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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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das Himbeergestrüpp gefallen.
    »Steinhaus, langsam!«, warnte sein Kollege.
    »Dahinten!« Simons Stimme überschlug sich fast. »Das ist die Stelle mit dem ausgekratzten Baum. Da, wo der Bonuscache zuerst drin war!«
    Winterberg sah ihn mit großen Augen an. »Und Natascha war hier? Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung!«, rief Simon. »Aber das gefällt mir nicht. Lasst uns jetzt bitte weitersuchen! Natascha ist möglicherweise verletzt oder in Gefahr; wir müssen sie unbedingt finden!«
    »Ja, Steinhaus, du hast recht.« Winterberg gab der Hundeführerin ein Zeichen, und die Suche ging weiter.
    Diesmal nahm die Frau ihren Golden Retriever von der Leine. Jasper hatte offensichtlich große Freude an der Suche und rannte augenblicklich weiter. Er schlug einen größeren Bogen und lief dann rasch auf ein anderes Waldstück zu. Simon hatte das Gefühl, kaum hinterherzukommen. Der Hund sauste zwischen den Bäumen hindurch und war nach wenigen Sekunden nicht mehr sichtbar. Nur das Glöckchen klingelte ganz leise irgendwo vor ihnen.
    Sie liefen in nordwestliche Richtung und ließen den Schotterplatz und auch die Grillhütte schnell hinter sich. Der Pfad, auf den Jasper sie wenig später führte, war deutlich schmaler als der Weg zur Grillhütte. Auch war er weniger ausgetreten und wurde offensichtlich seltener benutzt. Je tiefer sie in den Wald eindrangen, umso dichter wurde das Gebüsch.
    Doch Simon spürte kaum das Buschwerk, das ihm das Laufen erschwerte. Dornenbüsche kratzten an seiner Kleidung, Äste schnellten ihm ins Gesicht. Aber er ließ sich davon nicht aufhalten. Mit erhobenen Armen versuchte er, sein Gesicht vor Kratzern zu schützen. Schweiß rann ihm den Rücken hinab und durchnässte sein Hemd. Seine Lunge brannte. Doch das spürte er kaum, weil ihn die Sorge um Natascha vorwärtstrieb.
    Wohin führte sie der Hund?
    Hinter sich hörte er jemanden rufen, aber er achtete darauf nicht. Er tauchte weiter in den Wald ein und behielt dabei Winterberg im Blick, der inzwischen vor ihm lief. Mehrmals schrammten tiefhängende Äste durch Simons Gesicht, aber er merkte es kaum. Alles um ihn herum erschien ihm seltsam lang gestreckt und verzerrt, als hätte es eine Verschiebung in Raum und Zeit gegeben. Außerdem nahm Simon nur noch Details wahr, nicht mehr die vollständigen Konturen von Körpern.
    Und plötzlich sah er, dass Winterberg nicht mehr weiterrannte. Er hörte, wie Jasper einige Meter vor ihnen bellte, und sah die blau-gelbe Rettungsjacke der Hundeführerin zwischen den Bäumen aufleuchten. Winterberg vor ihm keuchte und fasste sich an die Brust.
    Simon blieb ebenfalls stehen und nahm nun erstmals die Gegend um sich herum richtig wahr. Er betrachtete erst einzelne Baumgruppen und dann die ganze Umgebung. »Oh, nein!«, entfuhr es ihm.
    Winterberg drehte sich um. »Was ist?« Sein Gesicht glänzte vom Schweiß; Stirn und Wangen waren rot von der Anstrengung.
    »Ich weiß, wo wir sind.« Simon schüttelte den Kopf und konnte es kaum glauben. Er streckte den Arm aus und sagte: »Schau nach links, dann siehst du es.«
    Etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt stand eine kleine Hütte aus dunklem Holz, die etwa fünfzehn Quadratmeter groß sein mochte. Das ausladende Geäst hoher Kiefern hing über der rechten Dachhälfte und schien die Hütte dort zusammenzudrücken. Die Birkenäste über der linken Dachseite lagen hingegen wie bleiche Finger auf den Holzschindeln. Fast hatte es den Anschein, als wäre die Hütte mit ihrer Umgebung irgendwie verwachsen – wie ein Hexenhäuschen aus Grimms Märchen.
    Jasper rannte um die Hütte herum, seine Schnauze fuhr dabei suchend durch das Gebüsch. Schließlich blieb er vor der geschlossenen Tür stehen und setzte sich. Offenkundig endete für ihn Nataschas Spur in der Hütte. Er bellte und sah sein Frauchen erwartungsvoll an.
    »Fein gemacht, mein Guter«, lobte ihn die Hundeführerin und holte aus ihrer Jackentasche einen Leckerbissen für Jasper. Sie blickte stolz die beiden Polizisten an. »Ja, hier endet dann wohl unser Auftrag.«
    »Vielen Dank!«, sagte Winterberg und holte sein Handy aus der Tasche.
    Aber bevor er telefonieren konnte, erklärte Simon: »In der Hütte ist nichts. Wir waren da vorhin schon drin, als wir nach Natascha gesucht haben. Das hier ist eine der drei Hütten, von denen wir erzählt haben.«
    Winterberg starrte ihn an.
    Auch die Hundeführerin blickte ihn ein wenig überrascht an und behauptete: »Aber der Hund irrt sich

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