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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Küche. Der eins fünfzig breite Plasmabildschirm war für jemanden, der so selten fernsah, eine ziemliche Verschwendung. Sie rechtfertigte seine Anschaffung damit, dass sie im Herbst immer ihre samstäglichen College-Football-Partys gab. Und dann waren da noch die Abende mit Ben bei Pizza, Bier und alten Filmen. Dr. Colonel Benjamin Platt war ein sehr guter … Freund geworden.
    So sollte es zunächst einmal bleiben, das hatten sie jedenfalls beschlossen. Okay, sie hatten eigentlich nicht richtig darüber geredet. Die Dinge liefen einfach angenehm. Sie liebte es, sich mit ihm zu unterhalten und auch die stille Zweisamkeit. Manchmal saßen sie zusammen hinter dem Haus in ihrem Garten und beobachteten, wie Harvey mit Bens Hund Digger spielte. Dann ertappte sie sich dabei, wie sie dachte: Das ist wie eine Familie. Es war, als würden sie zu viert die Lücken im Leben der anderen füllen.
    Ja, angenehm war es. Das gefiel ihr. Bis auf die Tatsache, dass sie in letzter Zeit immer so ein irritierendes Kribbeln verspürte, wenn er sie berührte. In diesen Momenten musste sie sich immer daran erinnern, dass sie beide bereits ein ziemlich kompliziertes Leben führten und genug persönlichen Ballast mit sich herumschleppten. Ihre Arbeitszeiten waren oft einfach nicht kompatibel. Vor allem in den vergangenen drei Monaten war das so gewesen.
    Also schien Freundschaft im Moment die beste Lösung. Wenn auch nicht unbedingt gewünscht, sondern in Ermangelung weiterer Möglichkeiten. Das hinderte sie allerdings nicht daran, ständig auf das Display ihres Handys zu starren. Darauf zu warten, zu hoffen, dass sie dort eine Nachricht von ihm vorfand. Seit er für zwei Wochen in Afghanistan gewesen war, hatte sie ihn nicht gesehen. Sie hatten nur ab und zu kurz telefoniert oder sich SMS-Nachrichten geschickt.
    Nun war er wieder unterwegs. Irgendwo in Florida. Sie hatte sich so daran gewöhnt, sich mit ihm auszutauschen. Das war eines der Dinge gewesen, durch die sie sich nähergekommen waren – über ihre verschiedenen Fälle zu sprechen. Maggie, wenn sie üblicherweise das Profil eines Killers erstellte; Ben, wenn er einer ansteckenden Krankheit auf die Spur kam und Maßnahmen ergreifen musste, damit sie sich nicht ausbreitete. Ein paarmal hatten sie zusammen an einem Fall gearbeitet. Wenn sowohl das FBI wie auch USAMRIID, das medizinische Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der US-Armee, zuständig waren. Doch der Trip nach Afghanistan war, wie Ben sich ausdrückte, eine “geheime Mission an einem nicht bekannt gegebenen Ort” gewesen. Mit anderen Worten: gefährlich.
    Maggie fütterte den Hund und richtete sich selbst einen Salat an, während sie die Eilmeldung der Stunde hörte:
    “Aufgrund der tropischen Stürme und Hurrikans, die in diesem Sommer im Golf wüten, sind die Benzinpreise gestiegen und gehen weiterhin hoch. Der Hurrikan Isaac wird heute Abend über Jamaika erwartet. Isaac hat bereits die Stärke vier. Bei einer Windgeschwindigkeit von vierzehn Kilometern die Stunde wird er weiter an Kraft zunehmen, während er in den nächsten Tagen den Golf von Mexiko erreicht.”
    Maggies Handy klingelte, und sie zuckte zusammen. Dabei verschüttete sie etwas Salatdressing auf dem Küchentresen. Na gut. Dass sie mit Blut und Hirnstücken des getöteten Killers vollgespritzt worden war, schien sie also doch nicht so ganz kaltgelassen zu haben.
    Sie griff nach dem Mobiltelefon. Vorher überprüfte sie die Nummer auf dem Display, die ihr aber leider unbekannt war.
    “Maggie O’Dell.”
    “Hallo, Cherie”, ertönte eine sanfte tiefe Stimme.
    Es gab nur eine Person, die sie in diesem einschmeichelnden New-Orleans-Tonfall ansprach.
    “Hi, Charlie. Was verschafft mir denn die Ehre?”
    Maggie hatte mit Charlie Wurth am letzten Thanksgiving-Wochenende an einem Fall gearbeitet. Es ging um ein Bombenattentat in der Mall of America. Sie hatten nach den Tätern gesucht und das zweite, bereits angekündigte Attentat noch am selben Wochenende verhindern müssen. In diesem Fall, wo sie absolut keinen Rückhalt von ihrem neuen Vorgesetzten A.D. Kunze bekommen hatte, war Charlie Wurth ein Geschenk des Himmels gewesen. Der stellvertretende Leiter des nach 9/11 neu gegründeten Heimatschutzministeriums zum Schutz vor terroristischen Bedrohungen versuchte nun bereits seit sechs Monaten, Maggie abzuwerben und ihr einen Posten in seinem Bereich des Justizministeriums aufzuschwatzen.
    “Ich bin auf dem Sprung”, erklärte Charlie.

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