Knochenfunde
damit zufrieden, dass du nicht vor mir davonrennst.« Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand. »Das reicht mir für heute.«
Sie drückte seine Hand. »Das sollte es nicht…«
»Schsch. Schlaf jetzt.«
Sie schlief schon fast. Sie rollte sich ein und schloss die Augen.
»Es ist… so traurig…. Der arme Mann…«
Dreizehn
Eve war eingeschlafen.
Joe betrachtete ihr Gesicht. Wie gern würde er ihr ihren Kummer nehmen. Aber es war zwecklos. Seit Bonnies Tod lebte Eve damit.
Mit Leib und Seele widmete sie sich der Aufgabe, die Lebenden und die Toten nach Hause zu bringen. Nun, sie hatte einen weiteren Verlorenen gefunden, und wie immer konnte er sich nur im Hintergrund bereithalten, um ihr beizustehen, wenn sie es zuließ.
Verflucht, im Moment könnte er selbst auch ein bisschen Zu-
spruch gebrauchen.
Hör auf, dich selbst zu bemitleiden, sagte er zu sich. Das fehlt ihr jetzt gerade noch. Er ließ Eves Hand los, beugte sich zu ihr und drückte seine Lippen auf ihre Stirn. »Schlaf gut, Liebste«, flüsterte er.
Er konnte sich kaum von ihr losreißen, doch er zwang sich, auf-zustehen und das Zimmer zu verlassen. Wenn sie aufwachte, würde sie wahrscheinlich wieder genauso abweisend sein wie in den letzten Wochen, aber vielleicht war es ihm doch gelungen, ein bisschen Boden zu gewinnen. Das hoffte er jedenfalls inständig.
Als er in die Diele kam, klingelte sein Handy.
Die Seitenwand des Gebäudes war in einem Feuerball explodiert.
Galen schaute zu den Flammen hinauf, die aus den Fenstern
schlugen. Es hätte schlimmer kommen können. Die Bombe war so
deponiert worden, dass nur der westliche Teil des Gebäudes getroffen wurde, der Teil, in dem sich die Wohnung von Jane MacGuires Großmutter befand.
»Meine Oma fürchtet sich zu Tode. Sehen Sie zu, dass Sie diesen Widerling schnappen.« Jane MacGuire trat auf Galen zu. »Eine
Menge Leute hätten umkommen können, wenn die Sprinkleranlage
nicht losgegangen wäre. Haben Sie die eingeschaltet?«
»Es war das Einzige, was mir einfiel, um die Leute zu wecken
und dafür zu sorgen, dass sie das Gebäude rechtzeitig verließen. Ich habe den Feuermelder ausgeschaltet, weil die Sirene die Explosion hätte auslösen können, und habe Hughes’ Männer losgeschickt, um an die Türen zu klopfen, solange noch Zeit war. Das Wasser, das in ihre Wohnungen strömte, hat ihnen eine Menge Diskussionen erspart.« Er ließ seinen Blick über die schwach beleuchtete Straße schweifen, wo sich Männer, Frauen und Kinder, meist nur notdürftig bekleidet, aneinander drängten. Hunde rannten herum und bellten Katzen an, die von ihren Besitzern in den Armen gehalten wurden.
»Ich hoffe, alle haben es nach draußen geschafft.«
»Ich auch.« Jane zog an Tobys Leine, um ihn bei Fuß zu halten.
»Meine Oma wollte die Wohnung nicht verlassen, als dieser Mann plötzlich vor unserer Tür stand. Erst als die Sprinkleranlage anging, ist sie rausgelaufen.«
Galen hörte die Sirenen der Feuerwehr. »Wo ist deine Großmut-
ter?«
»Da drüben, bei Mrs Benson. Die arme Frau hat gerade ein Baby bekommen und ist völlig fertig.«
»Es wundert mich, dass sie dir erlaubt, mit mir zu reden.«
»Ich hab ihr gesagt, wer Sie sind. Vielleicht hätte ich das schon eher tun sollen. Meine Oma lässt sich eigentlich nicht so leicht ins Bockshorn jagen.« Sie betrachtete das brennende Gebäude. »Hat er das getan, um uns zu töten?«
Galen nickte.
»Und um Eve aus ihrem Versteck zu locken?«
»Ja.«
»Dann sagen Sie ihr, sie soll bleiben, wo sie ist.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Und zwar möglichst bald. Meine Oma hat nämlich bei Joe angerufen, kaum dass sie auf der Straße war.«
»Was?«
»Joe hat ihr gesagt, sie soll ihn anrufen, sobald es Probleme gibt.
Und er wird annehmen, dass wir ein ziemlich großes Problem haben.«
»Wann hat sie mit ihm telefoniert?« Er hatte vorgehabt, Quinn selbst anzurufen.
»Vor fünf Minuten. Er hat ihr gesagt, sie soll in meiner Nähe bleiben, er würde einen Streifenwagen schicken.« Sie drehte sich nach dem Polizeiauto um, das mit quietschenden Reifen um die Ecke kam. »Da ist er schon.«
»Vielleicht.« Ein Streifenwagen taucht auf und nimmt Jane und ihre Großmutter einfach so mit?, schoss es Galen durch den Kopf.
Das kam überhaupt nicht in Frage. Nicht, solange er den Wagen nicht überprüft hatte. Er ging auf den Wagen zu. »Bleib hier.«
»Was zum Teufel ist da los?«, fragte Joe, als Galen sich zehn Minuten
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