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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Angewohnheiten und Ansichten, die spirituell gesehen nicht ganz auf der Linie des anderen liegen. Dabei möchten wir alles richtig machen, aber um dahin zu gelangen, braucht es ein ganzes Leben. Das glaube ich jedenfalls. Außerdem glaube ich nicht an Sex vor der Ehe. Ich warte immer noch darauf, dass mich etwas dazu bringt, meinen Standpunkt in dieser Frage zu ändern, aber bislang ist das noch nicht geschehen. Nun wissen Sie allerlei von mir – hatten Sie irgendetwas davon wissen wollen?“
    „Wenn Sie so fragen: ja. Das war ziemlich genau das, was ich wissen wollte.“ Also würde Aubrey nicht versuchen, mich ins Bett zu kriegen. Ich war erstaunt, wie sehr mich diese Versicherung erleichterte. Bei den meisten Verabredungen der letzten zehn Jahre hatte ich mir die Hälfte der Zeit Sorgen darum gemacht, was passieren würde, wenn der Mann mich nach Hause brachte. Vor dem Hintergrund meiner leidenschaftlichen Affäre mit Arthur war es beruhigend zu wissen, dass Aubrey von mir keine Entscheidung darüber erwartete, ob ich mit ihm ins Bett gehen wollte oder nicht. Sofort wurde ich viel vergnügter und begann, den Abend zu genießen. Aubrey erwähnte seine tote Frau nicht wieder, und ich würde dieses Thema ganz gewiss nicht zur Sprache bringen.
    Als wir später vor meiner Hintertür standen, durfte ich herausfinden, dass Aubreys Ansichten über vorehelichen Sex voreheliches Küssen offenbar ausnahmen.
    „Vielleicht könnten wir wieder einmal ausgehen?“, fragte er.
    „Ruf mich an“, sagte ich lächelnd.
    „Danke für den schönen Abend.“
    „Nein, ich danke dir!“
    Wir gingen in schönstem Einvernehmen auseinander. Während ich mir das Gesicht wusch und mein Nachthemd überstreifte, erschien mir der nächste Tag längst nicht mehr so furchtbar. In der Bibliothekstand ich nicht auf dem Dienstplan, ich würde also ungestört in Janes Haus arbeiten können. In meinem Haus! Noch hatte ich mich nicht daran gewöhnt, dass es jetzt mir gehörte.
    Sobald ich an das Haus dachte, kamen auch die Sorgen wieder. Der Einbruch bereitete mir Kopfzerbrechen, desgleichen die Löcher im hinteren Garten, die ich noch nicht in Augenschein genommen hatte, am meisten jedoch das geheimnisvolle Objekt, nach dem in Haus und Garten gesucht worden war. Ein Gegenstand, der zu groß war, um in ein Bankschließfach zu passen. Sewell hatte erwähnt, in Janes Schließfach befände sich nicht viel. Daraus konnte ich wohl schließen, dass ihm der Inhalt bekannt war.
    Noch beim Einschlafen drehte sich in meinem Kopf alles um diesen Gegenstand. Etwas, das sich nicht aufteilen ließ, das man nicht flachdrücken konnte …
    Beim Aufwachen am nächsten Morgen wusste ich, wo ich danach zu suchen hatte.
     

     
    Ich fühlte mich wie auf geheimer Mission. Nachdem ich in Jeans und ein T-Shirt geschlüpft war und ein paar Scheiben Toast gegessen hatte, besah ich mir den kümmerlichen Inhalt meiner Werkzeugschublade. So genau wusste ich gar nicht, was ich alles brauchen würde, und bestimmt besaß Jane dieselbe Grundausstattung wie ich, aber ich wollte in ihrem Haus nicht erst lange nach Werkzeug suchen müssen. Schließlich entschied ich mich für einen Zimmermannshammer und zwei Schraubenzieher und legte, nachdem ich ein bisschen nachgedacht hatte, auch noch eine breite Spachtel dazu.
    Bis auf den Hammer passten die Werkzeuge problemlos in meine Handtasche, und auch ihn bekam ich letztlich noch so hinein, dass nur noch der Griff zwischen den Tragegriffen herausragte. Das musste gehen, fand ich, es sah nicht allzu auffällig aus. Ich putzte mir eilig die Zähne, schenkte mir aber jegliches Make-up, sodass ich schon vor acht Uhr in die Auffahrt von Janes Haus in der Honor Street biegen konnte.
    Ich fuhr mein Auto in den Carport und betrat das Haus durch die Küchentür. Drinnen war es still, die Luft roch abgestanden. Im kleinen Flur fand ich den Thermostat und drehte den Schalter auf „kühl“. Geräuschvoll erwachte die zentrale Klimaanlage zum Leben. Eine schnelle Runde durchs Haus ergab, dass in der Nacht niemand etwas durcheinandergebracht hatte. Da ich auf der Fahrt ein wenig ins Schwitzen geraten war, klebten mir immer wieder Haare im Gesicht, also fahndete ich nach einem Haargummi und fasste die ganze wilde Pracht hinten im Nacken zusammen. Dann zog ich die Rollos am Erkerfester so weit hoch, dass genügend Licht auf mein Werkvorhaben fiel, holte das Werkzeug aus der Handtasche und machte mich an die Arbeit.
    Wonach der Einbrecher auch gesucht

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