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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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mir ab und zu. Nichts Besorgniserregendes. Aber sehen Sie, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich diesen Galopp heute morgen nicht reiten würde?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Natürlich nicht. Von mir aus lassen Sie es wirklich besser sein … Wir wollen doch nichts tun, was Ihrer Genesung bis heute nachmittag im Wege stehen könnte.«
    »Aber ich sag’ Ihnen was. Ich könnte Archangel schon ein bißchen auf Trab bringen. Mit einem schönen, ruhigen Ritt. Wie wär’s?«
    »Wenn Sie sicher sind, daß Ihnen das nicht zuviel wird?« sagte ich zweifelnd.
    »Klar. Dafür geht es mir gut genug. Ehrlich.«
    »Also schön«, erwiderte ich, und er führte Archangel in Begleitung von Clip Clop hinaus, und sie kanterten schnelle achthundert Meter, beobachtet von Hunderten der mehreren tausend Besucher, die ihn am Nachmittag auf der Rennbahn anfeuern würden.
    Etty nahm den Rest des Lots mit hinüber nach Waterhall, wo mehrere Pferde für eine halbschnelle Meile über die Line-Galoppbahn vorgesehen waren.
    »Wen sollen wir auf Lucky Lindsay setzen, jetzt, da wir Tommy nicht haben?« fragte Etty. Und das stellte ein kleines Problem dar, denn wir waren knapp an geschickten Pflegern.
    »Wir sollten sie wohl besser umsetzen«, sagte ich, »und Andy Lucky Lindsay geben und Faddy Irrigate und …«
    »Nicht nötig«, unterbrach mich Etty mit einem Blick zur Einfahrt. »Alex ist gut genug, oder?«
    Ich drehte mich um. Alessandro kam den Hof hinunter, in Arbeitskleidung. Lange verschwunden waren die geschniegelte Kleidung und die hellen Waschlederhandschuhe. Er erschien nun regelmäßig in einem kamelfarbenen Pullover mit einem blauen Hemd darunter, ein Aufzug, den er Tommy Hoylake abgeguckt hatte, in der Überzeugung, daß, wenn ein Topjockey sich so zum Ausreiten kleidete, es genau das war, was Alessandro Rivera ebenfalls tragen sollte.
    Heute war kein Mercedes zu sehen, der hinter ihm in der Einfahrt wartete. Kein wachsamer Carlo, der in den Hof starrte. Alessandro sah meine unwillkürliche Suche nach dem treuen Begleiter und sagte verlegen: »Ich bin ausgebüxt. Sie meinten, ich sollte nicht herkommen, aber Carlo ist irgendwo hingefahren, also dachte ich, ich tu’s trotzdem. Darf ich … ich meine, lassen Sie mich reiten?«
    »Warum um alles in der Welt denn nicht?« fragte Etty, die wirklich nicht wußte, warum um alles in der Welt nicht.
    »Nur zu«, pflichtete ich Etty bei. »Sie können den Galopp auf Lucky Lindsay reiten.«
    Er war überrascht. »Aber in allen Zeitungen stand doch, daß Tommy diesen Galopp heute morgen reiten würde.«
    »Er hat Bauchschmerzen«, sagte ich und fügte, als ich die wilde Hoffnung in seinem Gesicht aufflackern sah, hinzu: »Keine unnötige Aufregung. Es geht ihm schon besser, und er wird sicher heute nachmittag wieder in Ordnung sein.«
    »Oh.«
    Er begrub die zerschmetterte Hoffnung, so gut er konnte, und ging davon, um Lucky Lindsay zu holen. Etty ritt Cloud Cuckoo-land zusammen mit dem Lot, während ich für mich arrangiert hatte, daß George mich später im Landrover hinunterfahren sollte, damit ich mir die Galopps ansehen konnte. Die Pferde ritten aus dem Hof, kreisten eine Weile im Trabring, damit die Reiter umgesetzt werden konnten, verschwanden dann durchs Tor und bogen nach links auf die Trainingsbahn Richtung Waterhall ein.
    Auch Lancat war bei ihnen, aber er sollte nach seinem harten Rennen von vor zwei Tagen nur bis zur Kreuzung an der Hauptstraße mitgehen und dann zurückkommen.
    Ich sah den Pferden nach, lauter glänzende, elegante Geschöpfe – es war einer jener dunstigen Maimorgen, die schienen wie die ersten Tage der Welt. Ich holte tief und bedauernd Atem. Es war seltsam … Aber trotz Enzo und seinem Sohn hatte ich meine Amtszeit als Rennpferdtrainer genossen. Ich würde traurig sein, wenn ich gehen mußte. Trauriger als ich mir je vorgestellt hätte. Seltsam, dachte ich. Sehr seltsam.
    Ich ging zurück, in den Hof hinein, unterhielt mich ein paar Minuten mit Archangels Sicherheitsposten, der die Gelegenheit nutzte, um in der Kantine zu frühstücken, ging dann ins Haus, machte mir etwas Kaffee und nahm meine Tasse mit ins Büro. Margaret kam samstags nicht. Ich trank etwas von dem Kaffee und öffnete die Morgenpost, indem ich die Umschläge zwischen den Knien hielt und sie mit einem Papiermesser aufschlitzte.
    Ich hörte einen Wagen auf dem Kies und das Zuschlagen einer Tür und konnte um einen Augenblick den Neuankömmling nicht vom Fenster aus erkennen, weil ich die

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