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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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und rannte auf die Telefonzelle zu.
    Alles still, bis auf den knirschenden Kies unter seinen Sohlen.
    Er riss die Tür der Zelle auf, und sofort hüllte ihn beißender Uringestank ein und trieb ihm die Tränen in die Augen. Der Hörer hing in der Gabel, die glänzende Metallschnur war noch dran. Das Telefon war so ziemlich das Einzige hier drin, was nicht mutwillig zerstört worden war.
    Aber es klingelte nicht.
    »Zeit?«
    Rennie bremste schwankend neben ihm ab. Sein sonnenverbranntes Gesicht war noch einen Tick röter als gewöhnlich, und er keuchte. »Zwei Minuten zu spät.« Er wirbelte um die eigene Achse. »Vielleicht haben sie ja noch nicht angerufen? Vielleicht sind sie aufgehalten worden. Oder so was …« Er starrte den gefütterten braunen Umschlag an, der anstelle des fehlenden Telefonbuchs auf der Ablage lag.
    Logan kramte ein Paar blaue Nitrilhandschuhe aus der Tasche und streifte sie über. Dann griff er nach dem Umschlag, der an »Die Bullen« adressiert war.
    Rennie wischte sich mit der Hand über den Mund. »Denkst du, der ist für –«
    »Natürlich ist er das.« Der Umschlag war nicht verschlossen. Logan schlug die Lasche zurück und spähte hinein. »Mein Gott.«
    »Was? Was haben sie …«
    Logan griff hinein und zog ein zusammengeknülltes Stück weißes Papier hervor, das in der Mitte rot verfärbt war. Vorsichtig pulte er es auseinander.
    In der Mitte lag ein kleines, längliches Stück Fleisch, mit einem pink lackierten Nagel an einem Ende und einem blutigen Stumpf am anderen. Der Zeh eines kleinen Mädchens.
    Das Einwickelpapier war mit getrocknetem Blut verschmiert, aber Logan konnte die lasergedruckte Botschaft dennoch entziffern: »Das nächste Mal kommt ihr vielleicht nicht zu spät.«

2
    »Hat Ihre Mutter Sie unter dem Idiotenbusch gefunden?« DCI Finnie zeigte mit dem Finger auf die graffitiverschmierte Telefonzelle, die eine einsame Kriminaltechnikerin in voller Tatort-Montur soeben mit Fingerabdruckpulver bestäubte. »Hielten Sie es deswegen für eine gute Idee, sämtliche Grundsätze der Spurensicherungüber den Haufen zu werfen, indem Sie diesen Umschlag öffneten, wo doch jeder Schwachkopf –«
    »Und wenn es nun Anweisungen gewesen wären? Eine Wegbeschreibung etwa?« Logan reckte das Kinn. »Hätten Sie ihn einfach liegen lassen?«
    Finnie schloss die Augen, seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch das Wallehaar. Mit seinen breiten, wulstigen Lippen und den Hängebacken glich der Chef der Kriminalabteilung von Jahr zu Jahr mehr einem frustrierten Frosch. »Wenn Sie pünktlich hier gewesen wären, anstatt –«
    »Es war schlicht und einfach unmöglich, die Strecke von Altens hierher in sechs Minuten zu schaffen!«
    »Sie sollten doch –«
    »Wir waren zwei Minuten zu spät. Zwei Minuten. Und in dieser Zeit haben die Typen es fertiggebracht, eine Botschaft auszudrucken, einem kleinen Mädchen den Zeh abzuhacken, alles in einen Umschlag zu stecken, ihn an ›die Bullen‹ zu adressieren und spurlos zu verschwinden?«
    »Aber –«
    »Wenn sie die Amputation hier vorgenommen hätten, wäre alles voller Blut.«
    Finnie blies die Backen auf und ließ die Luft in einem langen, feuchten Strom entweichen. »Verdammter Mist.«
    »Wir sollten gar nicht rechtzeitig hier sein; das war alles geplant.«
    Hinter ihnen rief eine Stimme: »Detective Superintendent? Hallo? Stimmt es, dass Sie Jennys Leiche gefunden haben?«
    Finnie sackte einen Moment in sich zusammen, dann verengten sich seine kleinen Knopfaugen. »Sind diese Bastarde vielleicht Hellseher ?«
    Es war eine dickliche Frau, bekleidet mit einer Jeans und einer hellblauen Bluse, die unter den Armen und zwischen den Brusttaschen dunkelblau verfärbt war. Sie kam schwerfällig die staubige Straße entlanggestapft, das ergraute Haar aus dem verschwitzten Gesicht gekämmt und zu einem Knoten gebunden. Ein pickliger Typ trottete hinter ihr drein und hantierte dabei an einer riesigen Kamera herum.
    Der Chef des CID straffte die Schultern, und seine Stimme war ein hartes Zischen, als er sagte: »Schaffen Sie diesen Umschlag ins Labor – die sollen jeden verdammten Test damit machen, den sie draufhaben. Und zwar nicht morgen oder nächste W oche , oder wann immer die da oben in Peterhead aufhören, das System mit ihren gottverdammten Bandenkriegs-Opfern zuzumüllen. Heute noch, und zwar so schnell wie möglich. Verstanden?«
    Logan nickte. »Ja, Chef.« Er wandte sich ab und ging auf die Telefonzelle zu, just in dem Moment, als der

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