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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Angelegenheit handelte.
    Der Türklopfer aus Messing an dem riesigen Portal machte ein
    laut dröhnendes Geräusch.
    Keine Reaktion.
    Sie klopfte noch einmal.
    Stille.
    Verdammt.
    Na ja, es war ein Versuch gewesen. Sie klopfte noch einmal, wartete mehrere Minuten lang, dann drehte sie sich um und ging zurück in Richtung Brücke. Offenbar würde sie sich gedulden und doch bis morgen früh warten müssen.
    Aber Eve hatte keine Lust, sich in Geduld zu üben. Sie wollte sich an die Arbeit machen. Warum war Melton nicht am Flughafen gewesen, so wie er es verspro -
    Was war das?
    Sie fuhr herum und schaute zur Kirche hinüber.
    War jemand an die Tür gekommen und hatte nach ihr gerufen?
    Die Tür war immer noch geschlossen.
    Und dennoch könnte sie schwören, dass jemand sie gerufen hatte.
    Es hatte sich so deutlich angehört…
    Tja, es war aber niemand da. Wahrscheinlich hatte sie sich einfach zu sehr gewünscht, dass sich die Tür öffnen würde.
    Es war noch früh, aber sie würde ins Bett gehen und versuchen zu schlafen. Wenn sie morgen aufwachte, würde sie sich eine Kleinigkeit zu essen machen und es noch einmal bei der Kirche versuchen.
    Bevor sie das Haus betrat, drehte sie sich noch einmal um und schaute zur Kirche hinüber.
    Das Portal war immer noch geschlossen.
    Déjà vu.
    Plötzlich musste sie an den Tag in der vergangenen Woche den-
    ken, als sie… auf Bonnies Hügel… irgendetwas gespürt hatte.
    Nicht Bonnie. Es war nicht Bonnie. Das war alles eine einzige Lüge.
    Aber vielleicht war das Gefühl, das sie auf dem Hügel gehabt
    hatte, keine Lüge gewesen. Vielleicht war der Mistkerl in der Nähe gewesen, der später den Grabstein geschändet hatte.
    Aber dieses Gefühl jetzt war… anders. Sie könnte schwören, dass sie jemanden hatte rufen hören.
    Unsinn. Es waren ihre Nerven, sie war einfach völlig ausgelaugt.
    Das Einzige, was sie hatte rufen hören, war die Arbeit, die sie so gern begonnen hätte. Wenn sie sich erst einmal ausgeschlafen hatte, würde alles anders aussehen.
    Als Eve drei Stunden später erwachte, schaffte sie es gerade
    noch, sich über die Bettkante zu beugen, bevor sie sich übergab.
    »O Gott.«
    Übel. Ihr war so übel.
    Sie wankte durch den Flur zum Badezimmer, übergab sich je-
    doch noch zweimal, bevor sie es erreichte.
    Ihr Magen hörte nicht auf, sich zu verkrampfen. Schmerz. Übel-keit.
    Sie ließ sich vor der Toilette auf den Boden fallen.
    Wieder und wieder übergab sie sich.
    Der Eintopf…
    Ihre Rippen schmerzten. Sie konnte kaum atmen.
    Lebensmittelvergiftung…
    Sie würde sterben.
    Bonnie.
    Erneut erbrach sie sich.
    Niemand war da. Das Haus war leer. Niemand konnte ihr helfen.
    Sie musste zum Telefon.
    Sie war zu schwach, um zu gehen. Auf allen vieren kroch sie
    durch den Flur zurück ins Schlafzimmer. Es schien meilenweit weg zu sein, und mehrmals war sie gezwungen anzuhalten, weil sie wieder würgen musste.
    Ihre Rippen…
    Das Telefon… 911… Die Leitung war tot.
    Sie versuchte, die Vermittlung zu erreichen. »Helfen… Sie mir.
    Bitte, helfen Sie…«
    Das Telefon fiel ihr aus der Hand. Gleich würde sie ohnmächtig werden.
    Nicht hier. Hier würde sie sterben.
    Der Balkon. Vielleicht würde jemand sie sehen. Vielleicht könnte sie um Hilfe rufen…
    Sie schaffte es nicht.
    Also gut. Sie würde bei Bonnie sein. Warum kämpfte sie so verzweifelt? Es wäre so leicht, einfach aufzugeben.
    Joe.
    Sie kroch weiter. Mit Mühe erreichte sie den Balkon. Sie drückte ihre Wange gegen das schmiedeeiserne Geländer. Das Metall fühlte sich kalt und feucht an…
    Draußen war niemand zu sehen, und die Häuser waren zu weit
    weg, als dass sie jemand hören könnte, wenn sie um Hilfe rief. Dunkel und riesig erhob sich die Kirche vor dem Nachthimmel.
    »Hilfe…« Ihr sinnloser Ruf war kaum zu hören. Gott, wenn das
    Würgen wenigstens aufhören würde. »Hilfe…«
    Sie sank zu Boden, ihr Gesicht berührte die Fliesen. Den Sumpf konnte sie nicht mehr sehen, nur noch die dunklen Umrisse der Kirche. Sie füllte ihr gesamtes Gesichtsfeld aus. War das das Letzte, was sie in ihrem Leben sehen würde…
    Dunkelheit.
    »Nein. Sie dürfen nicht schlafen. Noch nicht.«
    Sie öffnete die Augen.
    Sie wurde die Treppe hinuntergetragen.
    Ein Mann… dunkles Haar… In der Dunkelheit konnte sie sein
    Gesicht nicht erkennen, aber seine Stimme klang verzweifelt.
    Verzweifelt? Warum?, fragte sie sich benommen. Sie war doch
    diejenige, die starb.
    »Wir sind gleich da. Halten Sie

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