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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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bin gewohnt …«, begann er arrogant und hielt dann inne.
    »Ich weiß, was Sie gewohnt sind«, sagte ich. »Sie sind gewohnt, auf Kosten anderer Ihren Willen zu bekommen. Ihren Willen, erkauft mit Elend, Schmerz und Furcht. Nun … Sie hätten sich auf etwas versteifen sollen, das man mit Geld bezahlen kann. Weder Mord noch Zerstörung, gleichgültig, in welchem Ausmaß, werden Ihnen Können erkaufen.«
    »Alles, was ich wollte, war, Archangel im Derby zu reiten«, erklärte er.
    »Einfach so? Einfach aus einer Laune heraus?«
    Er drehte sich zu Lancat um und raffte die Zügel zusammen.
    »So hat es angefangen«, sagte er undeutlich und ging in Richtung Newmarket davon.
     
    Am folgenden Morgen und an allen anderen Tagen danach kam er zum Stall und ritt die ihm zugewiesenen Pferde. Das Gerücht, daß der Probegalopp stattgefunden habe, machte die Runde, und es kam mir zu Ohren, daß man meinte, ich hätte den Zeitpunkt des Champion-Hürdenrennens gewählt, um die schlechte Form von Pease Pudding diskret verborgen zu halten. Die Eventualquoten gingen in die Höhe, und ich setzte bei einem Kurs von zwanzig zu eins hundert Pfund auf ihn.
    Mein Vater wedelte wütend mit der Sporting Life und bestand darauf, daß ich das Pferd vom Rennen zurückzog.
    »Setz lieber ein bißchen was auf ihn«, sagte ich. »Ich hab’s auch getan.«
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst.«
    »Doch, das weiß ich.«
    »Hier steht …« Er stotterte richtiggehend, so sehr frustrierte es ihn, daß er nicht in der Lage war, aus dem Bett zu springen und mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. »Hier steht, es sei ja zu erwarten gewesen, daß der Probegalopp unbefriedigend ausgehen würde. Ohne mich als Trainer.«
    »Hab’ ich gelesen«, gab ich zu. »Das ist aber nur eine Vermutung. Er war nicht unbefriedigend, wenn du es wissen willst. Er war sehr vielversprechend.«
    »Du bist verrückt«, sagte er laut. »Du ruinierst den Stall. Das werde ich nicht zulassen. Ich lasse es nicht zu, hörst du?«
    Er funkelte mich wütend an. Ein heißer, bernsteinfarbener Blick, kein kalter schwarzer. Mal eine Abwechslung.
    »Ich schicke Tommy Hoylake zu dir«, sagte ich. »Dann kannst du ihn ja fragen, was er davon hält.«
     
    Drei Tage vor Beginn der Rennsaison kam ich um halb drei ins Büro, um festzustellen, ob Margaret meine Unterschriften unter irgendwelchen Briefen brauchte, bevor sie ihre Kinder von der Schule abholte, und zu meiner Überraschung fand ich Alessandro bei ihr. Er saß auf der Kante ihres Schreibtischs, trug einen marineblauen Trainingsanzug und schwere weiße Laufschuhe, und sein schwarzes Haar hatte sich von der Feuchtigkeit seines Schweißes zu Locken zusammengekraust.
    Sie sah ihn mit offensichtlicher Erregung an, und ihr Gesicht war leicht gerötet, als hätte man all ihre Sinne in Brand gesetzt.
    Sie sah mich eher als er, da er mit dem Rücken zur Tür saß. Verwirrt wandte sie den Blick von ihm ab, und er drehte sich um, um festzustellen, wer sie gestört hatte.
    Auf seinem dünnen, bläßlichen Gesicht lag ein Lächeln. Ein echtes Lächeln, warm und unkompliziert, das die Haut um seine Augen in Falten legte und die Oberlippe anhob, um eine Reihe gesunder Zähne zu entblößen. Zwei Sekunden lang sah ich einen Alessandro, von dem ich nicht geahnt hätte, daß es ihn gab, dann ging das Licht in ihm aus, und die Gesichtsmuskeln ordneten sich nach und nach wieder zu den vertrauten Linien von Wachsamkeit und Verdruß.
    Er ließ seinen mageren Körper zu Boden gleiten und wischte sich mit dem Daumen einen Teil des Schweißes weg, der auf seiner Stirn stand und ihm von den Schläfen über die Wangen tröpfelte.
    »Ich will wissen, welche Pferde ich diese Woche in Doncaster reiten werde«, sagte er. »Jetzt, da die Saison beginnt, können Sie mir Pferde für die Rennen geben.«
    Margaret sah ihn verwundert an, denn er klang ganz so, als sei er der Boß. Ich antwortete ihm auf eine Weise und in einem Tonfall, die sorgsam sowohl Entschuldigung als auch Aggressivität umschifften.
    »Wir haben nur eine Nennung in Doncaster, und zwar Pease Pudding im Lincoln am Samstag, und Tommy Hoylake wird ihn reiten«, sagte ich. »Und der Grund, warum wir nur eine Nennung haben«, fuhr ich fort, als ich seinen Zorn über das bemerkte, was er als Manöver zur Vereitelung seiner Pläne betrachtete, »ist, daß mein Vater in der Woche, in der diese Nennungen hätten gemacht werden müssen, einen Autounfall hatte, so daß die Formulare nicht

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