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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Straßenverkauf vorbei, die alle vergittert und verriegelt waren. Unterwegs sah ich mir die von der Sonne ausgebleichten Waren in den Schaufenstern an. Der Friseur zeigte Modelle mit Mähnen, die kurz nach der Eisenhower-Ära aus der Mode gekommen waren. Das Long Fud hatte eine Speisekarte, ein Pepsi-Poster und einen auf glitzerndes Gewebe gestickten Pfau.
    Die Pension Paraíso war ein heruntergekommener zweistöckiger Kasten aus verputzten Ziegeln, der früher einmal weiß getüncht, jetzt aber zur Farbe von Zigarrenrauch verwittert war. Kaputte Dachziegel, schmutzige Fenster, schief hängende Fensterläden, ein Metallgitter zum Aufrollen vor dem Eingang. Das Paradies.
    Noch ein Wachposten. Wieder die Ausweise.
    Das Innere des Hotels entsprach genau dem, was das Äußere erwarten ließ. Fadenscheiniger Teppichboden mit einem Läufer aus vergilbtem Plastik, Linoleum auf der Empfangstheke, ein Holzregal für Schlüssel und Briefe, rissiger Verputz an den Wänden. Die Luft roch nach Moder, Staub und Jahren von Zigarettenrauch und Schweiß.
    Ich folgte Galiano durch ein verlassenes Foyer, einen schmalen Gang entlang und dann hinaus in einen Hinterhof, der wenig Sonnenlicht und noch weniger Pflege abbekam. Keramiktöpfe mit verwelkter Vegetation. Verrostete Küchenstühle mit aufgeplatzten Vinylsitzflächen. Gartenmöbel aus Plastik, grün vermodert. Ein umgedrehter Schubkarren. Nackte Erde. Ein einsamer Baum.
    Ein Sofa, dem ein Fuß fehlte, lehnte an der Rückwand der Pension, und loser Putz, herausgefallene Ziegel, totes Laub, Schutzhüllen aus Zellophan und die Blechringe von Getränkedosen zierten das Fundament. Der leuchtend gelbe Schaufelbagger war der einzige Farbtupfer in der tristen Szenerie. Hinter dem Bagger sah ich frisch umgegrabene Erde und den Betondeckel, der von Señor Serano und seinem Sohn entfernt und dann hastig wieder aufgelegt worden war.
    Ich musterte die Anwesenden. Juan-Carlos Xicay unterhielt sich mit einem Mann in einem blauen Overall, wie er selbst einen trug. Im Steuerhaus des Schaufelbaggers saß ein Fahrer. Ein uniformierter Polizist bewachte den Hintereingang zum Grundstück. Antonio Díaz stand am anderen Ende herum, pink getönte Gläser verbargen seine Augen.
    Ich lächelte und hob die Hand. Der Staatsanwalt erwiderte den Gruß nicht, wandte den Blick nicht ab.
    Fröhlicher Tag.
    Pascual Hernández stand bei einem drahtigen, rattengesichtigen Mann in Sandalen, Jeans und einem Sweatshirt der Dallas Cowboys. Neben der Ratte eine untersetzte Frau mit Plastikarmbändern an den Handgelenken und schweren, hängenden Brüsten in einem schwarzen, mit weißer Spitze verzierten Kleid.
    Galiano und ich gingen zu seinem Partner, und Hernández stellte die Pensionsbesitzer vor. Aus der Nähe erkannte ich, dass Señora Serano ein braunes und ein blaues Auge hatte, was ihrem Gesicht einen merkwürdigen, schiefen Ausdruck verlieh. Als sie mich ansah, wusste ich nicht so recht, in welches Auge ich schauen sollte.
    Mir fiel außerdem auf, dass Señora Seranos Unterlippe geschwollen und aufgerissen war, und ich fragte mich, ob die Ratte sie geschlagen hatte.
    »Und diese Leute hier werden so hilfsbereit sein wie Pfadfinder an einem Zebrastreifen.« Hernández durchbohrte die Ratte mit einem Blick. »Auch bei den schwierigen Sachen.«
    »Ich habe keine Geheimnisse.« Serano hob die Hände mit gespreizten Fingern. Er war so aufgeregt, dass ich sein Spanisch kaum verstand. »Ich weiß nichts.«
    »Aber zufällig haben Sie eine Leiche in Ihrem Tank.«
    »Ich weiß nicht, wie sie da reingekommen ist.« Seranos Blick huschte von einem Gesicht zum anderen.
    Galiano richtete seine Sonnenbrille auf Serano.
    »Was wissen Sie sonst noch nicht, Señor?«
    » Nada. « Nichts. Die Rattenaugen schossen hin und her wie ein Spatz, der Zuflucht sucht.
    Galiano zog gelangweilt die Luft ein. »Ich habe keine Zeit für Spielchen, Señor Serano. Aber eines können Sie sich merken.« Er tippte mit dem Finger auf das große blaue »C« in Cowboys. »Wenn wir hier fertig sind, werden wir zwei uns ausführlichst unterhalten.«
    Serano schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
    Die Darth-Vader-Gläser drehten sich zum Schaufelbagger.
    »Alles bereit?«, rief Galiano.
    Xicay sprach mit dem Fahrer und zeigte uns den hochgereckten Daumen. Er deutete auf mich und dann auf einen Stapel Ausrüstung neben dem uniformierten Posten. Mit einem angedeuteten Hochziehen eines Reißverschlusses gab er mir zu verstehen, dass ich mich umziehen

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