Knochenfunde
einfach das Gefühl, dass… Vergessen Sie’s. Wir sehen uns morgen früh.« Sie schaute Melton an.
»Auf Wiedersehen, Senator.«
»Sie nehmen den Auftrag also an? Ich hatte immer noch meine
Zweifel. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Ich tue es nicht für Sie. Ich tue es für die Familie dieses Mannes.«
Er lächelte. »Dennoch bin ich Ihnen dankbar. Ich freue mich,
dass alles so gut klappt. Sie haben ja meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, falls irgendwelche Probleme auftauchen.«
»Darauf können Sie sich verlassen. Kommen Sie, Galen.« Eve
ging in Richtung Brücke.
»Haben Sie an dem Abend irgendetwas gesehen, das Sie darauf
schließen ließ, jemand befände sich in der Kirche?«, fragte Galen.
»Nein, es war nur so ein Gefühl.«
Er lachte in sich hinein. »Vielleicht war es der Geist unseres Gladiators.«
»Ich glaube nicht an Geister.«
»Das ist wohl auch besser so. Wenn man bedenkt, mit wie vielen Skeletten Sie zu tun haben, würden Sie am Ende noch im Irrenhaus landen.«
Sie wandte ihren Blick ab. »Glauben Sie an Geister?«
»Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich nicht an sie glaube. Ich halte alles für möglich. Man muss es mir nur beweisen.« Er lächelte. »Und bisher haben unsere Geisterfreunde noch keine Ver-anlassung gesehen, sich mir zu zeigen.«
»Das Auge sieht, was es sehen will. Es ist alles Einbildung… oder es passiert im Traum.«
»Im Traum?«
Sie wechselte das Thema. »Und hören Sie auf, ihn Gladiator zu nennen.«
»Natürlich. Er heißt ja Victor. So haben Sie ihn doch getauft, oder?«
Sie schaute zurück zur Kirche. Melton und Rick mussten wieder nach drinnen gegangen sein. Die Eingangstür war geschlossen, und das Portal wirkte wieder so geheimnisvoll wie beim ersten Mal, als sie es gesehen hatte.
Nun, Geheimnisse waren dazu da, dass man sie lüftete, und morgen würde sie damit anfangen.
»Ja, sein Name ist Victor.«
»Machst du’s?«, fragte Joe. »Ich bitte dich nur, mir ein paar Stunden zu opfern, einen Nachmittag. Wir gehen zusammen zu Capels Nachbarn, und du lässt dir den Typen von ihnen beschreiben.«
»Erzähl mir keinen Blödsinn. So fängt es doch immer an.« Lenny Tyson zeichnete mit Bleistift eine Linie entlang der großen Nasenlö-
cher der Frau auf seinem Zeichenblock.
»Dann geht die Plackerei erst richtig los, und ich weiß jetzt schon nicht, wo mir der Kopf steht. Das weißt du genau, Joe.«
»Tu mir den Gefallen, Lenny.«
Tyson blickte von seiner Zeichnung auf. »Warum? Ist der Typ
ein Massenmörder oder was?«
Joe schüttelte den Kopf. »Das ist nichts Offizielles, es ist was Persönliches. Ich zahle dir das Doppelte von dem, was die Polizei dir für Phantombilder zahlt. Am Tag, bevor er verschwunden ist, wurde George Capel von zwei Nachbarn gesehen. Er betrat sein Haus zusammen mit einem kleinen, dunkelhaarigen Mann von Ende zwan-
zig, Anfang dreißig. Mehrere Stunden später sind sie wieder rausgekommen und zusammen weggefahren. Später an dem Tag wurde er
auf der Bank gesehen, wo er ein Schließfach besitzt. Derselbe Mann war bei ihm. Das war vor einer Woche.«
»Und ich soll von Capels Freund ein Phantombild anfertigen?«
»Komm schon, Lenny, wie lange würdest du dafür brauchen?«
»Kommt drauf an, wie gut das Gedächtnis der Nachbarn ist.« Tyson lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Eine Woche ist eine lange Zeit. Wahrscheinlich erinnern sie sich an seine Haarfarbe und daran, dass er nicht besonders kräftig gebaut war. Wie genau muss das Bild denn sein?«
»Ich möchte es mit Bildern in der Verbrecherkartei vergleichen.«
»Puuh. Das ist eine Herausforderung.«
»Und, machst du’s?«
»Das Doppelte von meinem üblichen Honorar?«
»Das Dreifache.«
Lenny seufzte, stand auf und schnappte sich seine Zeichenmappe.
»Gehen wir.«
Sechs
Als Eve am nächsten Morgen um sieben Uhr ihre Werkstatt betrat, befand Victors Schädel sich bereits auf einem Podest.
»Ich habe Ihnen ja versprochen, alles für Sie vorzubereiten.«
Strahlend schaute Rick sich in dem Raum um. »Da sind Ihre Arbeitstische, und das Podest habe ich mir bei einem Bildhauer in Baton Rouge besorgt. Gefällt es Ihnen?«
»Sehr schön.«
»Und die Videoanlage?«
»Ich werde sie mir später ansehen. Das ist die letzte Phase.« Eve stellte ihre Aktentasche auf dem Arbeitstisch ab. »Wenn Sie mir ein paar Handtücher und eine Schüssel mit Wasser bringen, kann ich mit der Arbeit anfangen.«
»Das klingt ja, als würden Sie eine Operation
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