Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
traten hervor. »Warum wollen Sie mit ihr sprechen?«
»Reine Routine …«
»Unglaublich. Ich schütze hier die Marsch, und ihr fallt mit Gestapomethoden über mich her?«
»Das ist ein bisschen hart, Sir«, sagte Reed.
»So, finden Sie? Meiner Meinung nach nicht.«
»Alma wie?«, sagte Milo.
»Guter Gott … Na schön, na schön. Reynolds, Alma Reynolds.« Er rasselte eine Telefonnummer runter.«Zufrieden? Jetzt müssen Sie mich aber durchlassen.«
Dr. Hargroves Team hatte ein paar kleine, braune Knochensplitter geborgen und auf eine am Ufer ausgebreitete blaue Plane gelegt. Alle drei Frauen waren wieder im Wasser, die Köpfe dicht über der Oberfläche, siebten und suchten.
»Was ist das ?«, sagte Duboff.
»Menschliche Knochen«, sagte Reed.
Duboff legte die Hand an den Mund und rief den Wissenschaftlerinnen zu: »Seid vorsichtig!«
Die Frauen blickten auf.
»Dieser Herr schützt die Marsch«, sagte Milo.
»Lassen Sie es nicht so trivial klingen«, versetzte Duboff.
»Dieser Herr ist wichtig für den Schutz der Marsch.«
Dr. Hargrove sagte: »Sir, wir sind äußerst vorsichtig gewesen und haben darauf geachtet, nichts kaputt zu machen.«
»Ihre bloße Anwesenheit bedeutet, dass die Marsch bereits kaputt gemacht wurde.«
Hargrove, Liz Wilkinson und die sommersprossige Wissenschaftlerin starrten ihn an.
Duboff warf einen weiteren Blick auf die Knochen.
»Sir, wir müssen das Feld räumen«, sagte Milo, »die Damen ihre Arbeit machen lassen. Apropos, haben Sie welche, Mr. Duboff?«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
Milo antwortete nicht.
»Ich hatte jedenfalls welche. Habe in einer Buchhandlung gearbeitet, Midnight Run.«
»Die hat letztes Jahr dichtgemacht.«
»Daher ›hatte‹«, sagte Duboff. »Ich habe im Lauf der Jahre ein paar Investitionen gemacht und kann es mir leisten, mich in aller Ruhe umzuschauen. Und keine dummen Sprüche von wegen Öl- und Gasaktien, okay? Ich besitze nämlich keine.«
»Junge«, sagte Milo, »das muss schwer auf einem lasten.«
»Was?«
»So einen riesigen Hau mit sich rumzuschleppen.«
Duboff sperrte den Mund auf.
Milo ergriff seinen Arm, sagte: »Schön, Sie kennen gelernt zu haben, Sir«, und führte ihn zur Straße zurück.
Reed und ich schauten ihnen hinterher, als sie zu Duboffs staubigem Jetta gingen.
Duboff fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Milo herum. Der blieb teilnahmslos. Als Duboff ins Auto stieg, zeterte er immer noch. Dann fuhr er endlich weg.
Milo kehrte zurück, bildete mit der Hand einen Schnabel und imitierte ein Schnattermaul.
»Merkwürdig und feindselig«, sagte Reed. »Aber ich glaube, wenn er schuldig wäre, hätte er versucht, freundlich zu sein. Ein Teil seiner Geschichte stimmt eindeutig - dass er nach neun beim Büro vorbeigeschaut und mit dem Ehrenamtlichen geredet hat. Der Junge heißt Chance Brandt, und er hat einen guten Teil dazu beigetragen, dass wir überhaupt von Serena erfahren haben - das wollte ich Ihnen eigentlich sagen, bevor uns die taube Nuss unterbrochen hat.«
»Erzählen Sie.«
Reed warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich weiß noch was Besseres. Wie wär’s, wenn wir den Jungen persönlich aufsuchen? Ich kann Ihnen unterwegs alles Weitere erklären. Ich habe lediglich mit dem Vater telefoniert, weil ich sichergehen wollte, dass ich auch alles richtig verstanden habe. Ich habe in einer halben Stunde einen Termin bei ihm zu Hause. Das wird ziemlich knapp, wenn wir nicht gleich aufbrechen.«
»Sie fahren, und wir kommen mit, Detective Reed.«
Milo setzte sich auf den Beifahrersitz von Reeds blauschwarzem Crown Victoria. Ich stieg hinten ein.
»Ist Moe die Kurzform von Moses?«
»Ja, Sir.«
»Ah.«
»Denken Sie an ein Baby, das im Schilf treibt, bei dieser ganzen Marschsache?«
»Der Gedanke kam mir tatsächlich.«
Reed lachte. »Meine Mutter war ziemlich bibelfest.« Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Moses hat das gelobte Land nie zu Gesicht bekommen.«
»Erzählen Sie mir von diesem Kid«, sagte Milo. »Diesem Brandt.«
5
Gut aussehender Junge, unverschämter Blick.
Chance Brandt fläzte auf dem überdimensionalen Brokatsofa im überdimensionalen Wohnzimmer einer überdimensionalen mediterranen Villa an der Old Oak Road in Brentwood. Das Haus roch nach frisch gelieferter Pizza und teurem Parfüm.
Chance trug Tenniskleidung. Wie seine Mutter, eine hinreißende, langbeinige Blondine mit meergrünen Augen und offensichtlich dominanten Chromosomen. Ihr matter
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