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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ausgelassen, bis es endlich klappte. Auch nachdem die Verbindung steht, ist die Übertragung mäßig und der Ton durch den Verkehr auf dem Pacific Coast Highway beeinträchtigt.
    Binchy hat den Laptop um 18 Uhr von Milo erhalten und das Haus der Vanders bereits seit einer Stunde beobachtet, als wir bei Gordie eintreffen. Niemand ist ein oder aus gegangen, und das Garagentor wurde auf Hucks Anweisung hin offen gelassen.
    Huck steht auf dem Sand.
     
     
    Zwanzig Uhr. Nichts tut sich.
    Fünf nach, zehn nach, zwölf nach … Wir fragen uns schon, ob vielleicht doch nichts aus der Aktion wird.
    Das offene Garagentor ist ein gutes Zeichen, und wir klammern uns daran.
    Zwanzig Uhr fünfzehn. Huck wirkt ungerührt. Dann fällt mir ein, dass er keine Uhr hat.
    Um zwanzig Uhr sechzehn passiert es schließlich, jäh und schmerzhaft wie ein Herzanfall.
    Moe Reed bemerkt es zuerst. Er deutet auf den Bildschirm, schwebt fast von seinem Sitzplatz.
    Simone Vanders ist am Strand aufgetaucht. Aus dem Nichts.
    Die Kamera in Travis Hucks Knopf erfasst ihre schlanke Gestalt, die auf ihn zukommt.
    Ich muss an eine Nixe denken, die dem Ozean entsteigt.
    Als sie näher kommt, nimmt die Tüte in ihrer Hand Form
an. Sie ist groß, aus Papier, mit dem Logo von Trader Joe’s . Alles läuft planmäßig, so weit, so gut.
    Simones Kleidung ist trocken. Ist sie wundersamerweise übers Wasser gelaufen?
    Was für ein dünnes Mädchen sie ist; ihre trockenen Haare bauschen sich im Wind. Sie läuft am Strand entlang. Die bloßen Füße verschmelzen mit dem Sand. Sie geht voller Selbstvertrauen, wie ein reiches Mädchen, das Privatstrände gewohnt ist, locker schlendernd, die Tüte schwingend, völlig sorglos.
    Huck steht da.
    »Woher, zum Teufel, ist sie gekommen?«, fragt Milo.
    »Weiß ich nicht«, sagt Aaron Fox. »Die Kamera ist klasse für Nahaufnahmen, aber ab einem bestimmten Punkt geht die Schärfe verloren.«
    Wie auf einer Illustration nähert sich Simone Huck bis auf etwa viereinhalb Meter. Sie starrt ihn an, bleibt stehen, und plötzlich werden ihre Züge deutlich. Sie wirkt jetzt, da wir sie scharf sehen, vielleicht ein bisschen angespannter, als ihr lockerer Gang angedeutet hat. Durch die Grüntönung wird es nicht besser. Ihre Knochen treten schärfer hervor, als ich es in Erinnerung habe.
    Aber trotzdem ein hübsches Mädchen.
    Gekleidet wie der typische südkalifornische Käfer: knallenge, tief sitzende Jeans, dunkle Bluse mit Matrosenkragen, die über dem straffen Bauch endet, Armreifen und große Creolen. Zwei Piercings am Nabel. Der Wind weht ihre Haare vom linken Ohr weg, so dass ein einzelner funkelnder Diamant zum Vorschein kommt. So gut ist die Übertragung.
    Huck bewegt sich nicht, und auch Simone verharrt mehrere Sekunden.
    »Travis.« Der Ton ist ein bisschen verzerrt, und ihre Stimme klingt hoch und so, als käme sie von weit her - irgendwie
gedämpft. Als habe sie den Mund voller Schlagsahne. Oder Blut.
    »Simone.«
    »Wohin willst du gehen?«
    »Ist doch unwichtig.«
    Simone lächelt und kommt tütenschwingend näher. »Armer Travis.«
    »Armer Kelvin.«
    Simones Lächeln gefriert. »Dein kleiner Freund.«
    »Dein kleiner Bruder.«
    »Halbbruder«, erwidert sie.
    »Kanakenbruder«, sagt er.
    Sie zuckt zusammen, und ihre Augen werden schmaler. Sie denkt offensichtlich nach und versucht dahinterzukommen, woher er das hat.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass du ein Rassist bist«, sagt sie schließlich.
    »Ich habe gehört, wie du es gesagt hast, Simone.« Hucks Stimme hat sich verändert. Sie klingt tiefer. Angespannter.
    Fox bemerkt es. »Klingt, als ob er sich auf irgendwas vorbereitet. Wenn er auf sie losgeht, sind wir zu weit weg, um ihn aufzuhalten.«
    Niemand antwortet ihm.
    »Du hast mir nachgestellt«, sagt Simone Vander.
    »Ganz recht.«
    Sie lacht über sein schamloses Eingeständnis. »Ich vögle viermal mit dir, und du kommst nicht drüber weg.«
    »Fünfmal.«
    »Viermal. Du Versager. Das erste Mal war ein Witz. Du musst ihn reinstecken , bevor du abspritzt , sonst kannst du’s nicht als Vögeln bezeichnen.« Sie lacht lauter. Am Ende wird ihr grausamer Heiterkeitsausbruch vom Rauschen einer anbrandenden Woge gedämpft.

    Sie geht näher auf Huck zu.
    »Du bist so ein Penner , Travis.«
    »Ich weiß.«
    Sie wird wütend, weil er es einfach so einräumt, und ihre Augen werden zu Schlitzen. Sie bleibt stehen, sinkt ein bisschen in den Sand ein, tastet mit dem Fuß herum und findet schließlich festeren Boden.

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