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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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fühlen und mich mit Entscheidungen herumzuschlagen, die andere getroffen hatten.
    Nun war ich schon wieder bei Lynn und Arthur gelandet! Streng befahl ich mir Mäßigung in dieser Richtung, damit keine Melancholie aufkam, warf Pappbecher und Einwickelpapier in den Mülleimer und verließ das Restaurant. Jetzt standen erst einmal ein paar Stunden Arbeit in der Bibliothek an, dann ging es nach Hause, dann auf ein richtiges Date und morgen galt es, früh aufzustehen und sich auf die Kartonjagd zu begeben.
    Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass meine Pläne nur selten einfach glattgingen.

Kapitel Drei
     
    Die Arbeit rauschte an diesem Nachmittag irgendwie einfach an mir vorbei. Ich saß drei Stunden lang an der Bücherausgabe und plauderte mit den Kunden, ohne groß darauf zu achten, was sie sagten. Die meisten von ihnen kannte ich schon mein Leben lang mit Namen. Ich hätte jedem einzelnen, einschließlich meiner Kollegen, eine Riesenfreude bereiten können, hätte ich ihnen von dem mir widerfahrenen Glück erzählt, aber das schien mir anmaßend. Schließlich war ja nicht meine Mutter gestorben, was eine nachvollziehbare Vermögensumschichtung mit sich gebracht hätte. Janes Erbe stimmte mich inzwischen nicht nur froh, sondern machte mich zunehmend nervöser. Wie hätte ich das bitteschön irgendwem erklären können? Unter diesen Umständen war es mir unangenehm, überhaupt über das Erbe zu reden. Natürlich würden es alle früher oder später sowieso mitbekommen … so gesehen wäre es eigentlich besser und vor allem nachvollziehbarer gewesen, wenn ich es jetzt gleich angesprochen hätte. Jane war ohnehin Thema in der Bibliothek, hatte sie doch nach ihrer Pensionierung aus dem Schuldienst oft bei uns ausgeholfen und war noch dazu jahrelang eine leidenschaftliche Leserin gewesen. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen hatte ich auch auf der Beerdigung gesehen.
    Nur wollte mir einfach nicht einfallen, wie ich Janes Vermächtnis so ganz nebenbei in die Unterhaltung einfließen lassen konnte. Allzu lebhaft konnte ich mir vorstellen, wie allenthalben Augenbrauen hochfahren und bedeutungsvolle Blicke gewechselt werden würden, sobald ich ihnen den Rücken kehrte. Mit Janes Erbe im Hintergrund würde sich mein Leben in vielerlei Hinsicht einfacher gestalten. Wie genau, das konnte ich erstmal nur ahnen. Andererseits bescherte dieses Erbe, wie mir langsam immer bewusster wurde, meinem Leben aber auch ungeahnte Komplikationen. An diesem Nachmittag entschied ich mich, ganz einfach den Mund zu halten und mich mit dem abzufinden, was die örtliche Gerüchteküche mir irgendwann auftischen würde.
    Als Lillian Smith mich auf mein Gespräch mit Bubba Sewell auf dem Friedhof ansprach, wäre mein Entschluss allerdings fast wieder ins Wanken geraten.
    „Was wollte der denn von dir?“, fragte sie mich ganz direkt, während sie ihre Bluse an der Vorderseite zusammenzog, damit die klaffenden Lücken zwischen den Knöpfen vorübergehend verschwanden.
    Ich lächelte nur.
    „Oh! Nun, er ist alleinstehend – derzeit! Aber du weißt bestimmt, dass Bubba schon zweimal verheiratet war?“ Lillian genoss es, mir das mitteilen zu können. Die Knöpfe spannten bereits wieder.
    „Mit wem denn?“, erkundigte ich mich, um sie von ihrer eigentlichen Frage abzubringen.
    „Zuerst mit Carey Osland. Ich weiß nicht – kennst du die? Sie wohnt direkt neben Jane. Bestimmt erinnerst du dich noch an die Sache mit ihrem zweiten Mann, Mike Osland: Er ging eines Tages, Careys Tochter war gerade geboren, Windeln kaufen, und kam nie wieder. Carey hat ihn überall suchen lassen, sie mochte einfach nicht glauben, dass der Mann sie so Knall auf Fall hatte sitzen lassen. Aber anscheinend hat er genau das getan.“
    „Aber ehe Carey Mike Osland heiratete, war sie Bubba Sewells Frau?“
    „Ach ja. Ja, die beiden waren kurz verheiratet, Kinder hatten sie keine. Ein Jahr nach ihrer Trennung heiratete Bubba ein Mädchen aus Atlanta, dessen Vater ein bekannter Anwalt war. Alle dachten damals, das wäre nützlich für seine Karriere.“ An den Namen der Frau erinnerte sich Lillian nicht. Warum auch, sie war nicht aus Lawrenceton gewesen, und die Ehe hatte nicht gehalten. „Aber das hat nicht geklappt“, fuhr sie fort. „Sie hat ihn betrogen.“
    Ich gab vage, nach Bedauern klingende Geräusche von mir, um Lillian zum Weiterreden zu animieren.
    „In letzter Zeit – ich hoffe, die Bücher gefallen Ihnen, Miss Darwell, einen schönen Tag noch! –

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