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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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meiner Aufsicht. Was sie außerhalb des Krankenhauses tat, weiß ich nicht.«
    »Sie fragen sie nie nach ihrem Privatleben?«
    »Das wäre unschicklich.«
    »Aha. Es wurde beobachtet, dass Sie und Patricia kurz vor ihrem Verschwinden einen Streit hatten.«
    »Die Mädchen verhalten sich nicht immer meinen Erwartungen entsprechend.«
    »War das auch bei Patricia der Fall?«
    Sie zögerte kurz. »Nein.«
    »Worüber stritten Sie sich dann?«
    »Streiten.« Sie blies Luft durch die Lippen. »Ich würde es kaum einen Streit nennen. Miss Eduardo war nicht einverstanden mit einem Rat, den ich ihr gab.«
    »Einem Rat?«
    »Einem medizinischen Rat.«
    »Als objektive Vorgesetzte?«
    »Als Ärztin.«
    »Patricia war also doch eine Patientin von Ihnen?«
    Zuckerman erkannte ihren Fehler sofort.
    »Es kann sein, dass sie einmal hier in dieser Klinik war.«
    »Warum?«
    »Ich kann mich nicht an die Beschwerden jeder Frau erinnern, die zu mir kommt.«
    »Patricia war nicht irgendeine Frau. Sie war jemand, mit dem Sie jeden Tag zusammengearbeitet haben.«
    Zuckerman schwieg.
    »Sie ist in Ihren Unterlagen hier nicht aufgeführt.«
    »So was kommt vor.«
    »Erzählen Sie uns von ihr.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht tun kann.«
    »Ärztliche Schweigepflicht?«
    »Ja.«
    »Hier geht’s um einen Mordfall. Ihre Schweigepflicht ist mir ziemlich egal.«
    Zuckerman versteifte sich, und ein Muttermal auf ihrer Wange schien größer zu werden.
    »Wir machen es entweder hier oder auf dem Revier.«
    Zuckerman zeigte auf mich. »Diese Frau ist keine offizielle Beamtin.«
    »Da haben Sie völlig Recht«, sagte ich. »Sie brauchen vor mir Ihren Eid nicht zu brechen.«
    Bevor jemand protestieren konnte, verließ ich den Raum. Der Korridor war leer. Mit leisen Bewegungen eilte ich zu Zuckermans Büro, schlüpfte hinein und zog die Tür hinter mir zu.
    Die Morgensonne fiel schräg durch halb geöffnete Jalousien, warf gerade Linien über den Tisch und sprenkelte ihn um eine Kristalluhr herum mit Farbe. Ihr Ticken, leise und schnell wie das Herz eines Kolibris, war das einzige Geräusch im Zimmer.
    Bücherregale säumten zwei Wände. Aktenschränke standen an der dritten. Alles war in Behördengrau gehalten.
    Ich überflog die Titel. Die üblichen medizinischen Fachzeitschriften. JAMA. Fertility. Medizinische Standardwerke. Mehrere Bände über Zellbiologie. Noch mehr über Reproduktionsphysiologie und Embryologie.
    Auf der entfernten Seite des Zimmers gab es noch eine Tür. Eine Toilette?
    Ich hielt den Atem an und lauschte.
    Tick. Tick. Tick. Tick. Tick.
    Ich schlich hinüber und drehte den Knauf.
    Was immer ich erwartet hatte, es war nicht das, was ich sah. Das Zimmer wurde beherrscht von zwei langen Arbeitsflächen voller Mikroskope, Reagenzgläsern und Petrischalen. Schränke mit Glastüren enthielten Flaschen und Kanister. Gläser mit Embryonen und Föten füllten ein Regal, ein jedes beschriftet mit dem jeweiligen Alter.
    Ein junger Mann stellte eben einen Behälter in einen der drei Kühlschränke an der Rückwand. Ich las das Etikett: Bovines Fötalserum.
    Als er die Tür hörte, drehte der Mann sich um. Er trug ein grünes T-Shirt und eine Tarnhose, die er in schwarze Stiefel gesteckt hatte. Die Initialen JS hingen an einer Goldkette um seinen Hals. Guerillamode.
    Sein Blick schoss an mir vorbei in Zuckermans Büro.
    »Hat Doc Sie reingelassen?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Zuckerman ins Büro gestürmt. Ich drehte mich um und ein paar Herzschläge lang trafen sich unsere Blicke.
    »Sie haben hier nichts zu suchen.« Ihr Gesicht war rot bis zu den Wurzeln ihrer schlecht frisierten Haare.
    »Tut mir Leid. Hab mich verlaufen.«
    Zuckerman umkreiste mich und schloss die Labortür.
    »Gehen Sie.« Ihre Lippen waren zusammengepresst, und sie atmete heftig durch die Nase.
    Als ich aus dem Büro eilte, hörte ich die Labortür aufgehen und dann eine wütende Stimme. Ein Name. Ich blieb nicht stehen, um zu lauschen. Ich musste Galiano finden.
    Obwohl wir uns noch nie begegnet waren, kannte ich den Namen des Guerillajungen.

27
    »Bist du sicher?«
    »Daddys Rattengesicht, Mamas zweifarbige Augen.«
    »Eins braun, eins blau.«
    Ich nickte. Die dämlichen Besitzer des Paraíso waren nur schwer zu vergessen. »Und die Buchstaben JS, die ihm um den Hals hingen.«
    »Jorge Serano.«
    »Genau. Außerdem hörte ich Zuckerman seinen Namen nennen.«
    Euphorie schoss kurz in mir hoch und verschwand wieder.
    »Was zum Teufel treiben er und

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