Knochensplitter

einfach reinzuplatzen. Das hier ist mein Haus, ich habe auch Rechte.«
    » Aye. « Noch zwei Schritte, und sie waren in der Küche. Ein Kofferradio, das oben auf einem verschmierten Kühlschrank stand, schmetterte gerade die Instrumentalpassage des Songs. Leggett drückte auf den Knopf und brachte das Getöse zum Verstummen. Jetzt hörte man nur noch den Fernseher, der im Wohnzimmer vor sich hin plapperte. »Und jetzt haben Sie erst mal das Recht, Teewasser aufzusetzen und uns ein paar Schokokekse anzubieten.« Er lehnte sich an die Arbeitsplatte, während McInnes einen versifften Wasserkocher mit kaltem Wasser füllte, das Ding auf die Arbeitsplatte knallte und an die Steckdose anschloss.
    »Sie sollten doch erst nächste Woche wieder bei mir vorbeischauen …«
    Logan starrte ihn mit unbewegter Miene an. »Wir wissen Bescheid.«
    McInnes hielt einen Moment erschrocken inne, dann öffnete er einen Schrank und nahm drei angestoßene Henkelbecher heraus. »Versuchen Sie nicht, mich zu verarschen, Sergeant. Ich bin kein Halbidiot, den Sie einschüchtern und manipulieren können. Ich habe nichts verbrochen, und das wissen Sie auch.« Er ließ in jeden Becher einen Teebeutel fallen. »Sie stochern doch nur im Dunkeln.«
    »Trisha Brown.«
    »Nie gehört, den Namen.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Wirklich nicht? Wir haben nämlich einen Zeugen, der gesehen hat, wie Sie sie überfallen und entführt haben.«
    »Ihr Zeuge lügt.« Der Wasserkocher grummelte leise.
    »Wenn wir Ihren Wagen mit aufs Revier nehmen, was wollen wir wetten, dass er voll mit Trishas DNS , Haaren und Blut und Fasern von ihren Kleidern ist?«
    Die Titelmelodie von Friends dröhnte aus dem Wohnzimmer.
    McInnes räusperte sich. »Und wenn schon. Sie ist ’ne Prostituierte, nicht wahr? Vielleicht hab ich sie aufgegabelt?«
    »Haben Sie nicht gerade behauptet, Sie hätten noch nie von ihr gehört?«
    »Milch hab ich keine da.«
    Leggett schüttelte den Kopf. »Darren, Sie Dummkopf. Sie ist ja gar nicht Ihr Typ.«
    »Vielleicht schleppe ich ab und zu gerne Prostituierte ab. Ich dachte, das würde Sie freuen.«
    »Wo ist sie?«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich mich vor den Schultoren rumtreiben würde wie irgend so ein Perverser im Regenmantel?«
    »Darren …«
    Logan drehte sich um und ging zurück in die Diele. Der Fernseher und das Radio konnten noch nicht gelaufen sein, als sie geläutet hatten – das einzige Geräusch, das aus dem Inneren des Hauses gekommen war, war das Summen der Klingel. Das bedeutete, dass McInnes die Geräte eingeschaltet und die Lautstärke voll aufgedreht hatte, bevor er ihnen geöffnet hatte.
    Er versuchte etwas zu verbergen …
    Im Wohnzimmer zeigte der Fernseher eine Schar von Idioten, die in einem Brunnen herumtanzten. Logan griff nach der Fernbedienung und drückte auf den Stand-by-Knopf.
    Stille.
    Zeitungen und Zeitschriften lagen überall umher, dazwischen ein paar zerfledderte Taschenbücher. Auf Tapeten und Decke waren unregelmäßige orangebraune Flecken zu sehen. Eine Tabaksdose balancierte auf der Armlehne des durchgesessenen Sofas, leere Golden-Virginia-Beutel lagen wie Herbstlaub auf dem Teppich verstreut.
    Logan schloss die Augen und horchte.
    Er konnte die beiden in der Küche hören: »Wenn ich zu Prostituierten gehen will, ist das meine Sache; das geht niemanden was an.«
    »Letzte Woche haben Sie Stein und Bein geschworen, Sie hätten seit drei Jahren nicht mehr gevögelt!«
    »Warum sollte ich Ihnen Stoff für Ihre perversen Fantasien liefern?«
    Ein Klicken, und das Radio erwachte wieder zu ohrenbetäubendem Leben. »… nur sagen, dass wir alle bei Scotia Lift Alison und Jenny die Daumen drücken. Wir haben zweitausend Pfund für den Fonds gesammelt!«
    Logan steckte den Kopf durch die Küchentür. »Schalten Sie das verdammte Radio aus!«
    »Das ist mein Haus – Sie können hier nicht einfach reinplatzen und –«
    »Wo ist sie? Sie ist hier, nicht wahr?«
    » Und weiter geht es mit dem Wetter und dem Verkehrslagebericht, gleich nach Bohemian Rhapsody …«
    »Ich will, dass Sie jetzt beide gehen. Sie haben kein Recht –«
    Logan öffnete die erste Tür, die vom Flur abging: ein Bad, ganz in Hellblau gehalten, mit schlammig-grünen Schlieren unter den Wasserhähnen. Hinter der nächsten Tür kam ein Schlafzimmer zum Vorschein, aus dem ihm erdig-stickiger Schimmelgeruch entgegenschlug. Dann noch ein Schlafzimmer mit einem Einzelbett, die Bettdecke ein unordentlicher Haufen auf