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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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auf und durchquerte hastig den Raum. Dann hielt er inne, holte tief Luft, ging um den Sockel herum und stellte sich neben Eve.
    Wortlos starrte er auf das rekonstruierte Gesicht.
    Eve versuchte, seinen Blick zu deuten. »Und? Nun sagen Sie
    doch etwas. Ist es Bently?«
    »Das ist er.« Nathan presste die Lippen zusammen. »Das ist Harold Bently.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.« Seine Stimme zitterte. »Gute Arbeit. Das ist er.«
    Er wandte sich ab und ging in Richtung Treppe. »Verzeihen Sie. Ich bin so wütend, ich würde am liebsten jemandem den Hals umdrehen.
    Ich kann ihn nicht ansehen. Ich hatte gehofft – «
    Nathan rannte die Treppe hinauf und stieß beinahe mit Joe zu-
    sammen, »’tschuldigung. Ich wollte Sie nicht – « Er schob sich an ihm vorbei und verschwand durch die Tür.
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Joe, als er die Treppe herun-terkam. Dann sah er Eves Gesicht. »Oh, der Augenblick der Wahrheit?«
    »Es ist Bently.« Eve rieb sich den Nacken. »Man gibt die Hoffnung nicht auf, bis man den endgültigen Beweis vor Augen hat.«
    Joe trat neben sie und betrachtete das Gesicht. »Du musst wirklich gute Arbeit geleistet haben, wenn er sich so sicher ist.«
    »Ich habe ebenso sehr wie er gehofft, dass es nicht Bently sein würde«, sagte Eve. »Nach allem, was ich über ihn gehört habe, muss er ein guter Mann gewesen sein. Ich hatte gehofft, er wäre nicht auf diese Weise gestorben.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie blinzelte. »Aber es hilft einfach alles nichts. Es sind immer die Guten, die sterben.
    Sie haben zu viel Vertrauen. Sie können sich nicht wehren. Wie Bonnie…«
    »Schsch.« Er nahm sie in die Arme. »Gott, du bist ja so er-
    schöpft, dass du kaum noch stehen kannst. Sieh mal, du hast gute Arbeit geleistet. Du hast den armen Mann nach Hause gebracht. Ist das nicht das Wichtigste?«
    »Ja.« Alle Kälte und Einsamkeit war auf einmal verflogen, und sie fühlte sich sicher und geborgen, wie immer in Joes Armen. »Das ist auch wichtig. Aber nicht jetzt.«
    »Das kommt schon.« Er massierte die Stelle zwischen ihren
    Schulterblättern. Vor Erleichterung bekam sie weiche Knie. »Deine Muskeln sind völlig verspannt. Am besten, du gehst jetzt ins Bett und siehst zu, dass du ein bisschen Schlaf bekommst. Ich nehme nicht an, dass du gern eine Massage hättest?«
    »Nein.« Sie sollte sich nicht einmal von ihm in die Arme nehmen lassen. Es gab Gründe, gute Gründe, warum sie ihn von sich schieben sollte, aber das schien jetzt keine Rolle zu spielen. »Es geht schon.«
    »Ich würde gern dafür sorgen, dass es dir noch besser geht.« Er zuckte die Achseln. »Aber das steht ja nicht zur Debatte. Komm, ich bring dich ins Bett.«
    »Ich schaff das schon allein.«
    »Red keinen Unsinn. Du kannst dich ja kaum noch auf den Bei-
    nen halten. Ich weiß, dass du im Moment schwach und wehrlos bist, und am liebsten würde ich das ausnutzen. Aber ich werde es nicht tun.« Er legte seinen Arm um ihre Taille und führte sie zur Treppe.
    »Warum wehrst du dich so? Es ist nichts Ungewöhnliches. Wie oft habe ich das schon getan, nachdem du bis tief in die Nacht gearbeitet hast?«
    So oft, dass sie es nicht mehr zählen konnte. Manchmal kam es ihr so vor, als wären sie schon ein Leben lang zusammen. Zehn, zwölf Jahre? Sie konnte nicht klar denken. Sie nahm alles um sich herum nur noch verschwommen wahr.
    »Jetzt wo Victor fertig ist, sollten wir Jennings anrufen. Das FBI…«
    »Ich kümmere mich darum.«
    »Ich hatte so sehr gehofft, es wäre nicht Bently.«
    »Das weiß ich. Denk nicht mehr daran. Morgen sieht die Welt
    schon wieder anders aus.«
    Eve bekam kaum noch mit, wie Joe sie in ihr Zimmer brachte
    und aufs Bett legte. Er zog ihr die Schuhe aus und deckte sie zu. »Ich bin gleich wieder da.« Er ging ins Bad und kam mit einem feuchten Waschlappen zurück. Vorsichtig wusch er ihr den Ton von den Händen. »Das reicht fürs Erste. Du kannst duschen, wenn du aufwachst.«
    »Danke, Joe.«
    »Ich genieße es, mich um dich zu kümmern. Es gibt mir noch
    mehr das Gefühl, dass du mir gehörst. Außer Sex ist es das, was ich am meisten genieße. Wusstest du das nicht?«
    Sie sollte sich das gar nicht anhören. Es war… zu vertraut, und im Moment stimmte nichts zwischen ihnen. Sie konnte sich kaum noch erinnern, warum. Aber sie wollte sich nicht daran erinnern.
    Jetzt nicht. »Nein, das wusste ich nicht…«
    »Und du willst nicht darüber nachdenken. Macht nichts. Ich gebe mich

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