Knochenfinder
mehr dran, die sind ja offiziell deaktiviert!«
Lorenz nahm den Zettel von Reitmann und wählte dabei Winterbergs Nummer. Mit wenigen Worten erklärte er dem Kollegen am Telefon den neuen Sachverhalt und fügte dann hinzu: »Verdammt ... hat Münker uns davon erzählt? Frag ihn nach den Koordinaten für den Bonuscache.«
Er schwieg einen Moment und lauschte Winterbergs Ausführungen. Natascha beobachtete ihn ungeduldig.
»Okay. Meld dich dann so schnell wie möglich, wir treffen uns dann an der Stelle.« Lorenz beendete das Telefonat und wandte sich mit lauter Stimme an Reitmann. »Gibt es noch etwas, das Sie uns sagen könnten? Noch mehr Caches vielleicht? Wir ermitteln in einem Fall von schwerer Körperverletzung, und wir haben ein potenzielles Opfer, das vielleicht noch gerettet werden kann, wenn wir schnell genug sind. Es kann nicht angehen, dass uns die wichtigen Informationen häppchenweise zugespielt werden, als wäre dies hier eines Ihrer Geocaching-Rätsel!«
Monja Reitmann sah ihn zerknirscht an. »Entschuldigung. Aber woher sollen wir wissen, was Sie für Informationen haben und welche nicht?«
Lorenz tat ihren Einwand mit einer Handbewegung ab. »Was gibt es noch, das wir wissen müssen?«
Reitmann schüttelte den Kopf. »Nichts. Ihnen stehen jetzt alle Informationen zur Verfügung.«
Kapitel 27
Dreißig Minuten später erreichten Natascha und Lorenz den Wanderparkplatz Dautenbach. Winterberg hatte sich die Koordinaten von Münker besorgt und sie telefonisch weitergegeben. Zum Glück war der Weg nicht sehr weit gewesen, denn das ausgedehnte Waldstück gehörte noch zum Stadtgebiet. Spätnachmittags und am Wochenende wimmelte es hier deshalb auch von Spaziergängern und Hobbysportlern auf den Waldwegen. Jetzt, an einem späten Vormittag mitten in der Woche, war jedoch kaum etwas los. Die Hundebesitzer hatten ihre Morgenrunde gedreht, die Jogger ebenfalls; und die Mütter mit den Kinderwagen, die hier oft anzutreffen waren, bereiteten wahrscheinlich gerade das Mittagessen vor. Die beiden Streifenwagen auf dem Parkplatz wirkten fehl am Platze, mit ihren reflektierenden Schriftzügen störten sie die ländliche Idylle.
Winterberg saß in seinem Octavia zwischen den Polizeiwagen und hatte offensichtlich nur auf sie gewartet. Er winkte ihnen kurz zu und wartete, bis Lorenz neben ihm hielt.
»Die anderen sind schon vorgefahren«, teilte er ihnen mit.
Mehr sagte er nicht, doch Natascha konnte aus den wenigen Worten seine Anspannung heraushören.
Winterberg wartete nicht auf eine Reaktion von ihr oder Lorenz, sondern startete den Motor und steuerte rasch auf einen breiten Feldweg zu, der in den Wald hineinführte. Ehe er im dichten Gebüsch verschwand, war Lorenz ihm bereits gefolgt; auch er fuhr viel zu schnell über den holprigen Untergrund. Natascha wurde im Beifahrersitz unsanft hin und her geschüttelt, der Gurt rieb unangenehm über ihre Schulter.
Der Waldweg war relativ breit und auf beiden Seiten von niedrigen Büschen und Fichten gesäumt. Der Regen vom Vortag hatte viele Kuhlen auf dem Weg mit Wasser gefüllt, und sowohl Winterberg als auch Lorenz fuhren immer wieder durch eine der breiten Pfützen.
Lorenz umklammerte das Lenkrad und schaute angestrengt nach vorn, um kleineren Pfützen auszuweichen. »Ich habe darüber nachgedacht, ob die Caches dieser Reihe eventuell extra für die Finger gelegt wurden«, mutmaßte er und hielt geradewegs auf eine breite Pfütze zu, die er nicht umfahren konnte. Schmutzwasser spritzte empor und verdreckte die Scheiben.
»Aber dann wäre der Dosenbesitzer, also Münker, der Täter. Meinst du, dass es so einfach ist?« Natascha hatte ebenfalls über diese Theorie nachgedacht, sie aber dann verworfen. Es schien ihr zu unwahrscheinlich.
»Er hat uns nichts von den anderen Caches erzählt.«
»Ja, das stimmt. Doch möglicherweise hat er nicht geglaubt, dass diese Caches für unseren Fall von Bedeutung sind. Außerdem liegen sie schon seit Januar da – wie erklärst du dir das, wenn er der Täter ist?« Natascha hielt sich am Türgriff fest, als der Jeep erneut durch eine große, tiefe Pfütze schaukelte.
»Vielleicht, weil er kein passendes Opfer gefunden hat?« Lorenz sah sie an.
»Schau nach vorne, Lorenz! Winterberg wird uns noch davonrasen. Eigentlich sollte er den Jeep haben, so wie der fährt.«
Offensichtlich hatte sie damit Lorenz’ Ehrgeiz angestachelt, denn er schaltete in den dritten Gang und verringerte den Abstand zu Winterbergs
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