Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
Zuckerman in diesem Labor?«
»Hast du irgendwelche Hasen gesehen?«
Ich schaute ihn an, um zu sehen, ob das ein Witz sein sollte. Sollte es.
»Hör zu, wenn du Recht hast mit Jorge Serano –«
»Ich habe Recht, Galiano.«
»Jorge Serano bringt Zuckerman mit dem Paraíso in Verbindung. Zuckerman kannte Patricia Eduardo. Könnte unsere erste Chance sein, ein paar lose Fäden zu verbinden.«
Wir saßen in Galianos Einsatzwagen, einen Block von Zuckermans Klinik entfernt.
»Zuckerman streitet sich mit Eduardo. Eduardo taucht als Leiche in einem Hotel wieder auf, das den Eltern von einem von Zuckermans Angestellten gehört.« Ich versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen, schaffte es aber nicht.
»Krieg nicht gleich ‘nen Herzinfarkt.«
»Ich beweise nur Tatkraft und Zielstrebigkeit.«
»Dein Schwung inspiriert mich. Lass uns mit Serano reden.«
Als wir in die Klinik zurückkamen, war Serano verschwunden.
Zuckerman ebenfalls.
Und auch die Frauen, die auf ärztliche Betreuung gewartet hatten.
Eins zu null für den hippokratischen Eid.
Die Empfangsdame gab zu, dass Jorge Serano ein Angestellter war. Sie beschrieb ihn als persönlichen Assistenten von Dr. Zuckerman. Die einzige Adresse, die sie hatte, war die des Hotels seiner Eltern.
Ich schlug noch einen Abstecher in Zuckermans Labor vor. Galiano weigerte sich, er wollte lieber warten, bis er einen Durchsuchungsbefehl hatte.
Wir fuhren zum Paraíso.
Die Seranos hatten seit unserer ersten Begegnung nicht viele Quizshows gesehen. Sie hatten ihren Sohn seit Wochen nicht gesehen und wussten nicht, wo er sich aufhielt. Sie hatten keine Ahnung, wo Jorge am neunundzwanzigsten Oktober gewesen war. Sie kannten Maria Zuckerman nicht, hatten von ihrer Klinik noch nie etwas gehört.
Galiano legte ihnen Patricia Eduardos Foto vor. Sie hatten sie noch nie gesehen, hatten keine Ahnung, wie sie in ihren Faultank gekommen war.
Señora Serano bewunderte das Pferd.
Nachdem wir das Paraíso wieder verlassen hatten, setzte Galiano mich an der FAFG-Zentrale ab und machte sich auf die Suche nach Jorge Serano. Ich breitete eben ein Skelett aus Chupan Ya auf dem Tisch aus, als Ryan anrief.
»Ich habe in Nordsterns Unterwäsche was gefunden.«
»Bremsspuren?«
»Du bist ein Witzbold, Brennan. Ich brauche dich als Übersetzerin.«
»Dein Spanisch ist besser als meins.«
»Eine andere Art von Übersetzung. Aus dem Biologischen.«
»Kannst du das nicht allein schaffen? Seit ich versprochen habe, Galiano zu helfen, hatte ich kaum Zeit, mir die Knochen aus Chupan Ya anzusehen, und das ist mein eigentlicher Job hier.«
»Bat hat mir gesagt, dass du noch nicht zu Mittag gegessen hast.«
Ryan ließ meine Großmutter aussehen wie einen Amateur, wenn es darum ging, sich um meine regelmäßigen Mahlzeiten zu sorgen.
»Ich habe Mateo versprochen –«
»Geh schon.« Mateo stand unvermittelt neben meinem Arbeitsplatz. »Wir werden alle hier sein, wenn du deinen Mörder fängst.«
Ich drückte mir den Hörer an die Brust.
»Bist du sicher?«
Er nickte.
Ich beschrieb Ryan den Weg und legte auf.
»Kann ich dich etwas fragen, Mateo?«
»Natürlich.«
»Wer ist Alejandro Bastos?«
Die Narbe auf seiner Lippe wurde dünn wie eine Dolchklinge. Er deutete auf das Skelett, das zwischen uns lag.
»Ein Colonel der Armee. Ein mordlüsterner Bastard, der für das hier verantwortlich ist. Möge er in der Hölle verschmoren.«
Abgesehen von einem heißen Schüreisen in der Nase mag ich nichts lieber als mehligen, zu scharf gebratenen Fisch. So einen aß ich, während Ryan in dem Terminkalender blätterte, den er in Nordsterns Koffer entdeckt hatte.
Als er den entsprechenden Eintrag gefunden hatte, hielt Ryan das Buch so, dass ich ihn lesen konnte.
Am sechzehnten Mai hatte Nordstern ein Treffen mit Elias Jiménez eingetragen.
Ich erinnerte mich.
»Das war zwei Tage vor seinem Interview mit mir.«
Ich kaute und schluckte. Ersteres war eine reine Formalität.
»Wer ist Elias Jiménez?«, fragte ich.
»Professor für Zellbiologie an der San-Carlos-Universität.«
»Wurde das Interview aufgenommen?«
»Es war nicht auf den Kassetten, die ich mir angehört habe.«
»Wird sich der Professor des Vergnügens unseres Besuchs erfreuen können?«
»Sobald Detective Galiano frei ist.«
»Hast du Angst vor Akademikern?«
»Ich bin ein Polizist auf Besuch in einem fremden Land. Keine Amtsgewalt. Keine Waffe. Keine Unterstützung. Ich könnte genauso gut Journalist sein.«
»Und
Weitere Kostenlose Bücher