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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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aus. Díaz ignorierte sie, ging zum Fenster und drehte sich dann abrupt zu mir um.
    »Ich bin seit fast zwanzig Jahren bei der Staatsanwaltschaft, Dr. Brennan. In dieser ganzen Zeit habe ich bei Morduntersuchungen noch nie Hilfe von außen benötigt und auch nie welche angefordert.« Díaz’ Englisch war trotz des starken Akzents sehr präzise.
    Verblüfft ließ ich meine Hand sinken.
    »Vielleicht betrachten Sie unsere Forensiker als ungenügend ausgebildete Quacksalber, die in einem gerichtsmedizinischen System der Dritten Welt arbeiten, oder nur als kleine Rädchen in einer antiquierten und ineffektiven Rechtsbürokratie, aber lassen Sie mich Ihnen sagen, dass sie Profis sind, die allerhöchsten Ansprüchen genügen.«
    Ich warf Galiano einen Blick zu, und meine Wangen brannten vor Demütigung. Oder Wut.
    »Wie ich bereits erklärt habe, Señor Díaz, ist Dr. Brennan auf unser Ersuchen hier.« Galianos Stimme war gehärteter Stahl.
    »Warum genau sind Sie in Guatemala, Dr. Brennan?«, fragte Díaz.
    Wut macht mich schnippisch. »Ich denke daran, ein Heilbad aufzumachen.«
    »Dr. Brennan ist wegen anderen Dingen hier«, fügte Galiano ein. »Sie ist eine forensische Anthrop–«
    »Ich weiß, was sie ist«, fiel Díaz ihm ins Wort.
    »Dr. Brennan hat Erfahrung mit Leichenbergung aus Faultanks, und sie hat uns ihre Hilfe angeboten.«
    Angeboten? Wie kam Galiano nur darauf?
    »Wir wären dumm, wenn wir ihr Fachwissen nicht nutzen würden.«
    Díaz starrte Galiano mit versteinertem Gesicht an. Hernández und Xicay schwiegen.
    »Wir werden sehen.« Díaz warf mir einen Blick zu und stürmte dann aus dem Zimmer.
    Nur die Fliege störte die Stille. Galiano sprach als Erster.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Dr. Brennan.«
    Wut spornt mich auch zum Handeln an. »Können wir anfangen?«, fragte ich.
    »Ich kümmere mich um Díaz«, sagte Galiano und zog sich einen Stuhl unter dem Tisch heraus.
    »Nur noch eins.«
    »Nämlich?«
    »Nennen Sie mich Tempe.«
    In der folgenden Stunde erläuterte ich die Herrlichkeiten der Leichenentsorgung in Faultanks. Galiano und sein Partner hörten aufmerksam zu und unterbrachen mich hin und wieder, um etwas zu bemerken oder eine Frage zu stellen. Xicay saß stumm, mit gesenktem Blick und ausdruckslosem Gesicht dabei.
    »Die Tanks einer Kläranlage können aus Stein, Ziegeln, Beton oder Fiberglas bestehen, und es gibt sie in einer ganzen Reihe von Formen. Sie können rund, quadratisch oder rechteckig sein. Sie haben eine, zwei oder drei Kammern, die entweder durch partielle Trennwände oder vollständige Mauern abgeteilt sein können.«
    »Wie funktionieren sie?«, fragte Galiano.
    »Im Wesentlichen ist ein Faultank ein wasserdichter Behälter, der als Inkubator für anaerobe Bakterien, Pilze und Strahlenpilze dient, die zu Boden sinkende organische Feststoffe zersetzen.«
    »Klingt wie Galianos Küche.« Hernández.
    »Was erwartet uns da?« Galiano ignorierte seinen Partner.
    »Der Abbauprozess erzeugt Hitze und lässt Gase an die Oberfläche steigen. Diese Gase verbinden sich mit Fettpartikeln, Seife, Ölen, Haaren und anderem Unrat und produzieren so an der Oberfläche einen fauligen Schaum. Das ist das Erste, was wir zu sehen bekommen, wenn wir den Tank öffnen.«
    »Bringt ein wenig Sonnenschein in den Alltag.« Hernández.
    »Mit der Zeit kann sich aus dem Schaum, wenn er nicht gestört wird, eine halb feste Matte bilden.«
    »Scheißepudding.« Hernández versteckte seine Abscheu hinter Machohumor.
    »Solche Tanks sollten alle zwei bis drei Jahre ausgepumpt werden, aber wenn die Besitzer so nachlässig sind, wie Sie gesagt haben, ist das wahrscheinlich nicht passiert, wir werden also vermutlich diese Art von Ablagerung vorfinden.«
    »Jetzt haben wir also diese Suppenküche für Mikroben. Und wohin geht das ganze Zeug von dort aus?«, fragte Galiano.
    »Ist der Tank erst einmal bis zu einer gewissen Höhe gefüllt, fließen die umgewandelten Abfallprodukte durch einen Auslass in eine Reihe von üblicherweise parallel angeordneten Rohren, ein so genanntes Abflussfeld.«
    »Was für Rohre?«
    »Früher wurden sie aus Ton hergestellt. Heute verwendet man perforiertes Plastik.«
    »Das System dort stammt noch aus der präklassischen Periode, also haben wir es vermutlich mit Ton zu tun. Was passiert dort?«
    »Das Abflussfeld ruht auf einem Kiesbett, das normalerweise mit Erde und Vegetation bedeckt ist. Im Abflussfeld findet zwar noch eine gewisse aerobe Aufspaltung statt, vorwiegend

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