Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
jemand, der sich strikt an die Regeln hält.«
»Hundertprozentig.«
Ich schob den Fisch so weit weg von mir wie möglich.
»Genial. Noch eine Fahrt im Batmobil.«
Auf dem Weg zur Ciudad Universitaria in der Zone zwölf informierte Galiano Ryan und mich über die Ereignisse des Nachmittags. In Bezug auf Jorge Serano gab es wenig zu berichten. Der Junge hatte ein dickes Vorstrafenregister, aber größtenteils nur kleinere Vergehen. Ladendiebstahl. Vandalismus. Alkohol am Steuer. Aber Jorge war nicht dageblieben, um über seine vergangenen Fehltritte zu reden. Er war verschwunden wie Geld in einer Slot-Machine.
Galianos Partner hatte über Antonio Díaz recherchiert.
Hernández hatte herausgefunden, dass der Staatsanwalt Anfang der Achtziger Armeeleutnant gewesen war und den Großteil seiner Dienstzeit in der Nähe von Sololá verbracht hatte. Sein kommandierender Offizier war Alejandro Bastos.
Fantastico.
Hernández hatte außerdem erfahren, dass eine ganze Reihe ranghoher Polizeibeamter unter Bastos gedient hatte.
Mucho fantastico.
Professor Jiménez’ Adresse war das Edifio M2, ein blau-weißer rechteckiger Kasten im Zentrum des Campus. Wir folgten den Schildern zu Cienias Biológicas, und fanden sein Büro im ersten Stock.
Was mir an Jiménez im Gedächtnis bleibt, ist sein Kopf. Er war so groß wie eine Walnuss und hatte die Farbe einer Pflaume. Ansonsten erinnere ich mich nur an einen sehr alten Mann mit intensiv blickenden schwarzen Augen.
Jiménez stand nicht auf, als wir eintraten. Er sah uns nur zu, wie wir durch seine Tür marschierten.
Das Büro war ungefähr zwei Meter mal zwei Meter fünfzig groß. Die Wände waren bedeckt mit Farbfotos von Zellen in verschiedenen Stadien der Mitose. Oder Meiose. Ich war mir nicht sicher.
Jiménez ließ Galiano keine Gelegenheit, etwas zu sagen.
»Der Mann kam zu mir und fragte mich nach Stammzellen. Ich gab ihm einen kurzen Überblick und beantwortete seine Fragen. Mehr weiß ich nicht.«
»Olaf Nordstern?«
»Kann mich nicht erinnern. Er sagte, er recherchiere für einen Artikel.«
»Was fragte er?«
»Er wollte etwas über embryonale Stammzell-Linien wissen, die George Bush für die Forschung freigegeben hat.«
»Und?«
»Ich habe es ihm gesagt.«
»Was haben Sie ihm gesagt?«
»Laut dem NIH –«
»National Institute of Health«, übersetzte ich. Die nationale Gesundheitsbehörde.
»– gibt es achtundsiebzig Linien.«
»Wo?«, fragte ich.
Jiménez zog einen Computerausdruck aus einem Stapel Papiere und gab ihn mir.
Während ich die Namen und Ziffern überflog, erhielt Galiano einen Crash-Kurs in Stammzellenforschung.
BresaGen Inc. Athens, Georgia, 4;
CyThera’ Inc. San Diego, Kalifornien, 9;
ES Cell International, Melbourne, Australien, 6;
Geron Corporation, Menlo Park, Kalifornien, 7;
Göteborg University, Göteborg, Schweden, 19;
Karolinska Institute, Stockholm, Schweden, 6;
Maria Biotech Co. Ltd. – Maria Infertility Hospital Medical Institute, Seoul, Korea, 3;
MizMedi Hospital – Seoul National University, Seoul, Korea, 1;
National Center for Biological Sciences/Tata Institute of Fundamental Research, Bangalore, Indien, 3;
Pochon CHA University, Seoul, Korea, 2;
Reliance Life Sciences, Mumbai, Indien, 7;
Technion University, Haifa, Israel, 4;
University of California, San Francisco, 2;
Wisconsin Alumni Research Foundation of Madison, Wisconsin, 5.
Mein Blick schnellte zurück zum dritten Eintrag. Stumm zeigte ich ihn Ryan. Unsere Blicke kreuzten sich.
»Reichen achtundsiebzig eigentlich?«, fragte Galiano, der geduldig dem ES-Grundkurs gelauscht hatte.
»O nein.«
Jiménez hatte die merkwürdige Eigenart, beim Reden immer den Kopf zur linken Seite zu neigen. Vielleicht drückte der Kropf auf seine Stimmbänder. Vielleicht wollte er ihn verbergen.
»Einige der Linien könnten verderben oder ihre Pluripotenz verlieren oder einfach zusammenbrechen. Vier der sechs Kolonien, die von einer amerikanischen Biotech-Firma, ich sage jetzt nicht welcher, erzeugt wurden, erweisen sich als instabil.« Jiménez schnaubte. »Es gibt schon jetzt einen Rückstau von Anfragen.«
Er deutete mit knochigem Finger auf den Ausdruck in meiner Hand.
»Und schauen Sie sich diese Liste an. Viele dieser Linien sind in privaten Händen.«
»Und Privatfirmen sind nicht gerade fürs Teilen bekannt.« Ryan.
»Da haben Sie Recht junger Mann.«
»Tut die amerikanische Regierung etwas, um den Zugang zu gewährleisten?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher