Knochenfunde
möchte, dass es dir morgen früh gut geht.«
Eve fühlte sich nach den Träumen jedes Mal besser. Sie hatten zwei Jahre nach Bonnies Tod angefangen, und manchmal hatte Eve das Gefühl, dass diese Träume sie davor bewahrt hatten, verrückt zu werden. Ein Psychiater würde sie wahrscheinlich ins nächste Irrenhaus sperren, wenn sie ihm davon erzählte. Aber das interessierte sie nicht. Die Träume hatten nur positive Auswirkungen.
»Wenn mir meine Rippen morgen früh immer noch so wehtun,
wird es mir auf keinen Fall gut gehen.«
»Sie werden nicht mehr ganz so wehtun.« Bonnie lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Es ist schön hier. Ich mag diese Sumpflandschaft.
Warum sind wir früher nie hierher gekommen?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich sind wir einfach nicht auf die Idee gekommen.«
»Na ja, in Panama City war es auch ganz nett. Das Wasser war so wunderbar…«
»Das weiß ich, mein Schatz.«
»Es gibt so viele wunderbare Dinge. Erzähl mir von Janes neuem Welpen. Sarah hat ihr den kleinen Hund geschenkt, nicht wahr?«
»Ja, und er ist ein richtiger Racker. Jane findet natürlich, dass er das klügste Tier auf der Welt ist. Sie redet schon davon, nach Kalifornien zu fahren, damit Sarah ihr beim Dressieren…«
Fünf
»Heute Morgen scheinen Sie ja schon viel bessere Laune zu haben.«
Galen schaute Eve an. Sie hatten gerade das Krankenhaus verlassen, und er hielt ihr die Tür seines Wagens auf. »Und Sie sehen auch schon viel besser aus. Haben Sie gut geschlafen?«
»Solange ich nicht geträumt habe.«
»Alpträume?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, schöne Träume.« Sie schaute in den strahlend blauen Himmel hinauf. »Ein schöner Tag.«
Er nickte. »Wahrscheinlich täte es Ihnen besser, wenn Sie sich noch einen Tag Ruhe gönnen würden. Sie könnten sich doch einfach auf Ihren Balkon setzen und das Leben genießen.«
Die Kirche hatte sich düster und bedrohlich vor ihren Augen erhoben, als sie auf dem Boden des Balkons lag.
»Ich will mit meiner Arbeit anfangen. Haben Sie etwas Neues
über Maries Tod in Erfahrung gebracht?«
»Offizielle Todesursache: Lebensmittelvergiftung.«
»Aha.«
»Nichts Aha. Ich habe jemanden im Büro des Gerichtsmediziners bestochen, um einen Blick auf den vorläufigen Bericht werfen zu dürfen.«
» Und?«
»Lebensmittelvergiftung. Das einzige Ungewöhnliche waren
leichte Hautabschürfungen an ihren Oberarmen.«
»Wodurch verursacht?«
»Keine Hinweise. Aber ich habe mir so meine Gedanken ge-
macht…. Vielleicht von Seilen?«
»Aber das stand nicht in dem Bericht des Gerichtsmediziners.«
»Nein.« Galen zuckte die Achseln. »Die Leiche wurde jedenfalls freigegeben, und morgen findet die Beerdigung statt.«
»Wird ihr Sohn daran teilnehmen?« – »Das nehme ich doch an.
Das hier ist die Heimatstadt seiner Mutter. Warum?«
»Ich würde ihn gern treffen und ihm mein Beileid aussprechen.«
»Wie bitte?« Er verzog das Gesicht. »Ich finde es ziemlich un-passend, dass Sie jemandem Ihr Beileid aussprechen, dessen Mutter versucht hat, Sie umzubringen.«
»Ich glaube nicht, dass sie mich umbringen wollte, und ich den-ke, ihr Sohn würde sich freuen zu erfahren, was sie mir über ihr Verhältnis zu ihm erzählt hat. Das kann in einer solchen Situation durchaus tröstlich sein. Ich würde gern zu der Beerdigung gehen.«
»In Ordnung. Ich werde mich erkundigen, wann und wo sie statt-findet. Es wundert mich allerdings, dass Sie deswegen bereit sind, den Beginn Ihrer Arbeit an dem Schädel aufzuschieben.«
»Unterstützung ist für die Hinterbliebenen sehr wichtig. So etwas durchzumachen ist ein Alptraum. Niemand weiß das besser als ich.«
»Ich habe davon gehört«, sagte Galen ernst. »Ihre Bonnie.«
»Meine Bonnie.« Sie waren vor dem Haus angekommen, und
Eve stieg aus. »Melton hat im Krankenhaus angerufen, um mir Bescheid zu geben, dass er um ein Uhr hier sein und mich zur Kirche begleiten wird. Kommen Sie mit?«
»Das lasse ich mir doch nicht entgehen.« Galen wartete, bis Eve die Haustür aufgeschlossen hatte, dann trat er vor ihr ein. Nachdem er sich im Foyer umgesehen hatte, ging er die Treppe hinauf. Eve folgte ihm. »Ich stehe auf Skelette. Macht es Ihnen was aus, wenn ich einen Blick in Ihr Schlafzimmer werfe? Ich war schon mal hier und habe sauber gemacht, aber mir wäre wohler, wenn ich noch mal alles überprüfen könnte.«
»Sie haben die ganze Sauerei weggemacht?«
»Nun, Ihre Haushälterin war ja wohl nicht mehr dazu in der
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