würde ihn da wieder rausholen müssen.
    Ich schickte die anderen voraus und sagte Alessandro, er solle einen Augenblick bleiben. Als die anderen außer Hörweite waren, stellte ich fest: »Sie werden akzeptieren müssen, daß Tommy Hoylake als erster Jockey des Stalls reitet.«
    Ich bekam eine geballte Ladung Rivera-Blick, finster, durchdringend und voller böser Absichten. Ich konnte den Haß beinahe spüren, der in heißen Wellen aus ihm heraus in die kühle Märzluft strömte.
    »Wenn sich Tommy Hoylake ein Bein bricht«, sagte ich klar und deutlich, »werde ich Ihnen auch eins brechen.«
    Das erschütterte ihn, obwohl er versuchte, es nicht zu zeigen.
    »Außerdem wäre es sinnlos, Tommy Hoylake außer Gefecht zu setzen, da ich dann jemand anders engagieren würde. Nicht Sie. Ist das klar?«
    Er gab mir keine Antwort.
    »Wenn Sie ein Spitzenjockey werden wollen, müssen Sie das aus eigener Kraft schaffen. Sie müssen gut genug sein. Sie müssen Ihre Schlachten selbst schlagen. Es kommt nichts dabei heraus, wenn Sie glauben, Ihr Vater würde jeden ausschalten, der Ihnen im Weg steht. Wenn Sie gut genug sind, wird Ihnen niemand im Weg stehen, und wenn nicht, wird Ihnen kein noch so weitgehendes Ausschalten anderer Menschen zum Erfolg verhelfen.«
    Immer noch kein Laut. Aber Zorn, ja. Nur allzu deutlich zu Tage tretender Zorn.
    Mit ernster Stimme fuhr ich fort: »Wenn Tommy Hoylake zu Schaden kommt, in welcher Weise auch immer, werde ich dafür sorgen, daß Sie nie wieder ein Rennen reiten. Gleichgültig, welche Konsequenzen das für mich selbst hat.«
    Er löste den finsteren Blick von meinem Gesicht und ließ ihn über die weite, windige Heide gleiten.
    »Ich

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