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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Madame Letaux. Sie wird sich um sich selbst kümmern. Ich bin für die Küche und den Haushalt zuständig.«
    Zum ersten Mal seit zwei Tagen war Eve nach Lächeln zumute,
    als sie sah, wie Tanzer zusammenzuckte. »Selbstverständlich, Madame Letaux«, sagte sie. »Das ist absolut in meinem Sinne.«
    Die Haushälterin musterte sie eingehend, dann nickte sie langsam. »Nennen Sie mich Marie.«
    »Danke.«
    Tanzer rang sich ein Lächeln ab und wandte sich an Eve. »Ich
    trage Ihre Koffer nach oben in Ihr Zimmer. Ist es hier nicht genauso wunderschön, wie ich es Ihnen versprochen habe?«
    Eve schaute sich im Foyer um. Das polierte Eichenparkett und
    die große Freitreppe hätten tatsächlich zu der Villa in dem Roman gehören können, den Tanzer eben erwähnt hatte. Überall teures Holz und kunstvolle Wandmalereien. »Es ist sehr schön.«
    Das Schlafzimmer mit seiner vier Meter hohen Decke und dem
    riesigen Vierpfostenbett war sogar noch schöner. Eve warf ihre Handtasche auf die Tagesdecke aus Satin und trat auf den schmiedeeisernen Balkon mit Blick auf den Bayou.
    Der Blick war beeindruckend. Die gewundenen Arme des Bayou
    schlängelten sich am Haus vorbei, und Zypressen und Weiden bildeten einen grünen Vorhang vor den Ufern. Eine kleine gewölbte Fuß-
    brücke führte über das trübe Wasser des Sumpfs zu einer moosbe-wachsenen Insel. In einiger Entfernung erhob sich ein dunkles, bedrohlich wirkendes Gebäude, das sie –
    »Hab ich nicht gesagt, dass es malerisch ist?«, fragte Tanzer hinter ihr. »Wie wär’s mit einem guten Abendessen in einem netten Fischrestaurant? Und dann machen wir noch eine Stadtrundfahrt.«
    Gott, war der Mann penetrant. »Ich möchte nirgendwohin gehen.
    Ich bin müde, und ich möchte einfach nur duschen und mich ausruhen. Vielen Dank für das Angebot. «
    Er nickte. »Sehen Sie? Sie hätten sowieso nicht arbeiten können.
    Da trifft es sich doch gut, dass Senator Melton noch in New York zu tun hat.«
    »Ich bin selten zu müde zum Arbeiten.« Eve schaute wieder auf den Bayou. »Ist das die Kirche?«
    »Ja.« Mit einer Kopfbewegung deutete Tanzer auf das prunkvolle Portal des halb verfallenen Gebäudes in einigen hundert Metern Entfernung. »Sehen Sie, sie liegt ganz in der Nähe.«
    »Sie sieht ziemlich verlassen aus.«
    »Vielleicht ist sie das auch. Ich habe keine Ahnung.«
    »Ist der Schädel jetzt dort?«
    Er zuckte die Achseln. »Das hat man mir nicht gesagt. Nur, dass Sie dort arbeiten werden.«
    »An wen muss ich mich wenden?«
    »Das wird Senator Melton Ihnen sagen.«
    Es war, als versuchte man, einer Rübe Blut abzuzapfen. Eve hatte genug. Sie streckte ihre Hand aus. »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten. Vielen Dank für alles.«
    »Oh.« Tanzer schüttelte ihre Hand. »Sind Sie sicher, dass Sie zu-rechtkommen?«
    »Ganz sicher. Vielen Dank.«
    »Nun, sollten Sie es sich anders überlegen, brauchen Sie nur in meinem Büro anzurufen. Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    »Sehr freundlich.« Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, ging sie an den Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer, die er auf der Visitenkarte notiert hatte.
    »Ich bringe Ihnen Ihre Handtücher.« Marie stand in der Tür.
    »Danke. Ich komme gleich nach unten, dann kann ich Ihnen hel-
    fen.«
    »Warum? Das ist meine Aufgabe«, erwiderte Marie und ver-
    schwand im Badezimmer.
    Da Melton im Hotel nicht zu erreichen war, hinterließ Eve ihm eine Nachricht auf seiner Mailbox. Wunderbar. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie hatte keine Lust, den ganzen Abend Däumchen zu drehen. Sie wollte arbeiten, bis sie so erschöpft war, dass sie schlafen konnte.
    »Soll ich Ihnen beim Auspacken helfen?« Marie war zurück ins
    Zimmer gekommen.
    »Nein, danke. Ich habe nicht viel mitgebracht.« Eve lächelte.
    »Außerdem möchte ich Sie nicht ausnutzen. Das gehört schließlich nicht zu Ihren Aufgaben.«
    »Es sei denn, ich mache es zu meiner Aufgabe.« Jetzt lächelte Marie auch. »Als Dienstpersonal zu arbeiten ist keine Schande. Es ist harte, ehrbare Arbeit. Ich habe einfach keine Lust, mich von einem trou du cul von oben herab behandeln zu lassen.« Sie wandte sich zum Gehen. »In einer halben Stunde ist das Abendessen fertig.«
    Was war ein trou du cul? Eve konnte es sich beinahe denken, aber sicherheitshalber würde sie es in einem Französisch-Englischen Wörterbuch nachschlagen, falls sich in der Bibliothek, die Tanzer erwähnt hatte, eins finden ließ.
    Sie trat wieder hinaus

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