Knuddelmuddel

der Zukunftsgenerator Elke aus Hamburg ausgewählt. Sie ist fünfzig Jahre alt und sie möchte wissen, wann er denn kommt, der Richtige. Was? Was ist das? Ich habe doch garnicht angerufen, ehrlich nicht, ich schwöre, ich habe das Telefon, die Telefone, weder Festnetz noch Handy, ich habe sie nicht berührt, schon, weil ich eine hohe Telefon-nicht-berühr-Schwelle in mir aufgebaut habe, damit ich nicht aus Versehen bei Claudio anrufe.
    Ich sehe auf meine Hände. Sie liegen mit mir auf dem Sofa.
    Ich sehe auf die Telefone. Sie liegen schweigend auf dem Tischchen neben mir.
    Es gibt also noch eine Elke aus Hamburg, die fünfzig ist und auf Mr Right wartet.
    Es gibt vermutlich zig Elkes aus zig Hamburgs, die um die fünfzig sind und auf ihre zig Mr Rights warten.
    Mit einer großen mentalen Kraftanstrengung schaffe ich es, auf den Ausknopf der Fernbedienung zu drücken. Und Susa verschwindet aus meinem Leben. Samt Zufallsgenerator, Zeitstrahl und Kristallpendel.
    Ich schalte den Computer ein.
     
    E-mail von Helene Schmidt
    Liebe Elke, wie geht es dir eigentlich wirklich? Ich habe Andrea auf dem Goldbekmarkt getroffen und sie hat wohl eine e-mail von dir, wollte aber nicht so recht mit der Sprache rausrücken, wie es dir geht. Sie sagte, du wärst immer noch krank geschrieben. Isst du denn auch richtig? Du weißt, wie wichtig eine gesunde Ernährung ist! Ich habe dir ein paar leckere Sachen zusammengepackt, sie sind an dich unterwegs. Deine Mutti
     
    E-mail von Sabine Timm
     
    Die Film-Therapeutin empfiehlt: „Er steht einfach nicht auf dich“, drei Tage, je eine Filmlänge, d.h. die ganzen hundertneunundzwanzig Minuten ohne Unterbrechung, nach dem Abendessen. Das sollte reichen. Dann drei Tage abwarten. Für den Fall, dass keine Besserung eintritt, die ganze Behandlung wiederholen. Du weißt, um welchen Film es sich hierbei handelt, den mit Jennifer Aniston, Drew Barrymore und Ben Affleck. Und der Titel verrät auch schon, worum es geht.
    Es geht um Folgendes: Wenn ein Mann sich nicht meldet, dann deswegen, weil er kein Interesse hat. Denn wenn er Interesse hätte, dann würde er sich melden. So einfach ist das. Trotzdem ist es manchmal gut, sich noch mal die lange Fassung reinzuziehen, damit man es auch wirklich begreift. Gute Besserung wünscht Bine - your personal film coaching expert
    PS: Medikament in Form einer DVD unterwegs, sollte dich bald erreichen. Als Folgemittel beigelegt ist „Sinn und Sinnlichkeit“. Für den Fall, dass Film eins nicht reicht. Wenn du auch noch „Stolz und Vorurteil“ brauchst, lass es mich wissen, dann besorge ich den Film
    PPS: die Jane Austen Filme empfehle ich, weil die Geschichten schon so schön alt sind und die Probleme immer noch die gleichen. Nur ohne Telefon. Irgendwie ist das doch beruhigend, oder? In diesem Sinne, noch ein Küsschen, Bine
    PPS: oder glaubst du, ich hätte meine beiden Kinder bekommen, wenn ich auf Mr Right gewartet hätte? Na? Also!
     
    E-mail von Andrea Reese:
     
    Wusstest du, dass Frauenstimmen eine so komplexe Vibration haben, dass sie von Männern als Musik eingestuft werden? Das macht ihnen das Zuhören natürlich schwer. Und gibt dem Sprichwort: Das ist Musik in den Ohren eine ganz neue Bedeutung. Was ich damit sagen will: Männer sind einfach anders. Aus. Ende. Da kann man nichts machen. So ist das Leben.
    Ignatia ist unterwegs, Anleitung liegt bei. Nicht nur angucken, sondern auch nehmen! Dicken Kuss - Andrea
     
    Wie still es hier in der Wohnung ist. Ich öffne das Fenster, der Verkehrslärm dringt in die Wohnung, das Hupen der Autos, die Lissabonner Hitze. Ich setze mich an das Klaiver und fange an zu spielen. La Valse de Amélie, und nochmal, weil´s so schön traurig ist, La Valse de Amélie, ich kann die Musik bis in mein Innerstes spüren. Ich fühle, wie die schwarze Romantik mein Herz umschließt. Ich spiele und spiele und spiele. La Valse de Amélie, la Valse de Amélie, la Valse de Amélie, la Valse de Amélie, la Valse de Amélie …
     
    „Jetzt ist aber Schluß”, sagt Evelina und hält mir die Hände fest. „Da ist ja der Affensong noch besser, der mit der Kokosnuss, oder das Madasgar-Lied, das, wo sie die Pest an Bord haben.“
    „Lass mich“, sage ich und versuche, Evelina abzuschütteln und weiter zu spielen. Aber sie hält meine Hände unerbittlich fest. Unglaublich, was für eine Kraft die alte Dame hat.
    „Nein“, sagt Evelina. „Wenn du das Stück noch einmal spielt, kriege ich da oben einen zuviel und werde