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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ein himmelweiter Unterschied zu dem ge-mütlichen Abendessen, das sie vor zwei Tagen in der Küche dieses Hauses zu sich genommen hatte.
    Und das war wohl seine Absicht gewesen, kam es ihr plötzlich in den Sinn. Er hatte sie nicht an Marie Letaux erinnern wollen und an die letzte Mahlzeit, die ihr in diesem Hause vorgesetzt worden war.
    »Ich bin sicher, es wäre ein phantastisches Menü gewesen. Vielen Dank, Galen.«
    »Gern geschehen. Nur schade, dass ich noch ein bisschen warten muss, bis Sie meine Kochkunst wirklich schätzen lernen.« Er bot ihr seinen Arm an. »Kommen Sie, gehen wir rüber zur Kirche, damit Sie aufhören können zu quengeln.«
    Zu Eves Überraschung wartete Melton bereits ungeduldig vor der Tür, als sie bei der Kirche eintrafen. »Gut, dass Sie ein bisschen früher kommen. Geht es Ihnen besser? Galen meinte, Sie fühlten sich nicht wohl.«
    »Es geht mir viel besser.« Sie betrachtete das Kirchenportal. »Ich hatte damit gerechnet, dass Sie mich drinnen erwarten.«
    »Ich habe keinen Schlüssel. Ich warte auf – Ah, da ist er ja.« Sein Blick wanderte zu einem aschblonden Mann hinüber, der herbeigeeilt kam. »Das ist Rick Vadim. Ich habe ihn angeheuert, damit er Ihnen zur Hand gehen kann. Rick, das ist Ms Duncan.«
    Der junge Mann nickte und lächelte Eve an. »Sehr erfreut,
    Ma’am.«
    »Guten Tag. Freut mich, Sie kennen zu lernen.« Eve schüttelte ihm die Hand. »Das ist Sean Galen, er ist – «
    »Ms Duncans Assistent«, sagte Galen. »Ich sorge dafür, dass für sie alles glatt läuft.«
    »Dann sind wir ja schon zu zweit«, meinte Rick ernst. »Das ist auch meine Aufgabe.«
    »Rick hat den Auftrag, Ms Duncan auf jede mögliche Weise zur
    Hand zu gehen«, erklärte Melton.
    »Sie sind forensischer Anthropologe?«, fragte Eve.
    »Nein, ich habe keine wissenschaftliche Ausbildung, aber ich bin gut im Organisieren und Assistieren.« Er schloss die Tür auf.
    »Möchten Sie den Schädel sehen?«
    »Deswegen bin ich hier.« Eve sah sich in der Eingangshalle um.
    Irgendwie hatte sie Staub und Spinnennetze erwartet, aber alles war blitzsauber. »Wo ist er?«
    »In der Seitenkapelle.« Rick deutete auf den von einem Bogen
    überwölbten Durchgang. »Hier entlang, bitte.«
    »In der Kapelle?«
    »Das erschien uns respektvoller«, meinte Rick. »Nach allem, was ich über Ihre Arbeit gelesen habe, empfinden Sie großen Respekt vor den Verstorbenen.«
    »Ja, das stimmt. Aber ich bezweifle, dass ich in einer Kapelle arbeiten kann. Ich benötige sehr viel Licht, einen Arbeitstisch und eine Ablage für meine Arbeitsgeräte.«
    »Ich habe Ihren Arbeitsplatz bereits vorbereitet. Ich denke, Sie werden zufrieden sein.« Er öffnete die Tür. »Da sind wir.«
    Ein riesiger schwarzer Sarg.
    Eve blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf den Sarg. Er füllte fast die ganze kleine Kapelle aus.
    »Ich werde hier draußen warten«, sagte Melton.
    Eve empfand dieselbe Scheu, sich dem Sarg zu nähern, die Mel-
    ton offenbar dazu bewogen hatte, draußen zu bleiben. »Ich dachte, Sie hätten den Schädel aus dem Sarg entfernt. Ich hatte nicht damit gerechnet, den Sarg – Er ist sehr… groß…«
    »Der Sarg wurde speziell angefertigt, um die sterblichen Überreste vor Schaden und weiterem Verfall zu schützen. Wir wollten ganz sichergehen, dass der Schädel perfekt erhalten blieb«, erklärte Rick ernst. »Glauben Sie mir, ich finde es schrecklich, dass der Rest des Skeletts abhanden gekommen ist. Ich war hier noch nicht zuständig, als das passiert ist.«
    »Abhanden gekommen?«, wiederholte Eve. »Ich glaube, diesen
    Ausdruck würde ich dafür nicht benutzen.«
    »Mir erscheint es auch unglaublich. Die ganze Sache ist äußerst merkwürdig. Aber das geht mich nichts an. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass von nun an nichts mehr schief geht.« Rick trat an den Sarg. »Und man hat mir gesagt, dass der Schädel in sehr gutem Zustand ist.« Er öffnete den Deckel und trat zur Seite. »Was meinen Sie?«
    »Ich brauche mehr Licht. Ich kann ihn kaum sehen. Es ist zu
    dunkel hier drin.«
    »Oh, das tut mir Leid.« Eilig zündete Rick eine Kerze auf dem Altar an. »In dem Arbeitszimmer, das ich für Sie vorbereitet habe, gibt es genug Licht. Ich wusste nicht, dass Sie den Schädel hier schon näher in Augenschein nehmen wollten. Ich dachte…«
    Er war so bestürzt, dass Eve sich beherrschte. »Ist schon gut, Rick. Falls es Probleme mit dem Licht gibt, kann ich den Schädel ja mit ins Haus

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