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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Lippenstift war stellenweise verkrustet, ihr Mund blass. Sie wollte die Hand ihres Sohnes halten, traute sich aber nicht.
    Auf der anderen Seite des Jungen saß Dad: dunkel, bullig, mächtiges Kinn, kahl, noch im blauen Oberhemd mit goldenem Hermès-Schlips. Ganz der entrüstete Anwalt, was immer wieder ein erfreulicher Anblick ist.
    »Unglaublich. Auch das noch.« Steve Brandt funkelte seinen Sohn an, als hätte Ödipus Gestalt angenommen.
    Der Junge sagte nichts.
    Brandt sagte: »Ich mache Testamente und Immobilien, hierbei kann ich dir leider nicht helfen, Chance.«
    »Ich bin mir sicher, dass es da nichts zu helfen gibt«, entgegnete Susan Brandt.
    Ihr Mann warf ihr einen giftigen Blick zu. Sie nagte ihre Unterlippe rosig und verschränkte die Arme.
    Moe Reed wandte sich an den Jungen: »Chance, erzähl uns, was vorgefallen ist.«
    »Ohne einen Anwalt?«, schnaubte Steve Brandt. »Ich glaube nicht.«
    »Sir, wenn er lediglich einen Telefonanruf entgegengenommen hat, ist kein Anwalt nötig.«

    Chance lächelte.
    Sein Vater lief rot an. »Ist irgendwas komisch , du Genie?«
    Susan Brandt hielt die Luft an, als hätte sie sich im Stacheldraht verheddert. Ihre grünen Augen wurden feucht.
    Milo sagte: »Wie Detective Reed erklärt hat, ermitteln wir in einem Mordfall. Wenn Chance etwas damit zu tun hat, braucht er unbedingt juristischen Beistand, und von uns aus soll er den auch so bald wie möglich bekommen. Aber darauf deutet nichts hin. Natürlich haben Sie das Recht, einen Anwalt zu verlangen. Wenn Sie diesen Weg tatsächlich einschlagen wollen, bitteschön, dann führen wir dieses Gespräch auf einem Polizeirevier, in einem Vernehmungsraum mit Videoaufzeichnung, Protokoll und so weiter.«
    »Wollen Sie mir drohen?«, fragte Steve Brandt. Sein Lächeln war unangenehm.
    »Ganz und gar nicht, Sir. So müssen wir schlicht und einfach vorgehen. Bislang gilt Chance lediglich als Zeuge. Als Zeuge eines Anrufs zumal. Deshalb sehe ich wirklich nicht ein, warum Sie nicht kooperieren.«
    Chances Blick wanderte zu uns. Nicht mehr blasiert, nur noch verdutzt.
    Steve Brandt verschränkte die Arme.
    »Okay, Sir«, sagte Milo, »dann sorgen Sie dafür, dass Chance morgen früh um sieben da ist, wenn wir einen Streifenwagen vorbeischicken. Aber es könnte auch schon heute Nacht sein, falls die Papiere früher kommen.«
    Er stand auf.
    »Moment«, sagte Steve Brandt. »Lassen Sie mich mit meinem Sohn unter vier Augen sprechen. Danach werde ich Ihnen mitteilen, wie wir mit diesem … Schlamassel weiter verfahren. Ist Ihnen das recht?«
    Milo setzte sich wieder. »Wir bemühen uns darum, es allen recht zu machen.«

    Hundertachtundfünfzig Sekunden später kehrten Vater und Sohn zurück, mit anderthalb Meter Abstand zueinander.
    Der Vater sagte: »Er wird Ihnen alles erzählen. Aber könnten Sie mir bitte Bescheid sagen, wie es dazu gekommen ist? Damit ich weiß, ob er ehrlich zu mir war.«
    Der Sohn starrte zum Fenster, durch das ein Pool mit schwarzem Boden zu sehen war.
    Moe Reed blickte Milo an. Der nickte.
    Reed sagte: »Um halb elf nachts erhielten wir einen Anruf bezüglich eines Toten in der Bird Marsh. Der Anrufer hatte von jemandem davon gehört, der es wiederum von Chance gehört hatte.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Steve Brandt.
    »Unser Anrufer sagte, jemand habe an diesem Abend im Büro der ehrenamtlichen Marschschützer angerufen, mit Chance geredet und ihm gesagt, er sollte nach einer Leiche suchen. Chance hielt es für einen Scherz. Unser Anrufer nahm es aber ernst.«
    »Wer war der Anrufer?«
    »Das überprüfen wir gerade.«
    Der Junge hing nach wie vor schlapp herum, aber mittlerweile standen ihm Schweißtropfen auf der Stirn.
    »Klatsch aus dritter Hand?«, sagte Susan Brandt. »Das klingt nicht überzeugend.«
    Ihr Mann funkelte sie an. Sie zupfte an einem französisch manikürten Daumennagel.
    Steve Brandt sagte: »Kids, die quatschen und fantasieren, ist das alles?«
    »Das hätte es sein können«, sagte Reed, »nur dass wir eine Leiche gefunden haben. Und es handelt sich eindeutig um Mord.« Er drehte sich zu Chance um. »Deshalb müssen wir ganz genau erfahren, was vorgefallen ist.«
    Der Junge sagte nichts. Sein Vater legte ihm die Hand auf
die Schulter, grub die dicken Finger in das weiße Trikot, eine Geste ohne jede Zärtlichkeit. Chance wand sich aus dem Griff.
    »Sag ihnen, was du weißt, damit wir die Sache endlich hinter uns bringen.«
    »Wie Sie schon gesagt haben, jemand hat angerufen«,

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