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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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bekamen ja beigebracht , wie man andere Leute manipulierte. Natürlich nannten sie es nicht so – sie benutzten Ausdrücke wie »Neurolinguistische Programmierung« oder Ähnliches. Die gleiche Masche, die Rennie bei den Sexualstraftätern probiert hatte.
    »Sie kannten also Alison McGregor, ja? War ja sicher nicht einfach für sie – alleinerziehende Mutter mit einer kleinen Tochter, das Studium, und dann die Proben und die Fernsehauftritte?«
    Sie rollte mit den Augen und lachte – ein kurzes, sprödes Bellen. »O Gott, ja. Aber sie war fantastisch, im Ernst, total das Vorbild. Wir waren wie Pech und Schwefel, Alison und ich, echt die allerbesten Freundinnen. Haben einander immer unsere Vorlesungsmitschriften zum Abschreiben gegeben, wenn eine mal nicht konnte.«
    »M-hm.« Logan schrieb das Wort »Lügnerin« neben Tanya Marsdens Namen in sein Notizbuch. Sämtliche Studentinnen und Studenten, mit denen er gesprochen hatte, schworen, dass sie Alison McGregors allerbeste Freunde seien. Alle sprangen auf den D-Promi-Zug auf und stritten sich um die Plätze: Schau mich an – ich kenne die entführte Frau und ihre gefolterte Tochter persönlich!
    »Ich kann’s nicht glauben, dass das passiert ist …« Die Tränen flossen wieder. »Die werden sie doch freilassen, nicht wahr? Alison und Jenny? Ich meine, inzwischen sind doch bestimmt Millionen im Fonds – das muss doch reichen.«
    »Sie war einfach der beste Mensch, den ich je gekannt habe.« Jade Shepley seufzte. »O Mann. Ich meine, allein die Vorstellung , was sie jetzt gerade durchmachen muss.« Sie zog die Stirn in Falten. Gerade mal neunzehn, und sie trug schon ein Twinset mit Perlenkette, dazu eine seriöse Bobfrisur und eine strenge Hornbrille.
    Auch ihr Zimmer war mit einer Postersammlung dekoriert: Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany ; ein Kätzchen auf einem Baum – » MANCHMAL IST DIE GANZE WOCHE MONTAG «; und ein paar Plakate von Amateur-Musicalproduktionen.
    »Es ist wirklich furchtbar, was da passiert ist. Arme Alison …« Jade beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Wir waren die besten Freundinnen, müssen Sie wissen.«
    »O nein, mir fällt wirklich niemand ein, der ihr Böses wollen könnte.« Philippa McEwan blinzelte, biss sich auf die Unterlippe und starrte ihre Hände an. »Alison ist einfach der tollste Mensch auf der ganzen Welt. Sie hat immer mal vorbeigeschaut, um zu erzählen, wie ihr Tag gelaufen war, oder um sich ein Buch oder so auszuleihen.« Poster: Harry Potter und der Orden des Phönix ; Zebulon aus der Kinderserie Das Zauberkarussell ; Einstein, wie er die Zunge rausstreckt. »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht für sie bete.«
    »Also, wenn Sie’s genau wissen wollen: Sie war ein richtiges Miststück.« Stephen Clayton lümmelte sich auf dem einzigen Stuhl im Zimmer, sodass Logan stehen musste. Poster: Coldplay; Yoda; U2; David Tennant als Doctor Who, wie er seinen Schall-Schraubenzieher aus der Tasche zieht, mit der Zeitmaschine TARDIS im Hintergrund – das Ganze signiert; und das klassische Jurassic-Park -Logo. Auf dem Boden stand ein ferngesteuerter Dalek neben einem Papierkorb, der von leeren Käseflipstüten überquoll.
    Clayton riss eine Dose Red Bull auf und trank gluckernd. Rülpste. Ohrring mit Totenkopf, T-Shirt mit Cannabisblatt-Motiv, Nasenpiercing, blonde Haare, die ihm bis zur Mitte des Rückens reichten.
    Schaut mich an, ich bin ja so was von rebellisch.
    »Und wieso?«
    Clayton kräuselte die Oberlippe. »Was glauben Sie denn? Aufgeführt hat sie sich, als ob sie mit der Queen verwandt wäre.« Seine Stimme sprang eine Oktave nach oben. »›Oh, ich bin im Fernsehen, ich bin ja so was Besonderes, so viel besser als der Rest von euch gewöhnlichen Prolls.‹ Miststück.« Er schob sich die Haare aus dem Gesicht. »Arrogantes, überhebliches, verlogenes, hinterhältiges Miststück.«
    Sehr durchsichtig.
    »Sie hat Ihnen einen Korb gegeben.« Logan versuchte nicht zu lächeln.
    »Als ob sie so ’ne Wahnsinnspartie gewesen wäre, mit ’nem kleinen Balg am Bein. Wer will sich das denn antun?« Er nahm noch einen Schluck Zuckerwasser mit Koffein. »Ich hab ihr ’nen Gefallen getan.«
    Ja, klar, du Westentaschen-Macho.
    »Also, was diese Entführung betrifft – denken Sie, dass sie nur bekommen hat, was sie verdient?«
    Clayton zog eine säuerliche Miene. »Sie machen Witze, oder? Wenn die sie freilassen, wird es schlimmer sein als je zuvor. Die Leute werden sich darum reißen, ihr

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